An zwölf Abfalleimern in Sindelfingen werden Abstellringe für Pfandflaschen und Dosen installiert. Auch in Stuttgart startet ein Versuch mit den Pfandringen.

Sindelfingen - Sie sind vor allem in den frühen Morgenstunden unterwegs, hat Marco Gras beobachtet: In Sindelfingen gehen Flaschensammler ihrer Suche nach einem Zubrot in der Dunkelheit nach. „Um im Müll zu wühlen, muss man eine Schamgrenze überwinden“, sagt der stellvertretende Bereichsleiter der Stadtreinigung. Diese Drecksarbeit soll den betroffenen Menschen künftig erspart werden. Nach und nach werden zwölf Mülleimer in der Sindelfinger Innenstadt mit dem Pfandring ausgestattet. Die Metallkonstruktion wird außen an die Eimer geschraubt, Flaschen und Dosen kann man einfach und schnell darin abstellen – und herausnehmen.

Die Idee dazu stammt von Helga Sommerer. Die Mitarbeiterin der städtischen Abteilung Umwelt und Grünordnung hatte einen Artikel über die Erfindung des Kölner Designers Paul Ketz gelesen: Vor rund einem Jahr sind die ersten Pfandringe in Bamberg installiert worden. „Ich sehe oft Menschen, die in die Mülleimer schauen“; erklärt sie ihre Motivation. Dass sie zwischen benutzten Taschentüchern und Essensresten nach ein paar Cent Pfand suchen müssten, hält Helga Sommerer nicht nur für unappetitlich, sondern auch für entwürdigend. Sollten Scherben im Abfall liegen oder Spritzen, kann das Flaschensammeln sogar gefährlich werden.

In Stuttgart sollen demnächst ebenfalls entsprechend ausgestattete Versuchsmülleimer aufgestellt werden. „Es ist für uns ein Experiment“, sagt auch Sindelfingens Baubürgermeisterin Corinna Clemens. An den zwölf ausgewählten Standorten rechnet sie mit einem hohen Umschlag. Neben dem Marktplatz sind weitere Pfandringe auf dem Wettbachplatz und dem Schaffhauser Platz zu finden, am Busbahnhof, am Bahnhofsvorplatz und auf dem Berliner Platz. Das speziell für die Sindelfinger Mülleimer gefertigte Metallteil „sieht gut aus“, findet Corinna Clemens, „und es holt die Flaschensammler aus der Schmuddelecke heraus“. Von den 135 Euro teuren Pfandringen würden nicht nur bedürftige Menschen profitieren, auch die Restmüllmenge werde reduziert. Die Mitarbeiter der Stadtreinigung füllen jede Woche mit weggeworfenenem Pfandgut fünf Bäckerkisten, ohne danach zu suchen. „Ich hoffe, dass die Sindelfinger das Angebot ordnungsgemäß nutzen“, sagt Corinna Clemens – nicht dass die Pfandring-Eimer zu einem Sammelplatz für Leergut in großen Mengen werden.