Peter Maffay lieferte in der Schleyerhalle ein Spektakel aus Farben und Klängen Foto: Sony

Peter Maffay lockt tausende Fans in die Stuttgarter Schleyerhalle. Der Altrocker liefert ein dreistündiges Konzert und packt dabei neben Klassikern auch Coverversionen aus. Das Publikum dankt es ihm.

Was Maffay den Lesern dieser Zeitung im Herbst in einem Interview versprach, das hält er auch: Seine Show ist ein Spektakel, seine Bühne ist ein Wunder. Mitten in den Publikumsmassen, die am Samstag die ausverkaufte Schleyer-Halle füllen, liegt diese Bühne als ein großer, leicht gewellter Kreis - Zuschauer sitzen in ihm, hinter ihm, vor ihm, um ihn herum.

Die Platten, die diese Konstruktion bilden, sind Projektionsfläche für Maffays eigene Farbenspiele: Psychedelisch bunt liebt er es zumeist, Rot und Gelb dominieren, fliegen als Muster, Schlieren über den Zirkel, auf dem der Sänger mit Gitarre und seine formidabel auf Hardrock getrimmte Band hin und her eilen.

Zwei Stege durchschneiden den Kreis - einer in der Breite der Halle, einer in der Länge. Auf diesem sprintet Peter Maffay seinen Fans entgegen, hin zum Mikrofon, das ihn an der Stirnseite erwartet. Vier digitale Bildwände unter der Decke der Schleyer-Halle lassen den Musikern auf die Finger blicken. Jene des Keyboarders sind üppig tätowiert. Außerdem trägt der Mann einen grünen Hut.

Peter Maffay trägt eine eng sitzende Lederweste. Auch er liebt die Tatoos und singt davon: „Schwarze Linien auf der Haut“ sind sie für ihn. Der Song befindet sich auf Maffays Album „Wenn das so ist“, das vor einem Jahr erschien, mit dem er aber bislang nicht auf Tournee war.

Nun widmet er den ganzen ersten Teil des Abends diesem Album: Die Stücke kommen markig daher, wild, es gibt viel Gitarre, viele Riffs, ausladende Jams, es gibt Saxofon und Keyboard, zwei hinreißende Hintergrundsängerinnen, die auch einmal führen dürfen, es gibt Flammen, die die Leinwände lecken, Pathos, Motorräder, die über Highways gleiten, und es gibt Politik.

„Je suis Charlie“: Maffay lässt den Slogan groß über seine Bühne projizieren und greift zu harten Worten: „Es ist mehr als erstaunlich zu sehen, wie ein Teil der Menschheit sich zurückentwickelt, obwohl man aus der Geschichte hätte lernen können.“

Dass er selbst aus der Geschichte des Rock ’n’ Roll gelernt hat, zeigt er dann ausführlich: Die alten Songs würdigt Peter Maffay nicht nur mit einem Medley. Mehr als drei Stunden steht er in Stuttgart auf der Bühne, und fast die Hälfte dieser Zeit widmet er den Coverversionen von „Ruby Baby“ über „Here Comes The Sun“ und „Heart of Gold“ bis hin zu „Angie“.

Beiläufig vermischt sich dabei Fremdes mit fast Eigenem, geraten deutsche Textzeilen ins englische Original und zeigen, wie sehr die Musik aus England oder den USA die deutsche Hitparade beeinflusste.

Bevor die Reise zu den Wurzeln beginnt, verlost Peter Maffay eine Gitarre: eine Fender Stratocaster. Er selbst schmachtete als Jugendlicher solche Instrumente in Schaufenstern an :„Gitarren haben in unserem Leben immer eine besondere Rolle gespielt.“ Der glückliche Gitarrengewinner heißt Karlheinz, er kommt auf die Bühne, nachdem Peter Maffay den Klang des Instrumentes vorgeführt hat.

Peter kniet nieder, um für Karlheinz die Gitarre zu signieren, Karlheinz kann auf ihr spielen und möchte es Peter beweisen, aber Peter hat keine Zeit: „Komm wieder in einem Jahr.“ Denn nun geht es in die Endrunde: Das Stuttgarter Publikum darf aus Maffays größten Hits wählen, die Titel laufen über die Bildwände, bleiben schließlich stehen.

„Ihr wollt das hören, ja? Ihr meint es ernst?“, fragt Peter Maffay. Die Fans meinen es ernst. Sie sind auch gerne bereit, den schmachtenden Gitarrenton zu mimen. Und Peter Maffay singt zu den akustischen Gitarren: „Ich war 16, und sie war 31 . . .“