Autofahrer haben auf der Neckarbrücke in Ludwigsburg bald wieder freie Bahn. Fußgänger allerdings werden einen weiten Umweg auf sich nehmen müssen. Foto: factum/Bach

Die Bauarbeiten – begannen mit Verspätung. Die Fertigstellung? Verzögert sich. Die Sanierung der Neckarbrücke in Ludwigsburg war von Anfang an von Problemen geprägt. Jetzt gibt es neuen Ärger.

Ludwigsburg - Die Bauarbeiten begannen mit Verspätung. Die erste Bauphase dauerte länger als erwartet. Die Fertigstellung? Verzögert sich. Die Sanierung der Neckarbrücke in Ludwigsburg war von Anfang an mit Schwierigkeiten verbunden, und es ist durchaus möglich, dass der größte Ärger noch bevorsteht.

Zuständig für die Baustelle ist das Regierungspräsidium (RP), und die Behörde in Stuttgart hat gerade einen neuen Zeitplan bekannt gegeben, der erneut eine dicke Überraschung beinhaltet: Die letzte Bauphase soll erst nach dem Winter beginnen, also im März 2018. Und sobald die Baustelle eingerichtet ist, „wird eine Querung für Fußgänger und Radfahrer nicht mehr möglich sein“. Drei volle Monate lang.

Die Neckarquerung verbindet den Stadtteil Neckarweihingen mit der Innenstadt, und dass diese Verbindung wegfällt, ist für das RP offenbar kein Problem. Man werde die Fußgänger über die „nahe gelegene Lucien-Tharradin-Brücke“ umleiten, erklärt die Behördensprecherin Katja Lumpp. Bei der Definition, wann etwas als „nahe gelegen“ eingestuft werden kann und wann nicht, sind sich das RP und die Stadtverwaltung allerdings uneins. Er werde die Experten aus Stuttgart noch einmal „dringend zum Gespräch einladen“, sagt jetzt der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. Einen Stadtteil drei Monate lang quasi abzuschneiden, „das geht gar nicht“. Zumal die Lucien-Tharradin-Brücke keinesfalls nahe gelegen sei. Für Radfahrer sei das machbar, für Fußgänger aber ein „extremer Umweg“.

Auch Sonderwünsche haben zu den Verzögerungen geführt

Der Umweg beträgt etwas mehr als 600 Meter auf der einen Seite des Flusses und noch einmal 600 Meter auf der anderen. Was das Rathaus zusätzlich verärgert: Ursprünglich sollte der Fußgängerüberweg sechs Wochen lang dicht sein, nun wird daraus ein Vierteljahr. Das alles sei Anlass genug, das Regierungspräsidium zu bitten, andere Möglichkeiten zu erörtern, sagt Ilk. Der dann allerdings gleich auch Vertreter der hiesigen Stadtwerke (SWLB) mit am Tisch platzieren sollte. Denn die SWLB werden bereits im Dezember eine Wasserleitung an der Neckarbrücke montieren, und auch in dieser Zeit ist das Bauwerk für Fußgänger und Radfahrer tabu.

Das alles reiht sich ein in eine Serie von Pleiten und Pannen, wobei es schwierig ist, einen Schuldigen auszumachen, denn das Regierungspräsidium taugt nicht als Sündenbock. Schon Anfang 2014 hatten Experten bei einer Routinekontrolle festgestellt, dass der Beton der 112 Meter langen und 1955 errichteten Brücke teils schwere Schäden aufweist. Sofort wurde ein Fahrverbot für Schwerlastverkehr erlassen. Der Beginn der Sanierung wurde dann jedoch immer weiter nach hinten verschoben, weil die Stadt das RP bat, neben den drei Fahrspuren einen separaten Radweg anzulegen.

Während der Bauarbeiten tauchten neue Probleme auf

Als es endlich losging, war der Zeitplan schnell Makulatur. Denn nachdem die Bauarbeiter die Brückenkappen abgenommen hatten, stießen sie auf noch gravierendere Probleme. Mehrere Träger seien schwer beschädigt, einer davon gar völlig zerstört gewesen, erklärt das Regierungspräsidium. Dies habe weitere statische Berechnungen und Umplanungen erforderlich gemacht. Außerdem mussten die Stadtwerke eine Gasleitung in dem Bauwerk einbetten, was zusätzliche Verzögerungen nach sich zog.

Immerhin sind diese Arbeiten fast abgeschlossen, sodass Autofahrer bald wieder freie Bahn auf drei Spuren haben werden. In den vergangenen Monaten herrschte an der Stelle nahezu täglich Stau. Die Ludwigsburger Neckarbrücke gilt als Nadelöhr und wird täglich von Tausenden Pendlern aus Richtung Marbach genutzt.