Mit seinem elektronischen Gerät dokumentiert Kontrolleur Grohs den Tatbestand. Foto: Rebecca Beiter

Einen weißen Zettel sieht kein Autofahrer gern an seiner Windschutzscheibe. Doch Strafzettel sind notwendig, wie ein Vormittag mit dem Verkehrsüberwacher Wolfgang Grohs zeigt.

Fildern - Wolfgang Grohs faltet den kleinen Zettel und klemmt ihn unter den Scheibenwischer. Die fehlende Parkscheibe ist ihm bei seinem Rundgang sofort ins Auge gestochen. Eine Strafe von zehn Euro erwartet den Fahrer, wenn er zu seinem Auto vor einem Wohnblock im Asemwald zurückkehrt.

Mehrmals pro Woche kontrollieren die zwölf Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung die Straßen und Parkplätze auf der Filderebene. Wolfgang Grohs, Teamleiter der Verkehrsüberwachung der Fildervororte, ist an diesem Tag auf der Suche nach Parksündern im Asemwald, in Birkach und in Plieningen. Hier kennt er die typischen Plätze der Falschparker bereits in- und auswendig. Einer dieser Orte sind die Parkplätze vor den Wohnhäusern an der Asemwald-Straße.

Hier belegen gleich mehrere Autos die Kurzzeitparkplätze seit mehr als einer halben Stunde. Grohs verteilt drei Strafzettel zwischen zehn und 20 Euro. „Gut, dass der hier ist“, kommentiert ein älteres Ehepaar in der Nähe den Vorgang. Grohs freut sich darüber. Als jemand, der Knöllchen verteilt, begegnen ihm die Menschen häufig mit Unmut, erzählt er. Schließlich kennen viele die Situation, keinen Parkplatz zu finden oder selbst mal die Parkscheibe vergessen zu haben. Doch insbesondere die älteren Bewohner seien im Allgemeinen dankbar für seine Arbeit.

Maximal 35 Euro Strafe

Die Strafzettel verteilt der Beamte an diesem Vormittag zügig dank seines elektronischen Helfers. Sobald ein Problemfall gesichtet ist, schaut sich Grohs zuerst nach dem Fahrer um. Wenn dieser nicht da ist, zückt er ein smartphonegroßes Gerät. Jedes falsch parkende Fahrzeug nimmt er mit Kennzeichen, Hersteller und Farbe in das System auf. Außerdem speichert er neben dem Tatbestand auch die Uhrzeit und die Straße sowie die Position des Ventils an einem Reifen. Wenn das Ventil noch Stunden später an derselben Stelle ist, das Auto also nicht bewegt wurde, kann er die Geldstrafe erhöhen.

Sobald alles abgeschickt ist, rattert der mobile Drucker an seinem Gürtel, der Strafzettel wird gedruckt. Ein Knöllchen kostet in Stuttgart zwischen zehn und 35 Euro, je nach Vergehen. Den Höchstsatz bekommen diejenigen, die auf einer öffentlichen Grünfläche parken. Im Umkreis von Freibädern sei dies im Sommer häufig der Fall, sagt Grohs. Der Wasserspaß kommt den Freibadbesuchern in Möhringen oder Vaihingen dann teuer zu stehen. Die häufigsten Ursachen für einen Strafzettel seien überzogene Parkzeiten oder Parken im eingeschränkten Halteverbot.

Mit festem Gang läuft Grohs auf einen Mann zu, der seinen schwarzen Kleinwagen in der Brandschutzzone vor dem Wohnblock abgestellt hat. Grohs trägt seine Uniform, eine schwarze Hose, ein helles Hemd und seine Mütze. Dass er ein Beamter des öffentlichen Diensts ist, erkennt man. Auch der Mann sieht ihn und redet sogleich auf Grohs ein. Eine Verwandte sei gestorben, er müsse die Wohnung ausräumen und nirgendwo sei ein Parkplatz. Geschichten wie diese hat der Beamte in seinen 17 Jahren bei der Verkehrsüberwachung schon oft zu hören bekommen. Manchen glaubt er, bei anderen merkt er, dass ihm eine Ausrede aufgetischt wird. Schlimm findet er das nicht, schließlich wolle sich jeder erst einmal rechtfertigen. „Aber wenn jemand falsch parkt und mir aggressiv begegnet, dann ist der Strafzettel vorprogrammiert“, sagt Grohs. Umsichtiger ist er hingegen unter anderem in der Umgebung von Friedhöfen, da sei eine überzogene Parkzeit natürlich etwas anderes. Er wolle auch menschlich sein, erklärt Grohs, und er sei sowieso in erster Linie auf wiederholte Falschparker und Dauerparker aus. Im Fall der Brandschutzzone einigt er sich mit dem Fahrer, der sich entschuldigt und einlenkt, auf eine mündliche Verwarnung. Er muss umparken.

Problemzone: die Birkacher Birkheckenstraße

Manche Orte sind für Falschparker bekannt, andere findet Grohs dank Hinweisen aus der Bevölkerung. Zwischen zwei bis drei Beschwerden kommen für den Filderbereich täglich bei der Wache für Verkehrsüberwachung in der Stuttgarter Innenstadt an. Gefahrsituationen, wie zum Beispiel das Zuparken von Brandschutzzonen und Feuerwehrzufahrten, werden an die örtliche Polizei weitergegeben. Um weniger brenzliche Parksünden kümmern sich die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung. Häufig bekommt Grohs Hinweise aus Birkach. In der Kurve der Birkheckenstraße parken oft Autos illegal vor der Ladenzeile. Busse oder Lastwagen kommen bei Gegenverkehr nicht mehr voran. Der Bezirksbeirat hatte die Verkehrsüberwachung darum gebeten, auf die Stelle ein Auge zu haben. Heute erwischt Grohs zwei Fahrer in flagranti beim Parken auf dem Gehweg. Sie springen zwar schleunig in ihre Kleintransporter und fahren weg, doch die Kennzeichen kann er sich notieren. In solchen Fällen schickt der Beamte die Strafzettel nachträglich an den Fahrzeughalter. Eine Flucht ist also zwecklos.

Ein Knöllchen für den Corsa

Seit 1988 ist Grohs im öffentlichen Dienst. Er beobachtet, dass sich durch das Parkraummanagement in Stuttgart die Probleme verlagert haben. Statt ihr Auto in den kostenpflichtigen Bereichen in der Innenstadt abzustellen, parken die Menschen in den Außenbezirken. Auch in Plieningen deponieren einige Flughafenbesucher ihren Wagen. Das ist nicht verboten, für die ansässigen Plieninger aber lästig. Grohs hat wenig Verständnis für die Aussage, man habe keinen Parkplatz gefunden: Während zwei Autos falsch parken, sind nur wenige Meter daneben mehrere legale und kostenlose Plätze frei. Und wer in einem angenehmen Ambiente wohnen wolle, zum Beispiel mit Bäumen an der Straße, der habe nun mal weniger Parkraum zur Verfügung, findet Grohs.

Die morgendliche Fahrt durch die Bezirke neigt sich dem Ende zu, der Kontrolleur ist in Plieningen angekommen. An diesem Tag sind alle Behindertenparkplätze frei, niemand hat unrechtmäßig sein Fahrzeug darauf abgestellt. Grohs ist schnell fertig. Ob er selbst schon einen Strafzettel bekommen habe? „Ja“, sagt er und lacht, „erst neulich“. 15 Euro hat ihn das Parken nahe einer Einmündung gekostet. Ärgerlich, doch Grohs sagt mit einem Augenzwinken: „Was für andere gilt, gilt ja auch für mich.“

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