Immer mehr Schüler wollen bei der Musikschule Ostfildern ein Instrument erlernen. Foto: dpa

Die gestiegenen und ständig steigenden Schülerzahlen bringen die Einrichtung an den Rand ihrer Kapazitäten. Schon jetzt gibt es eine Warteliste, die nach Ansicht des Leiters Marcus Borchert in den nächsten Jahren immer länger werden wird.

Ostfildern - Für die Musikschule Ostfildern wird es zunehmend schwerer, den an sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Das hat die Analyse ihres Leiters Marcus Borchert deutlich gemacht, die er in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses vorgestellt hat. Zwar sei die Einrichtung mit ihren Angeboten und dem gut ausgebildeten Kollegium sehr gut aufgestellt. Doch sei sie schon heute aufgrund der gestiegenen und weiter stark steigenden Schülerzahlen an ihrer räumlichen, finanziellen, personellen und organisatorischen Grenze des Machbaren angelangt.

158 Schüler auf der Warteliste

Auf der Warteliste befänden sich aktuell 158 Schüler. Laut den Prognosen dürfte diese in den kommenden Jahren länger werden, erklärte Borchert. Er rechnet damit, dass im Jahr 2025 bis zu 225 Kinder, Jugendliche und Erwachsene darauf warten müssten, an den verschiedenen Instrumenten unterrichtet zu werden. Eine Wartezeit von zwei bis drei Jahren oder länger „wäre dann der Normalfall“, heißt es in einer Vorlage für die Stadträte.

Marcus Borchert stellte in den Raum, man könne dies hinnehmen oder die Gebühren moderat erhöhen. Denn aufgrund der finanziellen Möglichkeiten drohten schon jetzt schmerzhafte Einbußen beim Angebot. Beispielsweise stehe das Projekt „Spiel mit“, bei dem Grundschulkinder mit und ohne Behinderung gemeinsam musizieren, auf der Kippe. Es werde durch Bundesmittel finanziert, doch die Förderung laufe im kommenden Jahr aus. Auch anderen, bisher durch Stiftungen und Sponsoren unterstützten, sonderpädagogischen Musikangeboten drohe das Aus, weil Fördereinrichtungen abspringen. „Da gehen uns langsam die Gelder aus“, erklärte Borchert. „Wir werden hier pausieren müssen, wenn wir keine Finanzierung hinkriegen.“

Lediglich ein Sachbericht

Der Leiter der Musikschule betonte, er habe lediglich einen Sachbericht liefern wollen, „die Zahlen habe ich mir nicht ausgesucht“. Denn im Gremium entwickelte sich eine Diskussion über die künftige Ausrichtung und Förderung der Einrichtung. Margarete Schick-Häberle beispielsweise, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, sprach sich dafür aus, die Musikschule finanziell stärker zu fördern. Wenn alles wachse, wachse eben auch eine solche Einrichtung. Doch der SPD-Fraktionschef Werner Schmidt trat aufs Bremspedal, denn er befürchtet höhere Kosten für eine Freiwilligkeitsleistung. Er plädierte dafür, über die Strukturen in der Musikschule nachzudenken und keinesfalls die Qualität aufgrund der Quantität zu schwächen. Elfi Kolm von der CDU-Fraktion empfand Borcherts Ausführungen nicht als ein „Jammern“ über die Gegebenheiten, sondern als Versuch, „es zu schaffen“.

Laut dem Oberbürgermeister Christof Bolay ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh für konkrete Lösungsvorschläge. Der Vortrag von Marcus Borchert besitze einen stark analytischen Charakter, der auf die künftigen Probleme aufmerksam mache und mögliche Lösungsansätze aufzeige. Aber man könne sich heute nicht blind auf die Prognosen für das Jahr 2025 verlassen.

Übernächstes Jahr feiert die Musikschule ihren Fünfzigsten

Geschichte
Die Musikschule Ostfildern wurde im Jahr 1968 ins Leben gerufen. Im übernächsten Jahr feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen.

Schüler
Aktuell werden 1383 Schüler an 17 Standorten im Stadtgebiet unterrichtet. Der Scharnhauser Park mit 540 und Nellingen mit 407 Schülern liegen weit vorn. Insgesamt besuchen 32,7 Prozent aller Schüler in Ostfildern die musische Einrichtung der Stadt. Steigt die Zahl der Anmeldungen prozentual weiter an wie bisher, dann muss die Musikschule im Jahr 2015 mit bis zu 1450 Schülern rechnen.

Lehrkräfte
An der Ostfilderner Musikschule sind zurzeit 61 Lehrer beschäftigt. Diese teilen sich in 39 Tarifkräfte und 22 Honorarkräfte auf. Die fest angestellten Lehrer unterrichten 75 Prozent der Jahreswochenstunden, die Honorarkräfte 25 Prozent. Zum Vergleich: im Jahr 2004 lag der Anteil bei 82 zu 18 Prozent.

Finanzen
Im Haushalt verzeichnete die Musikschule Gesamtausgaben von 2,2 Millionen Euro, wovon die Personalkosten mit 1,65 Millionen betrugen. Die Einnahmen beliefen sich auf 1,1 Millionen Euro, womit der Kostendeckungsgrad bei 50 Prozent lag.

Unterrichtskosten
Die Musikschulgebühren liegen bei 99 Euro für 45 Minuten und bewegen sich damit an der Spitze im Vergleich zu den umliegenden Schulen.