Das Ziel ist es, an der Brommerstraße in Vaihingen ein neues und größeres Gemeindezentrum zu bauen. Foto: Rebecca Stahlberg

Vor einem halben Jahr hat sich die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde aus Möhringen zurückgezogen, weil sie sich zwei Standorte nicht mehr leisten kann. Die Möhringer Gläubigen sollen nach Vaihingen in die Pauluskirche.

Filder - Manche Entscheidungen sind notwendig, auch wenn es dabei Leidtragende gibt. Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde Vaihingen-Möhringen stand vor solch einer schweren Entscheidung. Im vergangenen Herbst ist in der Zionskapelle an der Hechinger Straße in Möhringen der letzte Gottesdienst gefeiert worden; nach mehr als 105 Jahren hat die Gemeinde den Standort Möhringen aufgegeben. Der Kummer unter den zuletzt noch zwölf Gemeindemitgliedern dort war groß – und ist es teilweise immer noch. „Eine Gemeinde zu schließen, bringt natürlich viel Ärger mit sich“, sagt die Pfarrerin Birgitta Hetzner. Die Not zu handeln, sei aber mit den Jahren immer größer geworden.

Der Auslöser ist der schnöde Mammon. Selbst die beiden großen Kirchen in Deutschland müssen sparen und Gotteshäuser aufgeben, Gemeinden fusionieren. Dass es einer Freikirche mit deutlich weniger Gläubigen nicht anders ergeht, ist deshalb nicht verwunderlich. Im konkreten Fall spielen noch weitere Umstände eine Rolle.

„Wir haben als Gemeindebezirk vier Gebäude im Besitz, die zu unterhalten sind“, sagt Hetzner. Da gibt es die Zionskapelle in Möhringen. Und in Vaihingen sind es die Pauluskirche an der Brommerstraße, das Pastorenhaus sowie ein altes Wohnhaus in direkter Nachbarschaft der Pauluskirche. Dieses habe man zum Kauf angeboten bekommen, kurz nachdem die Gemeinde das Pastorenhaus gebaut hatte. „Das Grundstück, auf dem die Pauluskirche steht, ist sehr klein. Wir haben es mit Blick auf die Zukunft angestrebt, die danebenliegende Fläche zu erwerben“, sagt die 49-Jährige. Der Zeitpunkt sei damals zwar unglücklich gewesen. Dennoch habe man sich für den Kauf entschieden und dafür, weitere Schulden aufzunehmen.

Die Gemeinden sind für die Instandhaltung verantwortlich

Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde trägt sich durch die Spenden der Gläubigen. Nach dem Zusammenschluss sind es derzeit 103 Mitglieder, die Kirchenglieder genannt werden, und 107 Kirchenangehörige, die keine vollen Mitglieder sind. Jeder Gemeindebezirk führt eine Umlage an die Gesamtkirche ab. Davon werden die Pastorengehälter bezahlt; die Gemeinden sind selbst verantwortlich für den Unterhalt und die Instandhaltung ihrer Gebäude sowie für die Bezahlung weiterer Angestellter und für alle Angebote.

Insgesamt war dies letztlich zu viel, um es weiter zu stemmen. „Die Gedanken waren seit Jahren da, dass wir etwas tun müssen“, sagt Hetzner. 2013 habe man schließlich den Beschluss gefasst, die beiden Gemeinden zusammenzuführen. „Die Zusammenlegung war schmerzhaft und schwierig“, gibt Hetzner unumwunden zu. Es habe Verluste unter den Gemeindegliedern gegeben, und noch sei auch nicht alles ausgestanden. „Wenn jemand sich nicht mit auf den Weg machen möchte, dann muss man das akzeptieren.“ Freilich verstehe sie die Gefühle der Betroffenen, sagt Hetzner. So schwer die Entscheidung auch war, „wir wollten uns diese aber nicht von einem Notfall diktieren lassen“. Wäre ein finanzielles Problem aufgetaucht, wäre die Not groß gewesen. Dem habe man vorausgreifen wollen. „Wir wollten gestalten und agieren, anstatt zu reagieren“, erklärt sie.

Der Wunsch ist ein neues Gemeindezentrum

Das bezieht sich auch auf den Wunsch, sich in Vaihingen zu vergrößern und sich damit zukunftsfähig zu machen. „Es ist unser Ziel, an der Brommerstraße einen Neubau zu realisieren. Dort soll ein adäquates Gemeindezentrum mit integrierter Pastorenwohnung entstehen“, sagt die Pfarrerin. Derzeit sei man dabei, die Kosten und Anforderungen prüfen zu lassen; beispielsweise braucht man genügend Parkplätze. Hetzner ist zuversichtlich, dass „wir eine gute Lösung finden und die Gemeinde bereit sein wird, dafür Geld zu geben. Man baut ja nicht nur für sich, sondern für die nächste Generation“, sagt sie. Und in dem neuen Zentrum könnten dann künftige Kinder und Enkelkinder der jetzigen Mitglieder Kirchengemeinde sein. Ein Großteil der Kosten soll auch durch den Verkauf der Zionskapelle sowie des Pastorenhauses gestemmt werden. Für die Pfarrerin zählt nach dem schmerzhaften Zusammenlegungsprozess nun der Blick nach vorn. Der Zeitplan für das neue Gemeindezentrum ist ambitioniert. Wenn sich herausstellt, dass die Gemeinde das neue Gebäude finanzieren kann, soll es Mitte 2016 losgehen, der Einzug ist für 2017 angedacht. „Das ist unser Wunsch“, sagt Hetzner.

Termin
Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde lädt am Samstag, 18. April, parallel zum Vaihinger Frühling und zur Radbörse zur „Raststation“ ein. An der Brommerstraße 11 gibt es von 8 Uhr an Kaffee, Getränke und Gebäck sowie einen Verkaufsstand. Zudem gibt es die Gelegenheit für Gespräche und Gebete. Geöffnet ist bis 14 Uhr.