Szene aus dem „Triadischen Ballett“. Foto: Bayerisches Staatsballett

Nur eine Schrittfolge des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer ist exakt dokumentiert. Der Rest? Ein Nachfühlen, ein Erspüren des Prinzips, das hinter Schlemmers Ideen steckt, ein Sich-Einlassen auf den Geist der beginnenden Moderne.

Nur wenige Spuren sind geblieben von der Bewegung, die einst in Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“ steckte. Und doch gaben die erhaltenen Figurinen, heute in Stuttgart und Madrid ausgestellt, den Weg klar vor, als sich der Choreograf und Tänzer Gerhard Bohner im Auftrag der Berliner Akademie der Künste 1977 an eine choreografische Neufassung wagte. Nur eine Schrittfolge ist exakt dokumentiert. Der Rest? Ein Nachfühlen, ein Erspüren des Prinzips, das hinter Schlemmers Ideen steckt, ein Sich-Einlassen auf den Geist der beginnenden Moderne. Mehr zum Konzept des "Triadischen Balletts" lesen Sie hier.

Den sollte auch die Neukomposition von Hans Joachim Hespos zum Klingen bringen. Mit den für die Uraufführung 1922 gewählten, klassischen Ballettmusiken war offenbar auch Oskar Schlemmer nicht glücklich gewesen. Für eine Aufführung 1926 in Donaueschingen bestellte er bei Paul Hindemith neue Musik für mechanische Orgel; für ein Gastspiel in Paris griff er auf eine Tanzsuite von Alois Pachernegg, einem zeitgenössischen österreichischen Komponisten, zurück. Mehr zur Oskar Schlemmers Weg finden Sie hier.

„Gerhard Bohner war es wichtig, dass seine Neufassung die Reduktion auf das Wesentliche, die dem Bauhaus eigen war, auf der Bühne zeigt“, sagt Colleen Scott, die wie ihr Mann Ivan Liska als Solistin 1977 bei der Premiere tanzte und später bei vielen Gastspielen Schlemmers „Triadisches Ballett“ weltbekannt machte. Heute ist sie Ballettmeisterin in München, ihr Mann dort Direktor. Zusammen mit dem Tanzfonds Erbe machten sie eine Neueinstudierung des „Triadischen Balletts“ mit der Juniorkompanie des Bayerischen Staatsballetts möglich.

Wichtig war Scott dabei, den jungen Tänzern Schlemmers Visionen nahezubringen. „Es geht nicht allein um Technik, sondern um die Absicht dahinter. In diesem Fall um ein Raumgefühl, um eine Schwere, die man tragen, ja ertragen muss.“ Es ist diese Strenge als Gegenentwurf, die auch den Tanztheater-Mann Gerhard Bohner am „Triadischen Ballett“ faszinierte und die das Publikum auch in Stuttgart fesselte. (ak)

In der Edition Bauhaus ist eine Dokumentation erschienen, die auch Gerhard Bohners Neufassung des „Triadischen Balletts“ enthält: „Bühne und Tanz – Oskar Schlemmer“. 150 Minuten. 13,99 Euro