Alexander Kotz sucht per E-Mail einen Bürgermeister. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stuttgarts CDU-Fraktionschef Alexander Kotz sucht einen Nachfolger für Ex-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann. Namen gibt es viele, möglicherweise auch schon einen Favoriten.

Stuttgart - Bürgermeisterstelle gefällig? Mitglieder der CDU können sich in diesem Fall bis Mitte kommender Woche bei ihrem Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann oder bei Alexander Kotz, Fraktionschef im Rathaus, bewerben oder auch andere Personen vorschlagen. Die Initiative dazu hat der CDU-Kreisverband jetzt mit einer Rundmail ergriffen, um das Verfahren zur Suche eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin für die ausgeschiedene CDU-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann „so transparent wie möglich zu gestalten“.

Die CDU darf die neue Stelle des Stuttgarter Bürgermeisters für Allgemeine Verwaltung, Recht und Kultur besetzen, die OB Fritz Kuhn (Grüne) nach der Einigung mit dem Gros der Fraktionen auf eine neue Verwaltungsstruktur ausschreiben wird. „Ich werde eine größere Festplatte für den Computer brauchen, um die Bewerbungen speichern zu können“, witzelte Kotz bereits. Aus dem Kreis seiner Fraktionskollegen liege ihm aber noch keine Bewerbung vor, sagte er am Donnerstagnachmittag. Das dürfte sich ändern, wie Kotz selbst gut genug weiß.

Einige Fraktionsmitglieder laufen sich warm

Dass nach Eisenmanns Ausscheiden das bisherige Referat Kultur, Bildung und Sport zerschlagen wird und die CDU eine anders geartete Stelle erhält, ist für einige denkbare Aspiranten zwar nicht gerade günstig – dennoch könnten sich die Fraktionsmitglieder Iris Ripsam, Jürgen Sauer oder auch Fred Stradinger bewerben, heißt es in der CDU-Riege.

Ripsam hat sich bisher am ehesten um Bildung und Soziales gekümmert, hat als Mitarbeiterin eines Ministeriums aber auch gewisse Verwaltungskenntnisse. Stradinger ist unter anderem Sportexperte in der Fraktion und hat Leitungserfahrung aus Ministerien. Sauer arbeitet ebenfalls in einem Ministerium, kennt besonders Sport und Kultur sowie den öffentlichen Nahverkehr in Stuttgart sehr gut. Alle drei können auf viel Erfahrung im Gemeinderat verweisen.

Roland Schmid könnte wieder auf den Plan treten

Dass Kuhn – vermutlich im engen Miteinander mit Kotz – der CDU die Aussicht auf die Stelle des Verwaltungsbürgermeisters in der neuen Kombination mit der Zuständigkeit für Rechts- und Standesamt sowie Kultur und ohne den schwierigen Klinikumsbereich verschafft, ruft möglicherweise aber neue Interessenten in der Fraktion auf den Plan. Dadurch könnten sich vor allem die Juristen in der Fraktion aufgerufen fühlen: die Anwälte Thomas Fuhrmann, Fabian Mayer und Klaus Nopper. Von außen könnte sich noch der Ex-Stadtrat Roland Schmid zu einer Bewerbung berufen fühlen, der vor Jahren schon einmal Ordnungsbürgermeister werden wollte, den aber der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) aus tiefer Abneigung heraus zu verhindern wusste.

In der Fraktion denken einige, dass die Rathausriege der CDU das Erstzugriffsrecht auf den Posten haben sollte. Fraktionschef Kotz setzt die Vorzeichen ein wenig anders. „Es gibt keinen Automatismus, dass die Kandidatin oder der Kandidat der Partei aus der Fraktion kommen muss. Das kann aber so sein“, sagt er. Kommende Woche will er die Bewerbungslage zunächst sichten und danach mit Kaufmann besprechen. Dabei könnte es auch unterschiedliche Interessen geben.

Kaufmann und Kotz ticken nicht gleich

Schon bei der Frage, ob die CDU die Stelle des Verwaltungsbürgermeisters anpeilen oder um die alte Eisenmann-Stelle kämpfen sollte, hatten Kotz und Kaufmann nicht genau gleich getickt. Bisher halten sie sich in der Öffentlichkeit äußerst bedeckt, was ihre Interessen angeht. Das nährt Spekulationen sogar in der Fraktion. Vielleicht lotse Kotz ja doch noch die amtierende Bundestagsabgeordnete, Juristin und frühere Rechtsamtsmitarbeiterin Karin Maag ins Rathaus, meinen manche. Dann könne sich Kotz um die Nominierung als Kandidat für den Bundestag bewerben und endlich darüber hinwegkommen, dass ihm die Aufstellung als Landtagskandidat wiederholt verwehrt blieb.

Wenn Maag ins Rathaus zöge, würde sich vermutlich zwar auch Iris Ripsam um die Nominierung als Bundestagskandidatin im nördlichen Stadtgebiet bemühen, die soeben als Nachrückerin für Thomas Strobl ins Bundesparlament einzog, aber bisher keinen Wahlkreis für eine erneute Kandidatur hat. Doch Ripsam werden geringe Chancen auf die Ausrufung zur Bundestagskandidatin eingeräumt.

Karin Maag will nicht ins Rathaus zurück

Die Theorie von Stadträten hat allerdings einen Makel: Maag hat vor Wochen Ambitionen für eine Bürgermeisterstelle gegenüber Gesprächspartnern ausgeschlossen und wird, wie Gesprächspartner von ihr glauben, dabei bleiben. Zuletzt verstärkten sich auch die Anzeichen, dass Kotz jemanden aus der Fraktion ins Visier genommen hat. Wer das sein könnte, dazu will er nichts sagen.

Ob sein und Kaufmanns Kandidat durchkommt, wird sich erst am 21. Juli weisen. Dann sollen die Mitglieder von Kreisvorstand und Fraktion, insgesamt 41 Personen, entscheiden.