Das Classic Car Refugium beherbergt Fahrzeuge, die auch schon mal um die 90 Jahre alt sein können, wie diesen Fiat-Rennwagen. Foto: Thomas Krämer

Im Juli eröffnet das Classic Car Refugium in Filderstadt. Dort kann man bis zu 160 Old- und Youngtimer sicher abstellen, inklusive hermetischer Abschottung und Wohlfühltemperatur für das Heiligs Blechle. Wir haben uns mit der Videokamera umgeschaut.

Filderstadt - Noch umgibt ein provisorischer Bauzaun das Gebäude, einige Stühle im Inneren sind mit Plastikfolie überzogen. Und im Parkhaus sind die meisten Stellplätze leer. Doch das wird sich bald ändern. Die offizielle Eröffnung des „Classic Car Refugium“ im Westen von Bernhausen im Industriegebiet Augenloch ist schließlich erst für den 15. Juli geplant.

Ein sicherer Ort, an den jemand sich zurückziehen kann, ein Zufluchtsort. So erklärt der Duden das Wort „Refugium“. „Eine Spezialimmobilie, in der Fahrzeuge sicher, diskret und klimatisiert untergestellt werden können.“ So nennt Frédéric Bierbrauer, der Projektleiter Vermarktung & