Heiter, aber auch wolkig: „Das Phantom von Opa“ im Theaterhaus Foto: Baraniak

Christian Bergs Stück „Phantom von Opa“ ist im Theaterhaus in Stuttgart zu sehen – eine unterhaltsame Revue, in der auch der Zeigefinger erhoben wird.

Stuttgart - Drei mannshohe Lettern prägen das Bühnenbild: O-P-A. Opa selbst (Petter Bjällö) trällert Tonleitern, ehe er sich ans stechende Herz greift. Ein Engel holt ihn ab, der Rollator to heaven leuchtet in allen LED-Farben, als es ins Jenseits geht. Zurück bleiben das gewaltige Vermögen des ruhmreichen Opernsängers und seine Katze Glitzerbella - und nur solange die vom Reichtum profitiert und sich um sie gekümmert wird, dürfen die Schwiegertochter (Ute Geske) und die Enkelin (Theresa Löle) den Nachlass des Opas verprassen. Die beiden Erbinnen gieren zwar nach dem Geld, wollen das Tier aber ins Heim abschieben.

„Das Phantom von Opa“ von und mit Christian Berg, derzeit zu sehen im Theaterhaus, ist ein vergnügliches Familienmusical mit technisch einwandfreien Sängern und Scherzen für alle Altersklassen. Berg hat ja Erfahrung und bereits aus etlichen Stoffen erfolgreiche Musicals für Kinder gefertigt, „Jim Knopf“ oder „Oliver Twist“ etwa.

Abstrus-alberne Hommage

Dieses Werk kommt nun als abstrus-alberne Hommage an dieses Genre daher, voller Anspielungen auf Klassiker wie „Tanz der Vampire“ und „Starlight Express“. Besonders gelungen sind die irisierenden Kostüme und Puppen: Die divenhafte Katze Glitzerbella etwa ist eine Handpuppe mit Kopffederschmuck und Stola, beim aberwitzigen Johann Sebastian Überbiss handelt es sich um die zum Leben erwachten dritten Zähne des Greises.

Am spaßigsten ist dieses märchenhafte Spektakel, wenn Christian Berg, der unter anderen den Diener Johann mimt, ironisch aus der Rolle fällt: „In Hamburg haben wir für die Szene elf Versuche gebraucht, da hatten wir aber eine andere Darstellerin für diese Rolle, dir traue ich glatt 15 zu!“, herrscht er Theresa Löle an, die aber einen astreinen Job macht wie alle Akteure.

Schwachpunkt beim „Phantom von Opa“

Einen Schwachpunkt gibt es aber doch: „Das Phantom von Opa“ will noch etwas mehr sein als gute Unterhaltung, was leider nicht überzeugend gelingt. Nach einer Szene, in der zwei Wohnungslose als Penner bezeichnet werden, bittet Berg ein sich freiwillig meldendes Mädchen auf die Bühne, um eben jene Szene intensiv zu reflektieren. Der Dialog gipfelt in Christian Bergs Wunsch, man möge auf der Straße lebende Menschen doch in Zukunft nicht kalten Blickes passieren: „Wir müssen ihnen nicht unbedingt etwas geben, aber uns mal mit ihnen darüber unterhalten, was sie wirklich brauchen.“ Löblich. Doch hätte man an einer solchen Stelle nicht auch einfach mal so richtig aufdrehen und Papa, Oma und Enkel an die Möglichkeit erinnern können, solch einem Armen nicht bloß zuzuhören, sondern ihm dann halt in Gottes Namen einen Zehn-Euro-Schein in die Hand zu drücken? Wohl nicht, denn das wäre wahre Anstiftung zu sozialem Denken und einem Bürgertum freilich nicht zumutbar gewesen, dem es bekanntlich immer dort nicht geheuer ist, wo es - gleich den beiden anfangs so geizigen Protagonistinnen - tatsächlich seinen Besitz teilen müsste.

Vorstellungen 12. und 13., 15. bis 20. August