Eine Umgestaltung des Vaihinger Markts und der Hauptstraße kann nach Ansicht der Stadt dazu beitragen, dem Trading-Down-Effekt entgegenzuwirken. Foto: Sandra Hintermayr

Vertreter des Stadtplanungsamts stellen im Bezirksbeirat Konzepte für ein lebendiges Ortszentrum vor. Die Maßnahmen gehen über eine Umgestaltung des Vaihinger Marks hinaus.

Vaihingen - Das Stadtplanungsamt und die Wirtschaftsförderung haben sechs Stadtteilzentren unter die Lupe genommen; Vaihingen, Bad Cannstatt, Untertürkheim, Feuerbach, Weilimdorf und Zuffenhausen. Das Ergebnis: Im Vergleich zur letzten Erhebung 2008 sind deutliche Abwärtstrends, sogenannte Trading-Down-Prozesse erkennbar. Diese äußern sich durch Ladenleerstände und eine „Angebotsverflachung“ – etwa durch die Ansiedlung von Imbissketten, Spielhallen oder niedrigpreisigen Läden. Die Stadt hat das Büro Dr. Donato Acocella Stadt- und Regionalentwicklung damit beauftragt, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort Handlungskonzepte zu erarbeiten. Diese sollen der Abwärtsspirale entgegenwirken und das Ortszentrum wieder beleben.

Hermann-Lambert Oediger und Frank Gwildis vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung haben das Ergebnis der Untersuchung „Stadtteilzentren konkret“ für Vaihingen im Bezirksbeirat vorgestellt. „Wir haben uns unter anderem den Einzelhandel angeschaut, das Dienstleistungsangebot, die Gastronomie und den Verkehr“, erläuterte Gwildis. In Workshops haben Vertreter der Stadtverwaltung und Akteure vor Ort wie etwa Händler, Hauseigentümer, Dienstleister oder Bezirksbeiräte Schlüsselprojekte identifiziert, die die Stadtteilzentren aufwerten sollen. „Es wurde etwa vorgeschlagen, eine Verbindung zwischen dem Vaihinger Markt und der Schwabengalerie zu schaffen und die Hauptstraße aufzuwerten“, sagte Gwildis.

Vaihinger Markt und Hauptstraße sind Schlüsselprojekte

Während das Büro Acocella die Angebote der Schwabengalerie eher positiv bewertet, habe sich der Einzelhandel im Ortszentrum insgesamt rückläufig entwickelt. Von 2008 bis 2016 ist die Zahl der Läden von 99 auf 76 gesunken, das sind 23 Prozent. Die Verkaufsfläche sank von 30 725 auf 27 325 Quadratmeter, also elf Prozent. Die Anzahl der Leerstände ist mit zwölf Ladenflächen gleichgeblieben.

„Ein Schlüsselprojekt ist der Vaihinger Markt. Wir müssen überlegen, mit welcher Nutzung man ihn beleben kann“, sagte Gwildis. Auch an der Hauptstraße gebe es Handlungsbedarf. Denn die stark befahrene Straße wirke auf Fußgänger wie eine Barriere. Bessere Querungsmöglichkeiten sollen das ändern. Zudem könne man sich vorstellen, mehr Wohnraum für Studenten zu schaffen, sagte Gwildis. Auf dem Postareal könne ein Hotel oder Boarding-House für Studenten den Zentrumsbereich am Schillerplatz stärken. Eine Mediathek mit Café und Buchhandlung könne den Vaihinger Markt ebenso attraktiver machen wie Außengastronomieangebote. Privateigentümer sollen eingebunden werden, um die Erdgeschosse rund um den Vaihinger Markt aufzuwerten. „Wir müssen tiefgreifend ansetzen, sonst gelingt eine nachhaltige Verbesserung nicht“, sagte Oediger.

Für Vaihingen ist bereits Geld bewilligt

Im Gegensatz zu den anderen untersuchten Stadtteilzentren habe Vaihingen bereits einen Vorteil: Das Gebiet zwischen dem Bahnhof, der östlichen Hauptstraße und dem Vaihinger Markt soll Sanierungsgebiet werden. Bund und Land haben die Fördermittel bereits bewilligt. Welche Maßnahmen umgesetzt werden, ist allerdings noch offen.

„Die Auswertung ist klasse, man muss es nur umsetzen“, sagte Eyüp Ölcer (Freie Wähler). Es liege an der Stadt, aktiv zu werden und ansprechende Ortszentren zu schaffen. Die Hauptstraße, stimmten einige Bezirksbeiräte zu, müsse dringend umgestaltet werden. „Die Autobahn zwischen nördlichem und südlichem Ortskern ist ein Problem“, sagte Gerhard Wick (SÖS/Linke-plus). Man könne sogar noch über bessere Querungsmöglichkeiten hinausgehen und den Verkehr entschleunigen, vielleicht sogar eine gemeinsame Fläche für alle Verkehrsteilnehmer schaffen.

Neben der Stadtverwaltung haben sich auch Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) mit dem Stadtteilzentrum beschäftigt. Sie schlugen unter anderem vor, den Vaihinger Markt mit Pop-up-Stores zu beleben. „Die Studie ist nicht uninteressant“, stellte Ulrich Bayer (CDU) fest und äußerte seine Enttäuschung darüber, dass diese nicht im Gremium vorgestellt wurde. Letztlich stimmten die Vaihinger Bezirksbeiräte mehrheitlich für die von der Verwaltung vorgestellte Vorlage zu den Handlungskonzepten.