Aussagen seiner Ehefrau rühren den Angeklagten im Parkplatzmordprozess vor Gericht zu Tränen.

Stuttgart - Bisher hat der mutmaßliche Parkplatz-Doppelmörder vor Gericht keine Regung erkennen lassen. Seit der Aussage seiner Ehefrau ist er aber aufgetaut. Die Gattin hat ihren Mann allerdings nicht nur entlastet, sondern auch belastet.

Während der mutmaßliche Doppelmörder Detlef S. vor der Schwurgerichtskammer 1a des Landgerichts die ersten Prozesstage teilnahmslos wirkte und schwieg, hat er am Montag erstmals heftige Gefühle gezeigt. Auch bei der Aussage seiner Ex-Frau und einer langjährigen Kollegin und angeblichen Geliebten am Mittwoch reagierte Detlef S. emotional.

Bevor der Angeklagte im Gerichtssaal auftaucht, ist sein Kommen am Klirren der Ketten zu hören. Der 56-Jährige ist mit Fußfesseln gesichert, die ihm während der Verhandlungen nicht abgenommen werden. Auch die Handschellen und ein Bauchgurt, mit denen seine Hände fixiert sind, bleiben geschlossen. Der frühpensionierte Postler, der laut Anklage an einschlägigen Schwulentreffs vergangenes Jahr zwei Männer erschossen haben soll, hat während der Haft bereits zwei Suizidversuche verübt.

Publikum für über eine Stunde vor der Tür

An den ersten acht Prozesstagen hat Detlef S. teilnahmslos gewirkt. Als am Mittwoch seine 61-Jahre alte Schwester den Zeugenstand betritt, blinzelt er ihr freundlich mit einem Anflug von Lächeln zu. Ihr Auftritt währt indes nur kurz. Die Schwester beruft sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht als Angehörige. Die Mutter das Angeklagten wird gar nicht erst geladen, weil sie zudem aus psychischen Gründen als nicht als vernehmungsfähig gilt.

Der zweiten Frau im Zeugenstand, seiner 57-jährigen Ex-Frau, signalisiert Detlef S. mit einem Zwinkern ebenfalls ein Willkommen. Die Rechtsanwaltsgehilfin zeigt sich bereit zu einer Aussage, allerdings nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit. "Das geht sonst alles durch die Medien", sagt sie.

Das Gericht kommt der Bitte der früheren Ehefrau nach und schickt das Publikum für über eine Stunde vor die Tür. Im Saal beschreibt die Frau ihren Ex unterdessen als zuvorkommenden und höflichen Menschen. Auch bei der Vernehmung einer 58-jährigen Ex-Kollegin, die eine langjährige Geliebte des Angeklagten gewesen sein soll, schließt das Gericht die Öffentlichkeit aus.

Detlef S. : "Es tut mir leid"

Die heutige Ehefrau des Angeklagten hat schon am Montag ohne Scheu vor der Öffentlichkeit ausgesagt. Sie beschreibt ihren Mann dabei als eitlen Typ, der sich am ganzen Körper rasiert und regelmäßig im Solarium gebräunt habe. Ihr schwante etwas über homosexuelle Kontakte; es gab auch Indizien. Sprach sie ihren Mann darauf an, habe er das stets bestritten, sagt sie. Alles in allem zeichnet die Ehefrau das Bild eines charmanten, lieben Ehemanns und rührt damit Detlef S. zu Tränen. Dennoch muss sie trotz aller innigen Zweisamkeit und 25 Jahren Beziehung gestehen: "Ich kenne meinen Mann überhaupt nicht." Ein Motiv für die Morde kann sie sich nicht vorstellen. Während ihrer Aussage bricht der Angeklagte in Tränen aus und sagt: "Es tut mir leid."

Laut Staatsanwaltschaft hat Detlef S. am 8.Mai 2010 auf einem Parkplatz beim Magstadter Hölzersee den 30-jährigen Heiko S. und am 2.Juli auf einem Parkplatz im hessischen Mörfelden den Rentner Friedrich L. erschossen. Beide Plätze sind als Schwulentreffpunkte bekannt.

Am 6.Juni, also zwischen den beiden Morden, soll der Angeklagte auf einem Parkplatz in Freudenstadt versucht haben, einen 62 Jahre alten Belgier mit dem Messer zu töten. Aufgrund von DNA-Spuren und Munitionsvergleichen hält die Staatsanwaltschaft Detlef S. für überführt. Als Motiv gibt sie Rache für eine HIV-Erkrankung an. Der Prozess wird fortgesetzt.