Beim Klassentreffen ist immer etwas los: Erst wird musiziert, dann greift Horst Köppel zum Ball. Foto: Georg Linsenmann

50 Jahre nach der Entlassfeier: eine anekdotenreiche Begegnung zweier Klassen der Park-Realschule. Gekommen ist auch der ehemalige VfB-Kicker Horst Köppel, der einst ziemlich viel Stress mit dem Schulleiter hatte.

Stammheim - Auf den Tag genau vor einem halben Jahrhundert, am 27. März 1965, hatten sie ihr Schlusszeugnis bekommen. Damals, als die Schuljahreszäsur noch zu den Osterferien stattfand. Mehr als ein halbes Menschenleben ist das jetzt her, und doch herrscht hier eine Stimmung wie unter alten Bekannten. Kein Wunder, wie Heidi Gühring erklärt: „Ein harter Kern von etwa 15 Leuten trifft sich seit vielen Jahren jeden Monat.“ Auch über die einstige Trennung in Jungs- und Mädchenklasse hinweg, die mit diesem Jahrgang, 1947/48, letztmals erfolgt war. „Und weil sich auch unsere Frauen vertragen“, ergänzt Manfred Schweiher, „machen wir jedes Jahr einen mehrtägigen Ausflug.“

Von den 60 Entlassschülern der Park-Realschule sind am Freitag mehr als 30 gekommen. Vier sind bereits verstorben. Gekommen ist aber auch „der Horst“, „unser Star“, wie es gleich von links und rechts tönt. Horst Köppel, das ist der einstige VfB-Kicker, die Gladbach-Legende aus Weissweilers „Fohlen-Elf“ mit Netzer und Co. Hier ist er „wie zu Hause“, also mittendrin, amüsiert sich über den selbstironischen Auftritt der PRS-Rentner-Band à la Insterburg & Co.: „Ich hab kein Abitur, ich hab Mittlere Reife. Melken lernen? Ohne Abitur?“ Jetzt können sie drüber lachen. Denn nicht nur „der Horst“ hat seinen Weg gemacht. Manche „beim Daimler“, auch als Teamleiter und Ingenieur. Oder als Architekt, wie Günter Hezel. Als Bankkaufmann, „bei der Post und beim Steuerberater“ wie Ruth Dense oder Uschi Vogt. Als Lehrerin. Oder Schulsekretärin wie Margot Diener. Als Metzgermeister wie Ernst Ammon, den es dann zur Berufsfeuerwehr zog: „Mein bester Zug.“ Seine Erinnerung an die Schule? „Bei meinen Kindern war es viel besser.“

Zwei Mark fürs Autowaschen

Eine Erfahrung, die sie anscheinend teilen, wie sich beim Rundgang mit dem Schulleiter Philipp Mahotra zeigt. Die Buben waren zwar die Ersten, die kochen durften. Sie haben aber auch noch den Rohrstock erfahren. Tatzen, Schläge auf die Hand, aus nichtigen Gründen: „eine Woche blutunterlaufene Finger“. Als besonders „harter Bursche“ galt „Bio-Lehrer Welsch“: „Aus Versehen angerempelt – und schon hattest du eine an der Gosch!“ Dessen beliebteste Strafarbeit: sein Auto waschen. Immerhin: „Es gab zwei Mark dafür.“

Erwischt hatte es auch Rainer Kauffmann: „Es hat mich vor weiterem Unsinn abgehalten.“ Wie er es heute sieht? „Heute ist das Extrem am anderen Ende.“ Max Walter, der einstige Mathe-Lehrer der Jungs, glaubt: „Das waren Ausnahmen. Aber da waren natürlich ein paar alte Haudegen aus dem Krieg dabei. Für die war das normal.“ Gefürchtet war nicht zuletzt der Schulleiter. Zur Strafe im Klassenzimmer in der Ecke stehen: Alltag. Ein Muckser, schon landete man auf den Flur. Wenn dann der „Direx“ vorbeikam, „dann warst du untendurch“.

Unten durch war auch Horst Köppel: „Ich hatte unglaubliche Probleme mit dem Schulleiter. Er war absolut gegen Fußball. Damals war samstags noch Schule. An Samstagen waren aber auch Lehrgänge und Schülerländerspiele. Er wollte mich nicht gehen lassen und hat eins auf den Deckel gekriegt. Das hat er mich büßen lassen“, erzählt er. Wie das? „Er ließ mich durchfallen: ,Du hast zu wenige Stunden, jetzt kannst du das nachholen.’ Ich habe unheimlich unter dem Druck gelitten.“

Vor dem abschließenden Gruppenfoto noch schnell ein Abstecher in die Turnhalle: „Im Sport war ich ja immer gut“, lacht Köppel. Schnell ist ein Ball da. Großes „Hallo!“, als der Crack mit seinem liebsten Spielgerät jongliert. Am Ausgang meint Hans-Jochen Peter: „Wir waren ein besonderer Jahrgang.“ Weshalb? „Reichtümer hatten wir keine. Vielleicht lag es daran. Dafür hatten wir ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Das hat unser ganzes Leben bereichert. Bis heute.“