Am Georgiiweg sind die Parkplätze tagsüber fast ausschließlich von Pendlern belegt. Das will die Stadt mit mehr Kurzzeitparkplätzen ändern. Foto: Simone Bürkle

Wegen der vielen Pendler finden Sportler kaum Parkplätze am Degerlocher Georgiiweg – das beklagen die Vereine auf der Waldau. Die Stadt Stuttgart will darauf reagieren und mehr Kurzzeitparkplätze einrichten.

Degerloch - Für Jörg Englert ist das Maß voll. Wenn der Vorsitzende des Luftbad-Vereins auf die Parksituation am Georgiiweg zu sprechen kommt, redet er sich schnell in Rage. „Was dort abgeht, ist tödlich für uns“, sagt der 71-Jährige. Damit meint Englert die vielen Pendler, die angesichts des meist überfüllten Park-and-Ride-Platzes bei der Stadtbahnhaltestelle „Ruhbank“ jeden Tag am Georgiiweg ihre Autos abstellen und den ganzen Tag über stehen lassen. „Unsere Sportler haben keine Chance, einen Parkplatz zu finden“, kritisiert Englert.

Für seinen Verein sei die Lage besonders prekär, sagt er. Denn der Klub lebe mittlerweile davon, dass er eine ganze Reihe von Gesundheitskursen anbietet – darunter auch solche für Herz- und Lungensportler. „Diese Menschen sind in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Die können nicht erst einen Kilometer laufen, bis sie am Vereinsgelände angekommen sind“, sagt Englert. Für den Verein sei es deshalb äußerst wichtig, dass die Stadt eine Parkregelung erlasse, die das Abstellen der Autos für höchstens vier Stunden zulasse. Das sei auch Thema bei den Planungswerkstätten zur Umgestaltung der Waldau gewesen; zudem ist Englert persönlich bei der Stadt vorstellig geworden. Dort habe er die Auskunft bekommen, dass inzwischen für ein paar Plätze eine Parkscheibenregelung gelte. Das hält Englert angesichts der großen Zahl an Parkplätzen entlang des Georgiiwegs für unzureichend: „Das ist doch eine Feigenblattlösung.“ Deshalb hofft der Vorsitzende des Luftbad-Vereins, dass sich an der Situation bald etwas ändert.

Die Stadt hat die Forderung aufgegriffen und will reagieren

Diese Hoffnung ist berechtigt. Laut Edgar Riester vom Ordnungsamt hat seine Behörde mit dem Tiefbauamt und der Polizei die Forderungen aufgegriffen und eine Lösung gefunden. Die sieht nun so aus, dass zu den bisherigen 35 Parkplätzen mit einer Vier-Stunden-Regelung 18 zusätzliche kommen. 53 der insgesamt 212 Parkplätze am Georgiiweg – also genau ein Viertel – hätten dann eine solche Kurzparkzeit und wären für Pendler, die einen Ganztagsparkplatz suchen, nicht mehr attraktiv. „Das halten wir für angemessen“, sagt Riester. Er gibt zu bedenken, dass es nicht sinnvoll sei, weitere Kurzzeitparkplätze für Sportler auszuweisen. „Sonst drängen die Pendler in die umliegenden Wohngebiete. Und das kann nicht das Ziel sein.“ In den nächsten Wochen soll die neue Lösung umgesetzt werden.

Auch die Vorsitzenden der benachbarten Vereine, die ihr Gelände ebenfalls am Georgiiweg haben, hat die Parksituation vor Ort schon beschäftigt. Für Oliver Schwarz, den Vorsitzenden der TSG Stuttgart, ist indes noch ein ganz anderes Problem drängend. „Was uns massiv zu schaffen macht, sind die Heimspiele der Kickers“, sagt er. Vor allem bei Derbys werde kreuz und quer geparkt, auch auf den 20 vereinseigenen Stellplätzen. Die Situation wird sich aus seiner Sicht nicht so schnell entspannen – im Gegenteil. Der Verein plant den Bau einer Sporthalle auf dem eigenen Gelände. Die soll auf einem alten Hartplatz entstehen, der bisher als Parkfläche genutzt wird. „Da werden also weitere Stellplätze wegfallen, auch wenn sie inoffiziell sind“, sagt Schwarz.

Andere Vereine halten nichts von einer Parkscheibenregelung

„Es ist tatsächlich der Fall, dass es zu wenig Parkplätze für die Sportler gibt“, sagt auch Sami Zohni, der Vorsitzende des ABV Stuttgart. Zwar habe sein Verein fünf eigene Stellplätze, diese beanspruche aber der Wirt des Vereinsheims für sich. Von einer Parkscheibenregelung hält Zohni im Gegensatz zu seinem Kollegen Englert dennoch nichts. „Ich verstehe die Pendler, die hier parken“, sagt der ABV-Chef. Für ihn ist klar: „Wenn man den einen was Gutes tut, nimmt man den anderen was weg.“ Stattdessen plädiert er dafür, dass tagsüber der Parkplatz der Stuttgarter Kickers am Gazi-Stadion geöffnet wird. „Da sind viele freie Flächen“, schlägt er vor. „Die könnte man doch nutzen.“