Für viele Krankheiten gibt es noch keine Heilmethoden. Foto: dpa

Die großen Pharmakonzerne stecken in einem Dilemma: sie müssen entwickeln, aber wissen nicht, ob sich das rentiert.

Frankfurt - Die großen Pharmakonzerne stecken in einer Zwickmühle. Die Nachfrage nach neuen Medikamenten ist groß, viele Krankheiten können heute noch nicht oder nur zu sehr hohen Kosten behandelt werden. Das ist eigentlich ein Wachstumsmarkt. Doch zwei Dinge bremsen die Konzerne: Zum einen sind die Entwicklungskosten für ein neues Medikament nach wie vor extrem hoch und es dauert viele Jahre bis zur Marktreife eines Produkts. Zum anderen herrscht in den Gesundheitssystemen vieler Industriestaaten ein Sparzwang. Das Risiko, dass eine teure Entwicklung am Ende nicht den erhofften Ertrag abwirft , ist also spürbar gestiegen.

Daher vertrauen immer mehr Großkonzerne darauf, dass kleine Biotech-Entwickler die Aufgabe lösen, die benötigten Innovationen zu finden. Dann muss man als „Großer“ nur noch schnell genug sein, um den Erfinder zu übernehmen und sein eigenes Angebot zu erweitern.

In der Zwischenzeit müssen die Großkonzerne die richtige Balance finden. Sie müssen wachsen, auch um ihre indirekten Kosten ausgleichen zu können, die in jedem Konzern entstehen, und sich gleichzeitig auf die Gebiete konzentrieren, die die größten Zukunftschancen haben. In diesem Zusammenhang muss man auch die geplante Übernahme von Monsanto durch Bayer sehen: Die Leverkusener wollen bei Pflanzenschutzmitteln und Saatgut zum Weltmarktführer werden. Nur dann lässt sich das Geschäft ertragreich weiterführen.

Boehringer Ingelheim ist auf der Liste nach hinten gerutscht

Wie die Bestandsaufnahme der deutschen Pharmaunternehmen ausfällt, ist noch offen. Ist Deutschland als Entwicklungs- und Produktionsstandort der Branche noch wettbewerbsfähig? Boehringer Ingelheim stand zum Beispiel auf der Rangliste der Pharmariesen mal ganz weit oben und liegt jetzt im hinteren Viertel. Hier ist auch die Politik gefordert, wie die Beratungsexperten von EY richtig betonen. Nur wenn die Umfeldbedingungen stimmen, kann man im internationalen Wettbewerb mithalten. Bei der Skepsis der Deutschen gegenüber einigen neuen Entwicklungen in der Gen- oder Biotechnologie sind dort durchaus Fragezeichen zu setzen.

Dennoch ist es zu früh, ein Klagelied anzustimmen. Die Margen in der Pharmabranche sind im Vergleich zu anderen Industriezweigen nach wie vor mehr als auskömmlich. Und der Markt wächst weiter. Die drei verbliebenen deutschen Konzerne mit Pharmageschäft unter den 21 größten Konzernen – Bayer, Boehringer und Merck – haben früh neue Wege gesucht. Die Chancen auf weiteren Erfolg stehen nicht schlecht.