Grünes Licht wird’s an der Ampel nahe der Theodor-Heuss-Kaserne seltener geben. Foto: Patricia Sigerist

Bezirksbeiräte pochen auf Verkehrsdosierung mit verlängerten Rot-Phasen an den Ortseingängen. Für die Lokalpolitiker im größten Stuttgarter Stadtteil gibt es keine Alternative .

Fellbach - Das war ein herber Dämpfer für die zarten Fellbacher Hoffnungen: Die Sitzung des Bezirksbeirats Bad Cannstatt am Mittwochabend ließ wenig Interpretationsspielräume: Für die Lokalpolitiker im größten Stuttgarter Stadtteil gibt es keine Alternative zu den seit längerem diskutierten Pförtnerampeln an den Cannstatter Ortseingängen.

Damit an dieser Position auch ja keine Zweifel aufkommen, schlug Roland Schmid (CDU) gleich mal starke Nägel ein: „Wir haben in Fellbach gute Freunde, aber irgendwann hört die Freundschaft auch auf“, wetterte der Christdemokrat in Richtung Osten. Denn: „Wir müssen jetzt nach uns selber schauen.“

Und auch in Cannstatt wirkt die neue grün-schwarze Konstellation: Fellbach habe durch den Kappelberg- und den Stadttunnel in den vergangenen Jahrzehnten die eigenen Verkehrsprobleme geregelt – aber auf Kosten von Bad Cannstatt, machte Bezirksbeirat Peter Mielert von den Grünen aus seiner Verärgerung keinen Hehl. „Unser Kernproblem ist“, ergänzte wiederum Roland Schmid, „dass mehr Fahrzeuge auf unsere Straßen wollen als verträglich ist. Wir können nur Abhilfe schaffen, wenn wir den Zufluss aus der Region reduzieren“, sagte der Christdemokrat. Und das sei mit den bisherigen Vorschlägen der Stuttgarter Stadtverwaltung nicht machbar.

Konkret sollen diese Pförtnerampeln für verstärkte Rot-Phasen sorgen

In diesen Tenor stimmten auch die Sozialdemokraten ein. So präsentieren CDU-Mann Schmid und sein SPD-Ratskollege Marcel Schlatterer gleich einen Antrag: Eine nachhaltige Entlastung des Verkehrs in Bad Cannstatt setze eine funktionierende und wirksame Zuflussdosierung an den Einfahrtsstraßen von Fellbach beziehungsweise Schmiden her voraus. Konkret sollen diese Pförtnerampeln für verstärkte Rot-Phasen an der Nürnberger Straße (auf Höhe der Beskidenstraße beziehungsweise der Karpatenstraße) und am Kleinen Ostring – dorthin führt die Verlängerung der Schmidener Gotthilf-Bayh-Straße- sorgen. Die künftig verlängerte Wartezeit für Auto-, Lastwagen- oder Kraftradfahrer aus dem Osten wird womöglich nicht lange auf sich warten lassen: Nach Auffassung der Cannstatter muss für die Umsetzung Ende 2017 oder Anfang 2018 angepeilt werden.

Hintergrund des Ganzen sind die Bemühungen der Stuttgarter Lokalpolitiker und der Anwohner, den Schleich- und Durchgangsverkehr im Bezirk Espan zu reduzieren. Jenes Gebiet befindet sich nördlich der Nürnberger Straße. Dass die Stadt Stuttgart selbst auf andere Vorschläge setzt, wie am Mittwoch deutlich wurde, war den Bezirksbeiräten völlig egal. Die Entlastungs- und Lösungsvorschläge von Andreas Hemmerich vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, der im Bezirksbeirat zu Gast war, wurden als nicht ausreichend fürs Wohngebiet eingestuft. Unbestreitbar sei, dass etwas getan werden müsse, sagte Hemmerich. Zu Spitzenzeiten würden stündlich rund 500 Fahrzeuge in der Tempo-30-Zone an der Oberen Waiblinger Straße aufschlagen. Diese Verkehrsmengen seien an dieser Stelle unverträglich.

Eine Pförtnerampel an der Beskidenstraße kommt eher nicht in Frage

„Wir haben viele kleinräumige Maßnahmen untersucht und viele wieder verworfen“, sagte Hemmerich. Geblieben sei eine Lösung, die nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip vorgehe und schnell umsetzbar sei. So soll künftig die Durchfahrt von der Theodor-Veiel-Straße in die Obere Waiblinger Straße Richtung Innenstadt und Kreisverkehr nicht mehr möglich sein. „Das ist die geeignetste Lösung, den Espan zu entlasten“, sagte Hemmerich. Eine Pförtnerampel an der Beskidenstraße käme eher nicht in Frage. „Wir wissen nicht, ob dadurch nicht neue Schleichwege entstehen, die keiner will.“ Auch mit der Stadt Fellbach habe man gesprochen, die durch eine Pförtnerampel ein Verkehrschaos auf ihrer Gemarkung erwarte. „Fellbach lehnt die Pförtnerampel ab und befürwortet unseren Vorschlag“, so Hemmerich.

Nicht jedoch der Bezirksbeirat, wie der Mittwochabend zeigte. Die endgültige Entscheidung fällt der Stuttgarter Gemeinderat, der Planungsmittel in den Haushalt noch einstellen muss. Die bisherigen Äußerungen aus diesem Gremium lassen jedoch vermuten, dass der Stuttgarter Gemeinderat eher auf Linie der Cannstatter Bezirksbeiräte liegt – zum Verdruss der Fellbacher.