Das Pflegezentrum Bethanien wirbt mit dem eigenen Nachwuchs um mehr Nachwuchs. Für einen Tag wurden deshalb fünf junge Mitarbeiter zu Schauspielern.
Möhringen - Anfangs fällt das blaue Seil in ihrer Hand gar nicht so auf. „Hallo, ich bin die Parthena, 20 Jahre alt und seit einem Jahr Altenpflegerin“, sagt die junge Frau in die Kamera, ehe sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht rechts aus dem Bild huscht. Später kommen noch hinzu: ein grünes Seil, das wie ein Schal um den Hals gewickelt ist, ein neonrosa Seil als Armbandersatz, ein um die Hüfte geworfenes grünweißes Seil und eines in orange, das wie bei einem Kletterer über der Schulter liegt. „Das hat nicht jeder verstanden“, sagt Annika Thal, die in Minute 2:01 ihren ersten Auftritt hat – und zwar nicht nur mit dem erwähnten grünweißen Hüftseil, sondern auch mit einem dicken Schulungswälzer im Arm. Aufschrift: Altenpflege heute. Die Seilerei erklärt sich übrigens erst zum Schluss, so ab 3:02.
Parthena Avranitopoulou, Annika Thal, Felix Abele, Lia Jimshitaschvili und Suncica Curic haben zwei Dinge gemeinsam. Alle fünf arbeiten im Pflegezentrum Bethanien, sind Auszubildende oder gerade fertig. Und alle fünf sind Darsteller in einem dreieinhalbminütigen Videoclip, mit dem die Einrichtung um Nachwuchs werben will. Junge Leute sprechen zu jungen Leuten, so die Idee. Seit Oktober ist der Film im Netz abrufbar.
„Flyer sind nicht der letzte Schrei“, sagt Birte Stährmann, die für die Öffentlichkeitsarbeit im Bethanien zuständig ist. „Es muss ja geteilt und geliket werden können.“ Mit dem Like-Knopf können Nutzer sozialer Netzwerke im Internet eine positive Bewertung abgeben. Das trägt zur Verbreitung bei. Und gerade darum geht es ja. „Wir konkurrieren mit anderen Ausbildungsberufen“, sagt sie. Videos im Netz sind da zeitgemäßer, gerade wenn die Zielgruppe um die 20 Jahre ist.
Wiederholt und wiederholt
Auf die Idee zum Video kam Stährmann zusammen mit der Pflegedienstleiterin Doris Wüstner und Benita Straile, die die Schulungen für die Azubis im Haus übernimmt, schon vor einem knappen Jahr. „Wir haben uns überlegt, wie wir auf uns aufmerksam machen können“, sagt Stährmann. Unterstützung kam vom evangelischen Medienhaus. Ein Kameramann schaute vorbei, es wurde ein erstes Storyboard entworfen. Dann wurden am 16. September die Schauspieler zusammengerufen. Morgens um 9 Uhr ging es mit ein wenig Theorie los, schließlich war noch keiner der Azubis vor einer Kamera gestanden. Nach dem Mittagessen wurden die ersten Szenen aufgenommen, und wiederholt, und wiederholt. Um 19.30 Uhr waren die Szenen im Kasten. Die Kosten in Höhe von 2000 Euro übernahm der Förderkreis des Pflegezentrums.
Auf der Internetplattform Youtube wurde der Clip bis Anfang November bereits mehr als 500-mal geklickt. Und bei der Diakonischen Altenhilfe ist er auf der Hauptseite eingebettet. In der Berufsschule wurde Thal schon darauf angesprochen. „Die anderen waren neidisch, weil sie in ihren Heimen keinen Film gemacht haben“, sagt sie. Und „mich haben schon ein paar Leute darauf angesprochen, dass das ein cooler Film ist“, sagt Avranitopoulou. Sogar Leute, die sie seit Längerem nicht gesehen hat und die mit der Pflege nichts zu tun haben, seien darunter gewesen. „Das hat mich gewundert, hätte ich nicht gedacht“, sagt sie.
Das mit den bunten Seilen klärt sich also in der letzten halben Minute. Da steht der Nachwuchs nach einer Runde Kegeln auf der hauseigenen Bahn vor dem Brunnen und knüpft ein gemeinsames Band. Teamarbeit ist im Bethanien wichtig, soll das wohl bedeuten, und der Titel des Clips heißt ja auch „Komm zu uns ins Team“.