Friedemann Vogel als Onegin Foto: Stuttgarter Ballett

Friedemann Vogel war bislang der strahlende Prinz, der Aurora erlöst, der ungestüm liebende Romeo, der dem Schicksal blind in die Falle geht. Ein Guter also, der sich nun auf die Spuren des Bösen begibt.

Nicht nur Schlangen vor den Kassen verliehen der Vorstellung des Stuttgarter Balletts im Opernhaus Premierenstimmung. „Onegin“ stand auf dem Programm, John Crankos Ballettdrama, das in seiner ersten Fassung am 13. April 50 Jahre alt sein wird. Jung bleibt dieses Stück mit den Tänzern, die es interpretieren. Große Namen haben die Titelrolle geprägt, angefangen bei Ray Barra und Heinz Clauss. Nun kommt mit Friedemann Vogel noch einer dazu.

Friedemann Vogel? Kann es sein, dass der Star des Stuttgarter Balletts den Onegin bislang nicht im Repertoire hatte? Ja - und wer den Stuttgarter im Opernhaus ganz in Schwarz gekleidet die Landidylle der Larins betreten sah, der ahnte auch, warum. Friedemann Vogel war bislang der strahlende Prinz, der Aurora erlöst, der ungestüm liebende Romeo, der dem Schicksal blind in die Falle geht. Ein Guter also, der sich nun auf die Spuren des Bösen begibt.

Vogels Debüt wollten viele miterleben, aus Japan angereiste Fans ebenso wie sein Bruder Roland, der den Onegin selbst tanzte, bevor er 2003 seine Karriere beendete. Das Stuttgarter Ballett gab seinem Star einen tollen Rahmen. Elisa Badenes als Olga und Alicia Amatriain als Tatjana bereiteten mit Mädchengeplänkel und natürlichem Charme dem Drama den besten Boden, Daniel Camargos Lenski zündete mit loderndem Zorn die Lunte.

Dass er derjenige ist, der hier die Fäden spinnt, mochte man Friedemann Vogels Onegin erst nicht so recht abnehmen. Kleine Unsicherheiten trübten das Bild vom Abgeklärten, den das Leben so langweilt, dass er es herausfordern muss. Doch spätestens als er aus Tatjanas Spiegel tritt, ist alles Zaudern vergessen. Mit atemraubender Eiskunstlaufleichtigkeit stürzt sich das Paar in ein kurzes, erträumtes Glück. Vogels Onegin deutet da schon an, wie er die junge Frau zum Spielball seiner Launen machen wird. Diese Größe braucht er, um sich am Ende erniedrigen zu können – so sehr, dass einen das Mitleid packt mit einem Mann, der wie ein begossener Pudel vor den selbst gemachten Gefühlstrümmern steht.

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