Nach dem Horrorfinale 2000 im Wildpark: Kickers-Keeper Sead Ramovic am Boden Foto: dpa

Die Spannung steigt: Am Samstag geht es für die Stuttgarter Kickers gegen den Chemnitzer FC am letzten Drittliga-Spieltag um den Klassenverbleib. Nicht zum ersten Male stehen die Blauen am Saisonende in einem „Endspiel“.

Stuttgart - Die Spannung steigt: An diesem Samstag (13.45 Uhr) geht es für die Stuttgarter Kickers gegen den Chemnitzer FC am letzten Drittliga-Spieltag um den Klassenverbleib. Nicht zum ersten Male stehen die Blauen am Saisonende in einem „Endspiel“.

1989: Axel Dünnwald-Metzler wettete sogar seine geliebten Zigaretten. „Wenn wir doch noch in der Bundesliga bleiben, höre ich mit Rauchen auf“, hatte der damalige Präsident vor der Partie gegen den 1.FCNürnberg versprochen. Es reichte zwar zu einem 1:0 – am Ende fehlte zum Klassenverbleib ein Punkt, am Relegationsplatz schrammten die Blauen wegen gerade mal um vier Tore vorbei.

1991: Auf dem Weg zurück in die Bundesliga zeigten die Blauen keine Nerven: Gegen den FC St. Pauli gab es im Relegations-Entscheidungsspiel in Gelsenkirchen ein 3:1. Die Kickers waren erst 40Minuten vor dem Anpfiff angekommen. Busfahrer Willi Mast, der den Kickers immer noch treu ist, traf keine Schuld. Der Stau war nicht vorhersehbar. 1 992: An der Spitze machte der VfB am letzten Spieltag die Meisterschaft perfekt, im Keller schlugen die Kickers den VfL Bochum 2:0. „Wir dachten danach, wir sind durch“, erinnert sich der Ex-Spieler Ralf Vollmer. Doch Wattenscheid 09 machte gegen Borussia Mönchengladbach aus einem 0:2 noch ein 3:2 und hatte am Ende einen Punkt mehr auf dem Konto. „Bitterer ging’s wirklich nicht“, sagt Vollmer im Rückblick. 1994: Trotz 16 Saisontoren von Fredi Bobic stand schon am vorletzten Spieltag nach dem 2:2 bei TeBe Berlin der Abstieg in die Regionalliga fest. Das Hauptmanko: einigen Spielern fehlte damals die Identifikation mit dem Verein. „Wir hatten zu viele Söldner drin“, weiß Stefan Minkwitz. Der spätere Kickers-Trainer gehörte nicht dazu. Er gab damals alles, kam allerdings nur auf 19 Einsätze und wechselte nach der Saison zu Fortuna Düsseldorf. 2000: Der Abstieg des KSC aus der zweiten Liga hatte schon länger festgestanden, die Blauen konnten mit einem Sieg drin bleiben. 3000 Fans waren von Stuttgart nach Karlsruhe gepilgert – und erlebten die schlimmste Psychofolter der blauen Art. Tomislav Maric hatte das 1:0 geschossen, der KSC glich aus. „Wir hatten Blei in den Beinen, nichts ging mehr“, erinnert sich Minkwitz, der 1996 zu den Blauen zurückgekehrt war. Das 1:1 hätte den Kickers zur sportlichen Rettung gereicht – wäre nicht dem FC St. Pauli in letzter Sekunde gegen RW Oberhausen der Ausgleich gelungen. „Lebbe geht weider“, sagte sich Kickers-Coach Dragoslav Stepanovic. Für ihn zwar nicht in Degerloch – aber für die Blauen dank des Lizenzentzugs von TeBe Berlin doch noch in Liga zwei. Für die Kickers war damals ein Spieler am Ball, der den FC Augsburg in dieser Saison erneut in der Bundesliga hielt: Markus Weinzierl. 2008: Am 31. Mai ging es für die Kickers am letzten Spieltag bei der SV Elversberg um die Qualifikation zur neu gegründeten dritten Liga. Ein Sieg war Pflicht, gleichzeitig durfte der SSV Reutlingen bei den SF Siegen nicht gewinnen. Beides traf ein. Die Blauen gewannen durch Tore von Marco Tucci und Angelo Vaccaro mit 2:0, Reutlingen verlor mit 1:2. „Wir haben es geschafft, weil jeder für den anderen Gas gegeben hat und wir trotz der Hektik im Umfeld die Ruhe bewahrt haben“, erinnert sich der damalige Trainer Stefan Minkwitz.

2013: „Die Anspannung war riesig“, weiß der damalige Kickers-Abwehrchef Julian Leist noch heute, wenn er auf das Abstiegsendspiel bei Darmstadt 98 angesprochen wird. „Wir haben uns gegenseitig gepuscht und 90 Minuten lang alles rausgehauen.“ Am Ende gab es vor 13 600 Zuschauer am Böllenfalltor ein 1:1. Kevin Dicklhuber hatte die Kickers mit 1:0 in Führung gebracht (11.), Elton da Costa (84.) glich aus. Mit viel Leidenschaft und Glück brachten die Blauen das Unentschieden über die Zeit. Das Team von Trainer Massimo Morales blieb Liga drei. Darmstadt mit Coach Dirk Schuster war sportlich abgestiegen. Der Ex-Kickers-Trainer konnte sein folgendes Fußballmärchen mit den Lilien nur starten, weil Kickers Offenbach keine Lizenz erhielt. „Wahnsinn, welche Geschichten der Fußball schreibt“, sagt Leist, der sicher ist: „Die Kickers holen gegen Chemnitz den fehlenden Punkt.“