Patch Barracks: Die US-Garnison beteuert, die Schüsse kämen nicht von ihr Foto: Max Kovalenko

Nachbarn der Patch Barracks in Vaihingen werden derzeit immer wieder durch laute Schüsse in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Die US-Streitkräfte bestreiten, der Auslöser zu sein. Eine Erklärung findet bisher niemand – und die Spekulationen schießen ins Kraut.

Nachbarn der Patch Barracks in Vaihingen werden derzeit immer wieder durch laute Schüsse in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Die US-Streitkräfte bestreiten, der Auslöser zu sein. Eine Erklärung findet bisher niemand – und die Spekulationen schießen ins Kraut.

Stuttgart - Schüsse gehören in der Nähe von Kasernen im Normalfall zum Umgangston. Doch was mehrere Vaihinger seit einigen Wochen um die Nachtruhe bringt, ist anders. „Immer wieder peitschen unheimliche Schüsse, wie von extrem lauten Kanonenschlägen, durch die Nacht und reißen uns aus dem Schlaf“, berichtet ein Anwohner, der in unmittelbarer Nähe der amerikanischen Patch Barracks am Ortsrand wohnt. Oft sei dieses Knallen nachts gegen 3 Uhr zu hören, manchmal auch am späten Abend. „Die Sache wird so langsam unerträglich. Wir wissen nicht, an wen wir uns wenden sollen“, klagt der Mann.

So geht es offenbar mehreren Bewohnern des Gebiets, das auch an den Wald angrenzt. Die Polizei verzeichnet diverse Beschwerden. Allerdings haben weder die Vaihinger Beamten noch die Einsatzkräfte der Göppinger Bereitschaftspolizei, die für den Objektschutz der Patch Barracks abgestellt sind, bisher selbst etwas von den merkwürdigen Geräuschen mitbekommen. „Es gab mehrere Anrufe, das Problem ist bekannt“, sagt Polizeisprecher Thomas Geiger. Man vermute Schüsse oder Böllergeräusche, die auch aus dem angrenzenden Waldgebiet kommen könnten. Allerdings sei die Herkunft bisher nicht geklärt.

Die amerikanischen Streitkräfte weisen Vermutungen, der Lärm komme von ihnen, zurück. „Der US-Standortverwaltung ist nicht bekannt, woher diese Geräusche kommen könnten“, sagt eine Sprecherin der US-Garnison Stuttgart. Es habe bisher auch keine Beschwerden aus dem Kasernengelände über solche Schüsse gegeben.

Jeder im Umkreis, der in dem Gebiet als Verursacher oder Löser des Rätsels infrage kommen könnte, tappt im Dunkeln. Die Stuttgarter Jägerschaft hält nächtliche Schüsse bei einem Jagdbetrieb in dem Gebiet für ausgeschlossen. Allerdings gibt es in dem Areal auch mehrere Schießanlagen. Doch auch dort kann niemand Hinweise auf den Verursacher geben.

Unterhalb der Bernhartshöhe liegt die Anlage der Schützengilde Stuttgart-Vaihingen. „Der späteste Schießbetrieb am Abend endet dort aber freitags um 22 Uhr“, sagt deren Oberschützenmeister Harald Puff. Er könne sich vorstellen, dass in dem unübersichtlichen Gebiet der Schall solche Geräusche auch aus Ecken herantrage, mit denen man gar nicht rechne – etwa aus der Böblinger Panzerkaserne.

Der frühere Vorsitzende Heinrich Sattur erinnert sich an einen solchen Fall vor etwa 20 Jahren, als es Beschwerden von der Rohrer Höhe gegeben hat. Und er verweist auf einen weiteren Schießstand der Bundeswehr etwa 800 Meter weiter auf Sindelfinger Gemarkung: „Dort gab es früher Nachtschießen. Das käme auch von der Richtung her ganz gut hin.“

Dabei handelt es sich um die Schießanlage Bernet, die es schon seit fast 80 Jahren gibt. Sie ist tatsächlich lange von der Bundeswehr genutzt worden, beispielsweise vom Kommando Spezialkräfte aus Calw. Beim Landeskommando Baden-Württemberg heißt es allerdings, man nutze die Schießanlage inzwischen gar nicht mehr. Stattdessen stehe sie unter amerikanischer Verwaltung. Weiter könne man nichts dazu sagen.

Angesichts der allgemeinen Ratlosigkeit wuchern die Spekulationen. Am Ende doch die Amerikaner? Oder womöglich eine ganz andere, schlimme Variante? „Wir haben Angst, dass da ein Spinner herumläuft“, sagt ein Anwohner. Konkrete Anzeichen dafür gibt es nicht – aber bisher auch keine Beweise für das Gegenteil.