Manche dieser Autofahrer stehen lieber täglich im Stau, anstatt das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu nutzen – ihre Begründung: Das ÖPNV-Angebot sei unattraktiv, zeitraubend und teuer. Foto: dpa

Diskussion um Parkverbot für Pendler - Aufruf: Ideen gegen Verkehrsbelastung gesucht.

Stuttgart - Der Verkehr bewegt die Menschen. Nicht nur im Wortsinn. Auch emotional. Auf die Ankündigung der Stadt, die wachsenden Pendlerströme mit einem flächendeckenden Parkraummanagement eindämmen zu wollen, reagierten viele Leser aufgebracht. In der Kritik stehen der ÖPNV und die Stadtplaner (siehe Leserreaktionen unten).

Um die Pendler- und Verkehrsproblematik zu lösen, wird eine gute Idee nicht ausreichen. Nur der Verbund von vielen Ansätzen wird voraussichtlich den Verkehr auf Dauer reduzieren. Die Stadt Stuttgart versucht, die Pendlerströme mittels eines flächendeckenden Parkraummanagements zu drosseln.

Leseraufruf: Gute Ideen gegen die Verkehrsbelastung gesucht

Eine zusätzliche Maßnahme könnten sich die Verkehrsplaner der Region Stuttgart in den USA oder Kanada abschauen. Dort gibt es sogenannte High Occupancy Vehicle Lanes oder Carpool Lanes. Es sind Fahrbahnen, die nur Autos befahren dürfen, in denen mehr als ein Insasse sitzt. Hintergrund ist die Annahme, dass es ab 1,3 Insassen pro Fahrzeug keine Staus mehr geben würde. Daher wurden Anfang der 1980er Jahre in den Staaten solche exklusiven Fahrbahnen eingeführt, um einen Anreiz zur Bildung von Fahrgemeinschaften zu schaffen. In manchen US-Ballungsgebieten gibt es aber auch Spuren, wo mindestens drei oder vier Personen im Auto sitzen müssen.

Auf Deutschland oder die Region Stuttgart könnte man diese Lösung auf alle Magistralen übertragen, die in die Landeshauptstadt führen. Zusätzlich könnte man solche Spuren für Elektro- oder Hybridfahrzeuge öffnen.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Denkverbote gibt es nicht. Daher rufen wir unsere Leser auf, sich kreativ an einem Ideenwettbewerb zu beteiligen. Auf welche Art und Weise lässt sich der Verkehr in Stuttgart reduzieren? Die besten Vorschläge werden veröffentlicht. Hinterlassen Sie einfach einen Kommentar.

Alternativ können Sie Ihre Vorschläge unter dem Stichwort „Pendler“ an folgende Adresse schicken: Stuttgarter Nachrichten, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart. Oder schreiben Sie per E-Mail an lokales@stn.zgs.de.

StN-Leser liefern heißen Schlagabtausch

In der Stadt wird das Thema heiß diskutiert. Auch die Leser unserer Zeitung liefern sich in der Diskussion um die Luftverschmutzung und die Lärmbelastung durch die Berufspendler einen Schlagabtausch. Hier einige der Reaktionen, die sich mit der Stuttgarter Verkehrssituation auseinandersetzen:

Stehplätze in der S-Bahn
„Auch ich fahre täglich von Böblingen nach Stuttgart-West mit der S-Bahn. Die Fahrzeit von Haustür zu Haustür beträgt eine Stunde. Mit dem Auto benötige ich gute 20 Minuten. Außerdem bekommt man schon morgens um sechs kaum einen Sitzplatz. Von späteren Terminen ganz zu schweigen. Warum enden zum Beispiel drei S-Bahnen in der Schwabstraße? Man könnte sie doch auch weiterführen.“ „Otti“ im Internet

Ampel reiht sich an Ampel
„Klar schafft es das Straßensystem nicht mehr. Denn die Konzepte dieser Weltstadt sahen doch bisher nur so aus: Straßen zurückbauen und Ampel an Ampel reihen. Bestes Beispiel: Rotweg Zuffenhausen. Dort wurde eine gut funktionierende Straße verengt, dafür an der Seite ein Blumenbeet angelegt und ein wahres Kunstwerk mit Radwegen aufgemalt. Schade nur, dass ich dort seither noch nie einen Radler gesehen habe. „Marco“ im Internet.

Rollerfahren ist günstiger
„Also ich fahre mit dem Roller nach Stuttgart, denn der ist günstiger wie der VVS. In der U-Bahn oder dem Bus kann man morgens kaum noch atmen, und nachmittags ist es auch nicht besser. Dann fahren nämlich noch die Radfahrer mit ihren Fahrrädern mit, obwohl das ab 16 Uhr untersagt ist. Und dafür soll ich knapp 100 Euro monatlich abdrücken? Nein danke!“ „Doreen“ im Internet.

Wenig bezahlbare Wohnungen
„Wann wird in Stuttgart endlich familienfreundlicher und bezahlbarer Wohnraum geschaffen, damit viele Pendler nicht mehr in die Autos steigen müssen? Wir, eine deutsche Normfamilie (Mama, Papa, zwei Kinder) mit Jobs in Stuttgart, haben nach drei Jahren zermürbendem Kampf auf dem Stuttgarter Immobilienmarkt ein kleines, einfaches Reihenmittelhaus ergattert, das nicht gleich auseinanderfällt und himmelschreiend sanierungsbedürftig ist. „Frustfrau“ im Internet.

