Die Versorgung von Senioren spielt für immer mehr Menschen eine zentrale Rolle. Foto: dpa

Alexander Gunsilius vom Sozialamt hat im Bezirksbeirat über den Kreispflegeplan berichtet. Auf den ersten Blick sieht die Situation in Stammheim positiv aus, ein Blick über den Tellerrand zeigt aber, dass das Angebot an Pflegeplätzen stuttgartweit betrachtet werden muss.

Stammheim - Wie können Pflegebedürftige versorgt, wie Angehörige unterstützt werden? Diese Frage spielt für immer mehr Menschen eine zentrale Rolle. Wie Stuttgart mit diesem Thema umgeht, darüber hat Alexander Gunsilius im Bezirksbeirat berichtet. Der Mitarbeiter des Sozialamts ging dabei auch kurz auf die Situation in Stammheim ein.

Gab es 2015 stuttgartweit noch 16 370 Pflegebedürftige in Heimen und in den eigenen vier Wänden, so wird die Zahl laut Schätzung im Jahr 2030 auf gut 19 000 ansteigen. „Pflege ist ein Frauenthema“, sagte Gunsilius. 64 Prozent der Pflegefälle seien Frauen, um sie kümmern würden sich vor allem Töchter und Schwiegertöchter. Ob dies künftig so bleibt, stellte Gunsilius in Frage: Immer mehr Frauen seien berufstätig, zudem nehme die Zahl der Singlehaushalte zu. Dazu käme noch der Fachkräftemangel beim professionellen Pflegepersonal. „Der Generationenvertrag stößt an seine Grenzen“, gab Gunsilius zu bedenken.

Was die Zahl der Heimplätze in Stammheim betrifft, so sehe die Lage auf den ersten Blick sehr gut aus: Luise-Schleppe-Haus und Schloss böten zusammen 123 Plätze, der Stammheimer Bedarf sehe laut Kreispflegeplanung für das Jahr 2020 insgesamt 119 Plätze vor. Auf den zweiten Blick freilich ändere sich die Lage, da in den beiden Einrichtungen eben nicht nur Stammheimer versorgt würden, sondern auch Menschen von außerhalb. Als Vergleich ging Gunsilius kurz auf Weilimdorf ein: Die Wohnanlage am Lindenbachsee biete rund 100 Plätze, der Weilimdorfer Bedarf liege aber bei rund 300. Deshalb ist für ihn klar: „Wir müssen ganz Stuttgart und die Region im Blick haben.“

Im Fall der Landeshauptstadt ergebe sich für das Jahr 2020 ein zusätzlicher Bedarf von rund 600 stationären Dauerpflegeplätzen. Dazu müsse man nochmals eine ähnlich hohe Zahl addieren, da es in Stuttgart momentan 619 Doppelzimmer in Pflegeeinrichtungen gebe, die aber laut Landesheimbauverordnung von 2019 an in Einzelzimmer umgewandelt werden müssen. So läge der zusätzliche Gesamtbedarf für 2020 bei gut 1200 Plätzen. Ganz so extrem, wie es sich anhöre, werde es aber kaum kommen: Pflegeheime hätten die Option, Doppelzimmer noch längere Zeit zu nutzen. Im Falle des Luise-Schleppe-Hauses könnten die 21 Doppelzimmer noch 25 weitere Jahre beibehalten werden.