Lisa Burckgard und Jan Brenneker erforschen mit Benjamin Mast Yacon-Pflanzen. Foto: Lichtgut/Volker Hoschek

Die Uni Hohenheim will Studenten schon früh für Wissenschaft begeistern – und startet einen Forschungsschnupperkurs vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn.

Stuttgart - Studenten hatten einmal den Ruf, nur am Freizeitvergnügen interessiert zu sein. Auf 150 angehende Erstsemester der Universität Hohenheim trifft das nicht zu. Freiwillig haben sie sich eine Woche vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn am kommenden Montag an der Uni eingefunden, um an einer Forschungsschnupperwoche teilzunehmen. „Ich habe mich spontan dafür angemeldet, um gut ins Studium reinzufinden“, sagt Lisa Burckgard. Die 20-Jährige hat sich in ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr mit dem Thema Klimawandel befasst und schließt sich deshalb dem Kurs an, der die Folgen des Klimawandels auf ökologischen Landbau behandelt.

Die Exkursion findet in der Versuchsstation Kleinhohenheim nahe Schönberg statt. Hier lernen die Studenten die Forschungsarbeit des wissenschaftlichen Mitarbeiters Benjamin Mast kennen: „Wir pflanzen hier Yacon an, das in Südamerika als Nahrungsmittel genutzt wird. Der Geschmack der Wurzel erinnert an Äpfel“, sagt Mast. Das Interesse der Studenten ist sofort geweckt, sie schauen sich die unbekannte Pflanze genauer an. Schließlich sollen sie am Ende der Woche auch eine Präsentation vorbereiten.

„Die Idee dahinter ist, dass Studenten für Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Fächern sensibilisiert werden“, sagt Projektbetreuer Rosario Pires. Die Forschungsuni wolle ihre Studenten möglichst früh an die Praxis heranführen. Ganz praxisorientiert ist auch die Motivation der Studenten. „Mir ist es wichtig, dass ich schon mal Kommilitonen kennenlerne und mit den Experten Kontakte knüpfen kann“, sagt der angehende Agrarbiologie-Student Jan-Philipp Brenneker.

„Vor dem Sommersemester haben wir die Schnupperwoche zum ersten Mal veranstaltet“, erzählt Projektleiter Christian Poll. Danach habe er von den Studenten vor allem eine Rückmeldung erhalten: „Alle hatten die Angst vor dem Studienbeginn verloren.“ Er war selbst überrascht über das Interesse der Erstsemester. „Über die Hälfte der angehenden Studenten haben sich zum Wintersemester beworben“, sagt Poll. Finanziert wird der Schnupperkurs aus Sondermitteln des Landes. Dies ist nur eines der Projekte, mit denen die Uni Hohenheim ihre Studenten früh für die Wissenschaft begeistern will. Seit 2011 gibt es das Projekt Humboldt reloaded für Bachelor-Studenten. Bei kleineren Projekten können sie mitforschen und die erlernten statistischen Methoden auf ihre eigenen Forschungsfragen anwenden.

So weit sind die angehenden Erstsemester aber noch nicht. Für sie stehen erst einmal die ganz grundsätzlichen Dinge des Studienbeginns im Vordergrund: „Ich finde mich nun schon auf dem Campus zurecht“, sagt Jan-Philipp Brenneker zufrieden.