Wer kennt es nicht: Den Protein-Pudding genießt man doch am besten auf einem Kunstrasen. Screenshot: Facebook/Perlen des Influencer_Marketings

Blogger, Youtuber und Instagrammer geben ihre Accounts gerne für Werbezwecke her. Die kuriosesten Beiträge sammelt die Facebook-Seite „Perlen des Influencer-Marketings“. Wir haben mit dem Gründer gesprochen.

Stuttgart - Die Werbebranche versucht mit allen Mitteln ihre Produkte an den Kunden zu bringen. Seit einigen Jahren ist das Influencer-Marketing besonders beliebt: Bekannte Personen wie Schauspieler oder Sportler posieren dabei als Markenbotschafter mit den Produkten des Herstellers in den sozialen Medien. Doch diese Art der Werbung beschränkt sich längst nicht mehr auf große Namen und Firmen. Die Zahl der Influencer steigt – und gleichzeitig sinkt das Niveau der Beiträge.

Die kuriosesten Blüten aus der Branche sammelt die Facebook-Seite „Perlen des Influencer-Marketings“. Wir haben mit dem Gründer der Seite gesprochen. Er ist 31 Jahre alt, arbeitet in der Kommunikation und möchte anonym bleiben.

Ein Video war der Auslöser

Wie ist die Seite „Perlen des Influencer-Marketings“ entstanden?
Ich habe bis vor kurzem in einer Werbeagentur gearbeitet und hatte dort auch mit Influencern zu tun. Eine Kollegin zeigte mir dann eines Tages ein absolut absurdes Video und meinte „das ist eine echte Perle des Influencer-Marketings“. Dann sagte ich zu ihr, dass sie gerade den Namen einer Facebook-Seite erfunden hatte. 15 Minuten später hatte ich die Seite erstellt.

Dieses Video war für die Entstehung verantwortlich:

Wie werden die „Perlen“ gefunden?
Die meisten Beiträge sind Zusendungen von Fans der Seite. Mehrmals pro Tag bekomme ich welche zugeschickt. Ich beschäftige mich selber kaum mit Influencern.
Es gibt viele Beiträge auf der Seite. Welcher ist denn der schlechteste?
Da ist zum Beispiel die Frau im Bikini, die für Ausbildungsplätze in der Finanzbrache wirbt. Das ist wahnsinnig absurd. Oder der Typ mit dem Fön vor der Kirche. Ein besonderes Highlight ist aber auch die Frau mit dem Messer auf dem Sportplatz, die ihren Proteinpudding ist.

„Es gibt viele unglaublich schlechte Influencer“

Wie kommt es, dass es so viele absurde Werbebeiträge gibt?
Früher haben die Werbeagenturen darauf geachtet, dass das Produkt zum Influencer passt. Aber inzwischen ist ein wahnsinniger Hype in dem Buisness entstanden. Es gibt wenige gute und viele unglaublich schlechte Influencer. Wenn die Leute sehen, dass Bibi von „Bibis Beauty Palace“ 120.000 Euro pro Monat verdient, dann wollen die das auch und mischen mit.
Was macht denn einen „guten“ Influencer aus?
Die „Guten“ beschränken sich auf wenige Werbepartner und achten darauf, dass sie nicht kurz zuvor für Konkurrenzprodukte geworben haben. Aber auch das ist inzwischen oft egal. Viele Firmen sehen, dass die Konkurrenz mit Influencern wirbt, also machen sie es auch und denken sich „hauptsache Reichweite“. Dann ist es oft auch egal, ob der Werbende es vor kurzem für einen anderen Hersteller geworben hat. Das habe ich in meinem Beruf selbst schon erlebt.

Aus der eigenen Berufserfahrung: Funktioniert Influencer-Marketing überhaupt? Oder interessiert die Follower das nicht?
In der Regel performen Werbe-Beiträge schlechter als normale. Doch auch bei offensichtlicher Werbung wird geliket wie bekloppt.
Viele Beiträge auf der Seite kommen aus der Fitness-Szene. Ist das Influencer-Marketing dort besonders schlecht?
Das kann man so nicht sagen. Das zieht sich durch alle Branchen. Da ist der kleine Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller, aber auch der große Automobilkonzern, bei dem das vorkommt.