Die Stuttgarter Oper – Zuschauer bekommen nicht mit, wie marode es hinter den Kulissen aussieht. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Sanierung der Oper: Stadt und Land entscheiden über die weiteren Schritte. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen und zeigen, wie marode die Oper wirklich ist.

Stuttgart - Dass die Oper Stuttgart dringend saniert werden muss, steht für die Mitglieder des Verwaltungsrats der Staatstheater außer Frage. Wenn das Gremium aus Politikern von Stadt und Land an diesem Montag tagt, geht es vor allem um das Wie.

Über die Umbaumaßnahmen der Oper muss entschieden werden

Darf die denkmalgeschützte südliche Seitenbühne des Littmann-Baus um (mindestens) zwei Meter in Richtung Landtag versetzt und erweitert werden, damit ein zeitgemäßer Spielbetrieb auf einer modernen Kreuzbühne möglich ist? Welche Optionen der Raumgewinnung sollen näher geprüft werden: der Abriss und Neubau, die Aufstockung oder die Erweiterung des Kulissengebäudes in Richtung Königin-Katharina-Stift? Und soll der Innenhof, in dem sich jetzt der Böhm-Pavillon befindet, bebaut werden, um mehr Platz für gastronomische Flächen (und damit auch für eine Öffnung von Stuttgarts Kultur-Flaggschiff hin zur Stadt) zu schaffen?

Der Wille der Politik ist da und hat sich seitens des Landes jetzt auch in der Einstellung von 500 000 Euro zur Planung des anstehenden Architektenwettbewerbs niedergeschlagen. Die andere Hälfte der Kosten muss laut Staatsvertrag die Stadt Stuttgart beisteuern. Erst nach dem Wettbewerb wird man wissen, mit welchen Kosten genau für die Entkernung des Opernhauses, für Um- und Anbauten zu rechnen ist, wann die Bauphase beginnen kann, in welchem Zeitraum die Oper geschlossen bleiben muss und welche Art von Interimsspielstätte genau infrage kommt. 342 Millionen Euro hat das Büro Kunkel Consulting zuletzt für die Sanierungsvariante mit einem Erweiterungsbau in Richtung Königin-Katharina-Stift errechnet; der anstehende Wettbewerb soll aber alle Varianten einschließen.

Hinter den Kulissen ist die Oper marode

Wer bei einem Rundgang durch das 1912 eröffnete Gebäude dessen Mängel besichtigt, erkennt rasch, dass vieles nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden kann. Allerorten ticken hier Zeitbomben. Veraltete Computer, überfüllte Kabelschächte und Datenautobahnen, eine marode, überforderte Heizungsanlage, schlechte Isolierung, Brandschutzprobleme, bedrückende Enge und zahlreiche arbeitsrechtlich unhaltbare Zustände künden davon, dass dringend gehandelt werden muss. Aus Angst vor einem Systemausfall bietet das Haus den Regisseuren schon lange nicht mehr sämtliche bühnentechnische Möglichkeiten an. Das sechsmalige Opernhaus des Jahres und das international zur Spitzenklasse zählende Stuttgarter Ballett leben in einem Patchwork von Dauerprovisorien.