Oliver Masucci als Hitler in „Er ist wieder da“ Foto: Verleih

Die Filmsatire „Er ist wieder da“ lässt Adolf Hitler im Hier und Jetzt auferstehen, um zu prüfen, ob Deutschland 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg für Hitlers Hasstiraden noch empfänglich ist. Besetzt wurde die Rolle mit dem Schauspieler Oliver Masucci, der aus Stuttgart kommt.

Herr Masucci, Adolf Hitler – fragt man sich da: Wie bin ich bloß zu dieser Rolle gekommen?
Die Rolle kam zu mir, ich wurde dafür gecastet und wusste erst auch nicht, warum. Ich habe es gar nicht verstanden, weil ich gar nicht so aussehe. Das bin ich doch gar nicht. Aber man wollte, dass ich unbedingt komme. Für das Casting habe ich dann die Rede für die Jugend vorbereitet und mich vorher schon bei meinem Nachbarn entschuldigt, falls ich ein bisschen lauter werde.
Kannten Sie das Buch?
Nein, das hatte ich nicht gelesen, weshalb ich anfangs natürlich auch nicht wusste, worum es wirklich geht. Beim dritten Vorsprechen wurde mir klar, David will gar nicht so sehr meinen vorbereiteten Text hören. Es hieß dann, jetzt kommen gleich zwei Psychologen, denen wir erzählt haben, wir drehen einen Dokumentarfilm über einen Typen, der denkt, er wäre Adolf Hitler. Es folgten zwei Therapiesitzungen vor offener Kamera, die völlig absurd waren.
Wie war es, als Sie sich als Hitler das erste Mal selbst im Spiegel angeguckt haben?
Ohne Maske habe ich überhaupt nichts von Hitlers Physiognomie an mir entdecken können. Das Komische ist aber, wenn du dir den Bart anklebst und dir den Scheitel so ziehst, sieht jeder aus wie Hitler.
So wie Sie gerade hier sitzen, haben Sie mehr Ähnlichkeit mit dem dänischen Schauspieler Mads Mikkelsen.
Das höre ich öfters (lacht). Kein schlechter Vergleich, denn den finde ich richtig toll.
Ist es Ihnen leichtgefallen, als Hitler auf öffentliche Straßen zu gehen?
Für den Film war das ein guter Ansatz, der mich interessierte. Generell interessiere ich mich für extreme Charaktere, obwohl ich auch gleichzeitig Angst vor dieser Herausforderung hatte. Es war eine immense Überwindung, eine solche Figur 12 bis 18 Stunden durchzuspielen und dabei Politiker, rechte Parteien und Internet-Nazis zu treffen. Egal wo ich auftrat, immer kamen Leute, und ich musste improvisieren und immer in der Rolle bleiben. Als Schauspieler habe ich dabei natürlich viel gelernt.
Haben Sie auch von Hitler geträumt?
Zum Glück nicht. Obwohl ich mir zuvor viel über das Dritte Reich angeschaut habe. Drei Wochen schloss ich mich in ein Hotelzimmer ein, sah mir Dokumentationen an und hatte einen USB-Stick mit 500 Reden darauf. Ich habe dann immer in diesem Hitler-Duktus gesprochen, selbst Kochrezepte, bis ich richtig reinkam. Insofern habe ich eher taggeträumt.
Jetzt sind Sie Hitler-Experte. Hat sich dadurch auch Ihr Bild über ihn geändert?
Nein, mein Bild von ihm ist genauso schrecklich, wie es vorher war. Du spielst einen Menschen, und das Schlimme ist, dass er ein Mensch war und eben kein Monster. Er war ein Mensch, der andere dazu brachte, das Schrecklichste zu tun. Das ist auch etwas, was in uns Menschen steckt, und das macht es viel gruseliger, als wenn man nur ein Monster vor sich hat.
Standardfrage ist in diesem Zusammenhang, ob man sich über Hitler lustig machen darf, weil man ihn dadurch womöglich verharmlost.
Unser Film ist eine Satire, und mit der Figur Hitler stellen wir etwas bloß. Wir versuchen aufzudecken und etwas über den Zustand unserer demokratischen Gesellschaft zu erzählen. Auf der anderen Seite haben schon sehr viele Leute Witze über Hitler gemacht, man darf nur nicht über die Opfer Witze machen. Das ist überhaupt nicht lustig und wäre fatal.
Hoffen Sie auch, dass Sie mit dieser Rolle eine Filmkarriere anstoßen können?
Absolut, ich habe nach „Er ist wieder da“ bereits drei weitere Filme gedreht, in denen ich ganz anders auftreten werde. In „Winnetou & Old Shatterhand“ als Cowboy, in „Die vierte Macht“ als Chefredakteur einer Zeitung und in „Berlin eins“ als Gangster in den zwanziger Jahren. Das sind schöne Rollen, die da hintereinander gekommen sind.
Wie wichtig ist Berlin für Sie?
Ich habe hier studiert, Schauspielerei an der Universität der Künste in der Fasanenstraße. Insgesamt habe ich hier sieben Jahre gelebt. Als ich 1990 aus Bonn nach Berlin kam, bekam ich noch die letzte Trabi-Welle und die Busse aus Polen mit. Das war eine tolle Zeit, weil hier damals viel losging. Ich habe hier gern gelebt.
Geboren wurden Sie aber in Stuttgart.
Ja, aber ich war nur kurz Stuttgarter, weil meine Mutter 1968 von einem Italiener unverheiratet schwanger war, was damals nicht gut ankam bei ihrer Mutter. Die Schwester meiner Mutter holte sie dann zu sich nach Stuttgart. So bin ich schließlich in Stuttgart geboren. Als dann meine Großeltern sahen, dass ich so ein süßes kleines Kind bin, wurde meine Mutter wieder resozialisiert und durfte zurück. Deshalb bin ich in Bonn aufgewachsen.