Kaum einer will in der Pflege arbeiten: Auf 100 Stellen in der Altenpflege kommen nur 28 Bewerber Foto: dpa

Der Pflegenotstand in Baden-Württemberg wird immer katastrophaler. Pflegepersonal aus dem Ausland sollte den Fachkräftemangel lindern. Doch das Konzept geht nicht auf.

Stuttgart - Christian Rauch, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA), schlägt Alarm. Er rechnet damit, dass in Baden-Württemberg bis 2030 Tausende Fachkräfte in der Altenpflege fehlen werden. „Es werden rund 20 000 Pflegekräfte fehlen“, sagte Rauch den Stuttgarter Nachrichten. „Dann können sich nur noch die Superreichen eine gute Betreuung leisten, und der Rest muss nehmen, was er bekommt, oder ist ganz auf sich allein gestellt. “

Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die unserer Zeitung vorliegt, kommen in Baden-Württemberg schon jetzt auf 100 offene Stellen in der Altenpflege nur 28 Bewerber. „Demnach dauert es in der Altenpflege auch überdurchschnittlich lange, bis eine Stelle besetzt ist. Nämlich 124 Tage, das ist 46 Prozent länger als der Durchschnitt“, sagte Rauch.

Die Versuche, Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben, hätten wenig gebracht: „Die Programme haben nicht den Erfolg gebracht, den man sich versprochen hat“, sagte Rauch. Zum einen kämen diese Beschäftigten meist aus der Kranken- und nicht aus der Altenpflege. „Die Menschen wechseln also bei der erstbesten Gelegenheit wieder in die Krankenpflege.“ Zum anderen seien die Arbeitgeber oft nicht bereit, die Kosten aufzubringen, die rund um die Anwerbung entstehen. „Die Arbeitgeber wollten nicht 3800 Euro auf den Tisch legen, um so eine Kraft einzustellen“, sagte Rauch.

Er startet daher in Baden-Württemberg eine Initiative, um die Berufe in der Altenpflege attraktiver zu machen. Dazu gehört mehr Gehalt: „Wir reden hier auf jeden Fall über eine Steigerung jenseits dessen, was bei Tarifverhandlungen normalerweise diskutiert wird. Mit einer Lohnsteigerung von drei Prozent ist es bei den Fachkräften in der Pflege nicht getan.“ Am Donnerstag trifft sich Rauch mit Branchenvertretern zu einem Spitzengespräch.