Mondäner Star: Patricia Kaas Foto: Veranstalter

Patricia Kaas auf Tournee: In der Stuttgarter Liederhalle hat die Französin ihr Publikum begeistert.

Stuttgart - Die Bühne in der Stuttgarter Liederhalle ist schwarz. Schwarz gekleidet sind die fünf Musiker, und schwarz ist auch ihr Abendkleid, als sie durch ein gleißendes Lichttor die Bühne betritt. 2008 spielte sie bei ihrem Programm „Kabaret“ noch die Femme fatale à la Marlene Dietrich, 2012 präsentierte sie Lieder aus dem Repertoire von Edith Piaf. Doch nun ist sie ganz sie selbst: Patricia Kaas. Fünfzig ist sie im Dezember geworden. Als sich vor einiger Zeit ihr Bruder das Leben nahm, fiel sie in eine Depression, aus der sie ohne Hilfe nicht herausfinden konnte. Doch sie hat sich aufgerafft, besonnen, was sie am besten kann, sie blickt nach vorn. Nach dreizehn Jahren hat die Sängerin erstmals wieder ein Studioalbum aufgenommen, das schlicht ihren Namen trägt, und eine Welttournee gestartet, die sie durch vierzig Länder führen wird.

Da steht sie, ganz glamouröser Weltstar, und schenkt dem erwartungsfrohen Publikum ein kleines, ein wenig schiefes Lächeln: „Ich bin froh, wieder in Deutschland zu sein!“ Ihr Deutsch ist gut, mit einem charmanten französischen Akzent. Bis zu ihrem siebten Lebensjahr hatte sie als Tochter einer Deutschen und eines französischen Grubenarbeiters im lothringischen Forbach nur Deutsch gesprochen. Heute denkt, träumt, spricht und singt sie Französisch. „La langue que je parle“ heißt das erste Chanson.

Mit einem tiefen Ton, der im Herzrhythmus pocht, beginnt es. Als Patricia Kaas zu singen beginnt, ist der Zauber auf einmal da. Eine Stimme wie dunkles Samt füllt den Klangraum. Die Zeitung „Le Figaro“ nennt diese Stimme „königlich“. Zärtlichkeit, Melancholie und Lust schwingen in ihr mit. Es ist eine ganz und gar unverwechselbare Stimme. Das Publikum im ausverkauften Beethovensaal ist mucksmäuschenstill und lässt sich von ihr berühren, von der Musik davontragen. Die changiert zwischen Pop, Chanson und Blues. Die Band spielt exzellent, doch manche Arrangements sind zu dick aufgetragen und klingen bombastisch.

Das Publikum liebt vor allem die alten Hits

Für Patricia Kaas sind auch solche lauten Passagen keine große Herausforderung, so kraftvoll ist ihre Stimme, so sicher die Intonation. Sie singt von Momenten der Angst, der Eifersucht, ihrer Traurigkeit – und natürlich singt sie Liebeslieder. Von Männern, die vorübergehen und von denen sie gern einen festhalten würde, von einem Macho, dem sie verfallen ist, von einem, der ihr sagt, dass sie schön sei.

Sie singt aber auch von einem Inzest in „La maison en bord de mer“ und erinnert mit „Le Jour et l’heure“ an den 13. November 2015, als sich nach dem Blutbad im Pariser Club Bataclan das Leben – nicht nur in Frankreich – schlagartig änderte. Am meisten Applaus brandet auf, als sie die alten Hits singt: das mitreißende „Kennedy Rose“, die Nummer „Ceux qui n’ont rien“, die sie mit derselben Energie interpretiert wie einst der französische Rock-Star Johnny Hallyday, und natürlich „Mademoiselle chante le Blues“, den Song, der sie berühmt gemacht hat.

Vom privaten Blues hatte sie zuletzt zu viel, aber in Stuttgart präsentiert sich ein mondäner Star. Dass Patricia Kaas eine schwere Zeit hinter sich hat, erkennt man nicht an ihrer Stimme, sondern allenfalls an ihren etwas ungelenken Tanzbewegungen. Da wirkt sie wie eine seltsam geführte Marionette. Was hatte sie zu Beginn dieses mitreißenden Konzerts angekündigt? „Es ist eine Show, die der Frau gleicht, die ich geworden bin.“