Für den Täter ist es ein Lustgewinn, für die Opfer das genaue Gegenteil. Auch in den Hohenheimer Gartenanlagen sind immer wieder Exhibitionisten unterwegs. Foto: Archiv Keystone

Ein Schreckgespenst sind sie nicht, die Exhibitionisten, die immer wieder im Botanischen Garten der Uni Hohenheim gesichtet werden. Sie sorgen eher für Belustigung und einen gewissen Grusel.

Hohenheim - Der Ausflug ins Dunkle hat offenbar seinen Reiz. Gerade donnerstags, wenn in der Thomas-Müntzer-Scheuer (TMS) die Bässe wummern, verlegen Hohenheimer Studenten die After-Hour gern in die Hohenheimer Gartenanlagen. Auf dem Privatgelände sieht sich die Universität nicht verpflichtet, für Beleuchtung zu sorgen. Nachts habe dort eigentlich niemand etwas zu suchen, so lautet der offizielle Standpunkt der Universität.

Der Park wird nachts nicht abgesperrt

Da die Gartenanlagen über den Sandweg mit der Emil-Wolff-Straße verbunden sind und von dieser Seite zugänglich sein müssen, ergebe es keinen Sinn, sie an anderer Stelle mit abschließbaren Toren zu versehen, sagt ein Universitätssprecher. Für die Studenten, die nach dem Feiern in der TMS noch nicht müde sind oder aus anderen Gründen ungestört sein wollen, ist das zunächst eine gute Nachricht.

Sie müssen sich aber auf Begegnungen einstellen, die viele als unheimlich empfinden. „Ich war nachts im Park, und da stand der Typ nackt im Gebüsch“, berichtet eine Studentin von einem Erlebnis aus dem vergangenen Sommer.

Im August 2015 entblößte sich ein Mann vor zwei anderen Studentinnen. Der Exhibitionist sei hinter einem Baum hervorgertreten und habe sie und eine Begleiterin angesprochen, berichtete eine der jungen Frauen dem Campusmedium „Online-Kurier“. Dort schilderte sie das Erlebnis als traumatisierend. Der Täter wurde von der Polizei bis heute nicht ermittelt.

Ein Einzelfall war das – den Schilderungen von Studenten nach – nicht. Die Exhibitionisten im Hohenheimer Park seien seit Jahren Gesprächsthema unter Studenten, heißt es. Die Studenten gehen davon aus, dass es verschiedene Männer sind, die sich in den Gartenanlagen der Universität entblößen. Sie beschreiben die Täter ganz unterschiedlich. Ein Schreckgespenst seien die Exhibitionisten aber nicht. Eher sorgen sie für Belustigung und einen gewissen Grusel. Der lässt sich wohl vergleichen mit Mutproben, die Jugendliche in der Nacht auf den Friedhof führen.

Richtiges Verhalten im Fall der Fälle

Die Studentin, die im vergangenen Sommer allein einem Exhibitionisten begegnet ist, habe sich vor dem nackten Mann im Gebüsch umgedreht und sei davongegangen, erzählt sie. Das sei eine Möglichkeit, sich bei der Konfrontation mit solchen Tätern richtig zu verhalten, sagt der Polizeisprecher Sven Lauer. Wichtig sei es aber, sich, wenn möglich, das Aussehen des Exhibitionisten einzuprägen und nach dem Kontakt die Polizei zu informieren. „Dann erhöht sich die Chance, dass wir ihn erwischen“, sagt Lauer. Er rät aber nicht dazu, sich defensiv zu verhalten und die Flucht zu ergreifen. „Exhibitionisten geht es darum, für eine kurze Zeit Macht über andere Menschen auszuüben, indem sie diese in Schock versetzen.“ Besser sei es, durch Gesten oder auch verbal sein Missfallen zu äußern. Falls möglich, sollte die Öffentlichkeit hinzugezogen werden, also gegebenenfalls andere Passanten. Eine solche Provokation des Täters sei in der Regel risikofrei. „Wir haben in Stuttgart keine Fälle, bei denen die Exhibitionisten weitergegangen sind“, sagt er.

Die Universität blieb auch nach dem Vorfall im vergangenen Sommer dabei, dass die Gartenanlagen als nicht öffentliches Gelände nachts nicht beleuchtet werden müssten. Ein Universitätssprecher bat aber Studenten, jeden neuen Vorfall zu melden.

Die Studentin, die vergangenen Sommer selbst einem Exhibitionisten begegnet ist, findet es einerseits schade, dass die Gartenanlagen nachts nicht beleuchtet sind. Auf der anderen Seite mache das Feiern im Dunkeln eben auch Spaß, sagt sie. Sie hat für sich ein Mittelweg gefunden. „In der Gruppe fühle ich mich sicher. Aber allein würde ich nie mehr nachts durch den Hohenheimer Park laufen.“