Wandern verbindet, beim Albverein Plieningen-Birkach schon seit 125 Jahren. Foto: Becker

125 Jahre sind kein Pappenstiel. So lange gibt es die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins in Birkach und Plieningen schon. Wie viele andere Vereine arbeiten die Mitglieder daran, dass noch viele Geburtstage dazukommen.

Plieningen/Birkach - Helmut Kauffmann ist über einen Stapel Fotos gebeugt und schwelgt in Erinnerungen. „Da war ich ganz frisch eingetreten“, sagt er und zeigt auf das Foto einer Gruppe Wanderer im Stocherkahn. „Viele von denen leben heute gar nicht mehr.“ Helmut Kauffmann ist Vorsitzender der Ortsgruppe Plieningen-Birkach des Schwäbischen Albvereins. Seit 20 Jahren ist er dabei. „Damals war der Verein noch lebendiger“, sagt er. Seine Freunde stimmen zu. Obwohl 20 Jahre beachtlich sind, sind sie nur ein Klecks im Hinblick auf die Vereinsgeschichte, die stattliche 125 Jahre alt wird. Das wird am 30. September groß gefeiert.

Wie kam es eigentlich zu den Problemen?

Der Pressewart Michael Stark und der Neuling Michael Isakeit sitzen mit am Tisch. Stark erzählt von großen Ausflügen anno dazumal und von Übernachtungen in Berghütten. „Damals gab es noch viel mehr junge Leute im Verein“, sagt er. Heute liege der Altersdurchschnitt bei Mitte 70. Michael Isakeit ist seit Januar Mitglied. „Wie kam es eigentlich zu den Nachwuchsproblemen?“, fragt er die anderen. Da müsse er ausholen, sagt Kauffmann und zieht eine Festschrift von 1991 hervor. „100 Jahre Schwäbischer Albverein Plieningen-Birkach“ steht darauf. Und darin steckt ganz viel Geschichte.

Um das Jahr 1891, als die Menschen in Plieningen und auf der ganzen Filderebene vor allem von der Landwirtschaft lebten, kamen einige Ärzte und Kaufleute zu der Ansicht, dass sie etwas für ihre Gesundheit tun sollten. Sie wollten die Natur entdecken und sich an der frischen Luft bewegen. Unter ihnen war ein Hofrat namens Clessler, dem der Schwäbische Albverein in Tübingen sehr gut gefiel. Er bemerkte, dass ihm zunehmend Menschen aus der Region Stuttgart beitraten. Also gründete er im Jahr 1891 gemeinsam mit einigen wanderlustigen Stuttgartern in Hohenheim eine Ortsgruppe, aus der die Ortsgruppe Plieningen hervorging, und ließ sich selbst als Vertrauensmann wählen.

Schwere Zeiten in den Kriegswirren

Bis 1906 bestand die Ortsgruppe aus rund 25 Mitgliedern. Im Filderraum wurden weitere Gruppen gegründet. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, standen dem Schwäbischen Albverein schwere Zeiten bevor. Die Mitglieder konnten ihre Beiträge nicht mehr zahlen, und der Verein kämpfte ums Überleben. Auch in den 1920er- und 1930er-Jahren hatte er mit den politischen und wirtschaftlichen Unruhen zu schaffen.

Im Dritten Reich konnte sich der Schwäbische Albverein schließlich nicht gegen den Zugriff der Nationalsozialisten wehren. So wurden von 1933 an die Mitglieder nach ihrer Abstammung unterschieden. Nur noch neun Mitglieder der Ortsgruppe Plieningen waren 1945 übrig; sie wollten gemeinsam einen Neuanfang wagen – was gelang.

Helmut Kauffmann zeigt auf den Jahresplan der Ortsgruppe von 1958, der vor ihm auf dem Tisch liegt. „Damals wurden unglaublich abwechslungsreiche Wanderungen unternommen, und es gab einen Jung-Albverein“, sagt er. Gebirgsfahrten und Wanderungen ohne Gepäck wurden angeboten. Mitte der 1960er kamen erstmals kleine Krisen auf, und die Jugendgruppe wurde aufgelöst. Da sich damals viele Birkacher der Ortsgruppe Plieningen anschlossen, wurde sie 1974 in „Ortsgruppe Plieningen-Birkach“ umbenannt.

Wandern mit GPS-Geräten

Und heute? Michael Isakeit ist aufgebracht. „Wir brauchen unbedingt mehr junge Leute im Verein“, sagt er. Er möchte sich als Nachfolger von Helmut Kauffmann aufstellen lassen, denn der will im neuen Jahr kürzer treten. Isakeit ist motiviert und hat viele Ideen. „Wir müssen mehr Familien in den Verein holen und Wanderungen für Jugendliche anbieten, die dann selbst kleine Ämter übernehmen“, sagt er. Dabei müsse man auf der Höhe der Zeit bleiben. Wanderungen mit moderner Technik, wie GPS-Geräten, sollen angeboten werden. „Nur so werden wir wieder jung und dynamisch“, sagt Isakeit. In diesem Jahr haben die Mitglieder des Vereins bereits alle Wanderwege auf der Gemarkung ihrer Ortsgruppe erneuert. „Nun kann es im Herbst weitergehen, Schritt für Schritt“, sagt Helmut Kauffmann. Nicht alles müsse sich ändern – was bewährt ist, soll bleiben. So zum Beispiel die Einkehr nach den Wanderungen. „Das ist ganz wichtig, da können Jung und Alt zusammenkommen“, sagt Kauffmann. Es werden Radtouren angeboten, Tageswanderungen und Filmvorführungen in geselliger Runde. „Der Schwäbische Albverein ist so ein schöner und geselliger Ausgleich“, sagt Michael Isakeit.

Anmelden fürs große Fest:

Die Ortsgruppe feiert am 30. September ihr 125-jähriges Bestehen. Ort des großen Festes ist die Zehntscheuer am Mönchhof. Der Eintritt für Nicht-Mitglieder beträgt 35 Euro inklusive Buffet. Einlass ist von 16 Uhr an. Um besser planen zu können, wird um Anmeldung bis 23. September unter Telefon 47 31 70 oder an Michael.Stark@kabelbw.de gebeten.