Mit 67,40 Metern überragt der Bau sogar den Stiftskirchenturm. Foto: Fatma Tetik

Der Turm der Petruskirche in Gablenberg ist vom Gerüst befreit. In einem Jahr soll die Sanierung abgeschlossen sein.

S-Ost - Die Sanierungsarbeiten an der Petruskirche schreiten sichtbar voran. Pfarrerin Katharina Roos berichtet im Interview über den Fortschritt der Maßnahmen.

Frau Roos, wie man gut erkennen kann, schreiten die Arbeiten an der Petruskirche voran. Die Turmspitze ist bereits vom Gerüst befreit. Wie kommen die Arbeiter voran?
Der erste Bauabschnitt ist fast abgeschlossen. Aufgrund von eher gerüstorganisatorischen Problemen wird es wohl nicht gelingen, das Gerüst im vorderen Bauabschnitt bis Weihnachten vollständig abzubauen, aber bald danach. Die Gerüstbauer sind gegenwärtig über die Maßen beansprucht und ausgelastet.
Was wurde in der letzten Zeit bereits alles gemacht?
Im schon bearbeiteten vorderen Abschnitt der Kirche, inklusive Turm, ist der ziemlich schadhafte und brüchige Putz vollständig erneuert worden – und zwar in einer feineren Struktur und in hellem Weiß, so wie das auch bei der ursprünglichen Putzgestaltung der Kirche von 1902 der Fall war. Nach dem Krieg war ein grob strukturierter, eher gelblicher Putz aufgetragen worden. Ebenso sind sämtliche Natursteine überprüft und restauriert und gegebenenfalls auch ausgebaut und in der Werkstatt komplett saniert worden. Dies gilt auch für die bildhauerischen Arbeiten. Von der Petrusfigur über dem Eingangsportal, deren Zerfallsprozess weit fortgeschritten war, wurde vom Steinmetz eine bildhauerische Kopie gefertigt. Des Weiteren sind diverse Instandhaltungsarbeiten wie beispielsweise am Turm, am Turmdach und im Dachstock durchgeführt worden. Im Grunde ist die komplette Außenseite der Kirche grundsaniert worden.
Und was sind die nächsten Arbeitsschritte?
Sobald der erste Bauabschnitt abgeschlossen ist, wird ein Gerüst für den zweiten, hinteren Teil der Kirche aufgerichtet. Dann werden erst alle Schäden kartiert. Erst danach wird der Maßnahmenkatalog in Absprache mit dem Landesdenkmalamt endgültig festgelegt und die Arbeiten ausgeschrieben. Im Groben geht es wie beim ersten Bauabschnitt um eine Komplettsanierung der Außenseite der Kirche, insbesondere Putz- und Natursteinarbeiten. Auch das Dach der Kirche ist dieses Mal mit der Außenseite dabei. Insgesamt verspricht der zweite Bauabschnitt einfacher zu werden. Der sehr hohe Turm hat einfach besondere Anforderungen gestellt und außerdem kann man auf die Erfahrungswerte vom ersten Bauabschnitt zurückgreifen. Einen Nachtrag zum ersten Bauabschnitt gibt es auf jeden Fall auch noch: Die nachkopierte Petrusfigur wird erst auf ihren Sockel gesetzt, wenn das Gerüst abgebaut ist, um Beschädigungen der feinen Bildhauerarbeit durch den Gerüstabbau zu vermeiden.
Gibt oder gab es unerwartete Schwierigkeiten beim Sanierungsprozess?
Die Schäden an den Natursteinen im Sockelbereich waren doch weit größer, als es sich nach der Schadensaufnahme dargestellt hat. Wie bei einer menschlichen Operation sieht man manches eben erst, wenn man „aufmacht“ beziehungsweise sich direkt am Stein zu schaffen macht. Mehr Steine als ursprünglich vorgesehen mussten daher ausgebaut werden. Außerdem gab es Verzögerungen durch Lieferschwierigkeiten beim Steinmaterial.
Gibt es einen groben Zeitplan für die Fertigstellung der Arbeiten?
Was den ersten Bauabschnitt angeht, wird sich der erhoffte Termin, zu Weihnachten gerüstfrei zu sein, wohl nicht ganz halten lassen. Für den zweiten Bauabschnitt peilt man Ende 2017 als Fertigstellungstermin an. Allerdings hängt das sehr davon ab, wie hart und lang der Winter wird. Die Arbeiten an Stein und Putz vor Ort kann man nicht bei jeder Witterung durchführen. Außerdem zeigt sich erst nach Kartierung der Schäden, beziehungsweise Festlegung des Maßnahmenkatalogs, wie umfangreich die Restaurierungsarbeiten sein müssen.
Die Sanierung der Kirche schlägt mit etwa zwei Millionen Euro zu Buche.
Wir sind uns bewusst, dass dies sehr viel Geld ist. Wir sehen aber auch die Chance, die Kirche wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit in der Ortsmitte Gablenbergs zur Geltung zu bringen. Dies ahnt man schon jetzt, wenn man auf den fast fertiggestellten Turm schaut. Und wenn das Träumen noch erlaubt ist: Die schöne neugotische Kirche käme natürlich noch besser zur Geltung, wenn der Verkehrsstrom durch Gablenberg reduziert und in seiner Geschwindigkeit gedrosselt werden könnte, so dass die Menschen wieder geruhsamer an der Hauptstraße entlang flanieren könnten. Ein Bonmot, das in Gablenberg schon die Runde macht: Die Kirche ist so schön geworden, sie wird bestimmt bald die Vorlage für eine Kirche für Modelleisenbahnanlagen abgeben.