Es gibt noch montägliche Demonstrationen in Dresden – doch kommen viel weniger Menschen als vor einem Jahr. Foto: dpa

Zur Einheitsfeier am 3. Oktober soll es noch mal ein Aufbäumen geben. Doch hat die Dresdner Pegida enorm an Zuspruch verloren. Nun arbeiten Lutz Bachmann und Tatjana Festerling, zwei Lautsprecher der Bewegung, auf eine weitere Spaltung hin.

Dresden - Nun ist auch Lutz Bachmann ein Flüchtling. Er fürchte um seine Familie und habe sich drum auf die spanische Atlantikinsel Teneriffa abgesetzt, teilte der Gründer, Vorkämpfer und Lautsprecher von Pegida dieser Tage seinen Dresdener Abendlandrettern via Facebook-Video mit. Doch von denen waren zuletzt nicht mehr viele übrig. Gemessen an den 30 000 „Spaziergängern“, die der stämmige Sachse Anfang 2015 mobilisierte, nahmen sich die rund 2500 Islamgegner an den letzten Montagen bescheiden aus.     

Woher die gefühlte Bedrohung kommt, ließ Bachmann offen, er verwies jedoch auf vier Einbruchsversuche in sein Haus sowie lebensgefährliche Manipulationen an seinem Auto. Als jüngst der Wagen von AfD-Chefin Frauke Petry in Leipzig brannte, war er schon fünf Monate lang abgetaucht. Den Weg auf die Insel ebnete ihm ein sächsischer Gastwirt, der schon länger dort lebt. An dessen Seite vollzieht Bachmann eine erstaunliche Kehrtwende: Statt Deutsche vor Zuwanderern zu behüten, hilft er Deutschen, Auswanderer zu werden.

Festerling deutet Vorwurf der Veruntreuung an

Pikant dabei ist auch das Leck, über das seine lange unbekannte Flucht an die Öffentlichkeit sickerte: Ausgeplaudert hat es seine frühere Mitstreiterin Tatjana Festerling. Sie unterstellte ihm zugleich allerlei undurchsichtiges Gebaren mit jenen Spendengeldern, die Pegida-Sympathisanten regelmäßig nach den Montagabendrunden in spezielle Grüne Tonnen stecken. Seit April 2015 sollen sich darin rund 112 000 Euro angehäuft haben, von denen aber so viel nicht mehr übrig sei, so Festerling.

Die westfälische Rechtspopulistin ist indes ihrerseits bekannt dafür, Brücken hinter sich abzureißen. So liegt die 51-Jährige auch im Clinch mit der AfD, obgleich sie einst deren Hamburger Landesverband mitgegründet hatte und später das Marketing der sächsischen AfD organisierte. Und für Pegida kandidierte Festerling immerhin zur Dresdener Oberbürgermeisterwahl2015, wo sie sogar 9,6 Prozent holte – der Kandidat der AfD schaffte kaum die Hälfte. Später attackierte sie indes ihre Pegida-Freunde und warf ihnen etwa vor, Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) habe dem Pegida-Förderverein staatliche Gelder zugesagt, wenn sich die Islamfeinde nur noch einmal monatlich in der Landeshauptstadt treffen. Ein Vorwurf, obwohl vom Ressortchef bestritten, den inzwischen auch ein sächsischer AfD-Landtagsabgeordneter erhob. Offenbar bekam Festerling auch deswegen von Pegida die rote Karte gezeigt: Erst erteilten ihr Bachmann und Co. im April Redeverbot, dann warfen sie die Frau im Sommer aus dem Verein.