Zum ersten Mal in diesem Jahrhundert bekommt Belgien einen neuen König. Albert II. (links) gibt die Macht an seinen Sohn Philippe (rechts) ab. Ungewöhnlich für das kleine Land im Herzen Europas: Keine Krise belastet den Wechsel. Doch zum Abschied warnt Albert die Bürger. Foto: dpa

Zum ersten Mal in diesem Jahrhundert bekommt Belgien einen neuen König. Albert II. gibt die Macht an seinen Sohn Philippe ab. Ungewöhnlich für das kleine Land im Herzen Europas: Keine Krise belastet den Wechsel. Doch zum Abschied warnt Albert die Bürger.

Brüssel - Die Belgier erwarten mit Ungeduld einen historischen Thronwechsel in ihrem Land. König Albert II. wird am (morgigen) Sonntag offiziell abdanken. Sein ältester Sohn Philippe (53) wird dann der siebte König der Belgier werden und vor dem Parlament in Brüssel den Amtseid leisten.

Belgische Medien hoben hervor, dass der Wachwechsel an der Spitze des Staates geordnet verläuft und nicht - wie häufig in der Geschichte des Landes - von Krisen begleitet ist. US-Außenminister John Kerry begrüßte den „historischen Übergang“ von der Herrschaft Alberts zu der von Philippe.

Albert II. verabschiedete sich am Samstag in seiner letzten Ansprache zum Nationalfeiertag. Der 79-Jährige mahnte nach knapp 20 Jahren an der Staatsspitze dazu, keine Spaltung des Landes zuzulassen. „Ich bin davon überzeugt, dass es lebenswichtig ist, den Zusammenhalt unseres föderalen Staates zu bewahren.“

In dem Königreich driftet der reiche Norden mit Niederländisch sprechenden Flamen und der ärmere Süden mit französischsprachigen Wallonen zunehmend auseinander. Nach den Parlamentswahlen 2010 gab es 541 Tage lang keine gewählte Regierung - ein Weltrekord. Albert vermittelte in der Krise unermüdlich zwischen den zerstrittenen politischen Lagern.

Am Ende seiner Ansprache rief der scheidende Monarch alle Belgier auf, Philippe zu unterstützen. „Ich möchte mit einem Wunsch enden, der mir als König und als Vater sehr am Herzen liegt: Arbeiten Sie aktiv mit dem künftigen König Philippe und der künftigen Königin Mathilde zusammen“, sagte Albert auf Deutsch, das ebenfalls belgische Amtssprache ist.

Kerry gratulierte Albert für seine erfolgreiche Amtszeit

Am Sonntag sind unter anderem ein Gottesdienst, eine Militärparade und ein Feuerwerk in der Brüsseler Innenstadt geplant. Anlässlich des gleichzeitigen Nationalfeiertags wird es auch ein Volksfest unter sengender Sonne geben. Pompöse Auftritte mit zahlreichen gekrönten Häuptern - wie zuletzt beim Thronwechsel in den Niederlanden - werden ausbleiben.

Am Samstagabend begann ein populärer Ball im Marollenviertel im Herzen der Hauptstadt. Albert und seine Frau Königin Paola sowie Philippe und dessen Frau Mathilde waren auf der Gästeliste. Üblicherweise sind dort nur Alberts jüngster Sohn Prinz Laurent und dessen Frau Claire anzutreffen. Auf dem Programm der königlichen Familie stand auch ein klassisches Konzert im Palast der Schönen Künste.

Kerry gratulierte Albert für seine erfolgreiche Amtszeit. Er schrieb in einer Grußbotschaft: „Die Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Belgien gründet sich auf einer gemeinsamen Basis von Idealen, geschmiedet in der Feuerprobe des Krieges.“

In zurückliegenden Jahrhunderten waren Thronwechsel in Belgien oft von Trauer und Krisen überschattet. Leopold III., der Vater Alberts, war 1951 zur Abdankung gezwungen, um die Monarchie zu erhalten. Die Tageszeitung „Le Soir“ (vom Samstag) schrieb, Philippe übernehme den höchsten Posten im Staat unter exzellenten Vorzeichen, da es keine dramatischen Zustände wie in der Vergangenheit gebe.