"Baut Umgehungsstraßen!"

Baut Umgehungsstraßen!
„Jetzt rächt sich das, was man vor 20 Jahren hätte machen müssen. Baut Umgehungsstraßen, einen Autobahnring und eine Verbindungsstraße Filder-Neckartal. Wie sollen denn Menschen von den Fildervororten in den Rems-Murr-Kreis oder anders herum kommen? Es geht doch nur durch bebautes Gebiet. Bietet einen günstigen ÖPNV an, der einen Takt von mindesten 15 Minuten anbietet. Es kann nicht sein, dass man für eine ÖPNV-Verbindung teilweise bis zu 45 Minuten länger braucht als mit dem Auto und bis zu vier Zonen lösen muss. In dieser Stadt wurden doch nur Sparbauten gebaut, ich nenne da mal den Heslacher Tunnel, die Heilbronner Straße in Zuffenhausen oder den zweigleisigen S-Bahn-Tunnel, der in anderen Städten bis zu vier Gleise hat. „Der Stuttgarter“ im Internet.

Der Mief ist hausgemacht
„Die Stadt leidet vor allem an ihrer eigenen Dummheit. Dass sich die Menge des Verkehrsaufkommens nicht durch Verkehrsampeln regulieren lässt, weiß außer den Stuttgarter Verkehrsplanern jeder. Dass jeder Halt den Spritverbrauch ansteigen lässt, weiß außer den Stuttgarter Verkehrsverhinderern auch jeder. Solange die Stuttgarter Verkehrsplaner nicht endlich dazu übergehen, über eine kreuzungsfreie Verkehrsplanung auf den Hauptverkehrsachsen nachzudenken, erstickt Stuttgart in dem selbst gemachten Mief.“ „Rumpelstilzchen“ im Internet.

Falscher Spareifer
„Schafft bezahlbaren Wohnraum statt leerstehende Bürotürme und-etagen. Dann haben wir nicht mehr so viele Pendler und die Mieten sinken – alle gewinnen. Schafft Parkhäuser statt glänzende sterile Büro-Glas-Paläste, in denen bald keiner mehr arbeitet und im Sommer die Hitze mörderisch ist. Ich kann nur für den Stuttgarter Norden sprechen. Absolute Fehlplanung: Tunnel unter dem Pragsattel morgens Richtung Bad-Cannstatt: gähnende Leere – Richtung Stadtmitte: Dauerstau. Abends das Gleiche andersrum: von Bad-Cannstatt Dauerstau mit sehr gefährlicher Einfahrt vom Pragsattel aus Stadtmitte. Zusätzlich Ampeln über Ampeln, der Verkehr wird ständig ausgebremst. Schafft schnelle Korridore hinein, und vor allem heraus aus Stuttgart, ohne viele Kreuzungen und ohne Ampeln. Der Rest regelt sich von ganz allein. Wenn man diese Prinzipien zehn Jahre lang umsetzt und lebt, haben wir keine Verkehrsprobleme mehr. Und wir brauchen kein Parkmanagement mehr..“ Lothar Klaudt im Internet.

Gegen Parkraummanegment
„Aus dem Pendlerverhältnis könnte man auch schließen, dass es ein krasses Missverhältnis zwischen der Bezahlung der Innenstadt-Jobs und den dortigen Wohnraumpreisen gibt. Die Leute, die in der Innenstadt arbeiten müssen, können sich dort keine Wohnung leisten und müssen recht weit aus Stuttgart raus, um wieder bezahlbaren Wohnraum zu finden. Ebenso vermisst man die Zahl der Nur-durch-Stuttgart-durch-Pendler, die sich täglich durch die Stadt quälen, weil es weder in der Nord-Süd- noch der Ost-West-Achse brauchbare Umgehungen gibt. Das Parkraummanagement ist als Waffe nur auf den ersten Blick ein taugliches Mittel. Was passiert? Der Pendler verliert noch mehr Geld, wenn er mit dem Auto kommt oder wird dazu genötigt, oft ein vielfaches der Zeit im öffentlichen Nahverkehr zu verbringen und damit seine Lebensqualität weiter zu verringern. Wenn man das so liest, erinnern Verkehrsplaner ein wenig an Schildbürger.“ „UweP“ im Internet.

LKWs verbannen
In anderen Städten senkt man die Fahrpreise und schafft Umwelttickets. Stuttgart hat indes schon immer die teuersten Fahrpreise trotz eines kleineren Streckennetzes. Wenn ich ein Auto hätte, dann würde ich den VVS auch meiden, müsste ich von außerhalb in die Stadt pendeln. Was sich hier tagtäglich im öffentlichen Nahverkehr abspielt, ist schon fast eine Schikane an den Kunden. Will man tatsächlich mehr Leute vom Auto wegbringen, müsste man die Anbindungen verbessern, die Taktzeiten und die Preise senken und den Lkw-Verkehr aus der Stadt heraus nehmen. Siegfried Schmitz per E-Mail.