Keine Lust auf AfD-Fraktion: Parteichefin Frauke Petry. Foto: dpa

Was für ein Fehlstart für die selbst ernannten Merkel-Jäger! Die Bundestagsfraktion der AfD muss ohne Parteichefin Petry auskommen. Was das über die Partei sagt, beschreibt StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

Stuttgart. - Ups, der erste Jagdunfall ist schon passiert. Während sich Union, FDP und Grüne noch mühselig anschicken, im Dschungel programmatischer Widersprüche und persönlicher Abneigungen den jamaikakoalitionären Pfad zu finden, liegen ihre selbst ernannten Jäger von der AfD schon auf der Nase.

Beispielloser Vorgang

Anders ist der beispiellose Vorgang nicht zu umschreiben, dass sich die abgehalfterte Parteichefin Frauke Petry weigert, ihr Direktmandat für den Bundestag innerhalb der AfD-Fraktion auszuüben. Was auch nicht dadurch abgemildert wird, dass Petry jetzt nur nachvollzog, was seit ihrer Demontage durch den Kölner Parteitag im April besiegelt war.

Schließlich spricht Petry mit ihrem Ausscheren ein klares, negatives Werturteil. Über eine AfD, die sich im Kielwasser eines Björn Höcke und eines Alexander Gauland immer entschiedener im völkisch-nationalistischen Spektrum positioniert. Und die das mit dem selten dämlichen Spruch begründet, sie wolle sich „ihr Land zurückholen“. Als ob irgendwer Deutschland in Fettpapier gewickelt und mitgenommen hätte.

Verfrühtes Triumphgeheul

Zweifellos kommt das Triumphgeheul mancher AfD-Gegner zu früh, die schon die Spaltung dieser Partei heraufdämmern sehen. Denn erstens hat die AfD in Baden-Württemberg schon gezeigt, dass sich in diesen Kreisen auch schnell wieder verträgt, was sich schlägt. Zweitens erleichtert der Weggang Petrys die Zementierung genau jenes Markenkerns, den das Gros der AfD-Wähler offensichtlich will.

Darauf kann Gauland bauen. Als einer, der am Wahlabend angedroht hat, im Bundestag so eine Art Reichsforstmeister zu geben, steht er einen Tag später aber schon mit ziemlich kurzen Hosen da.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de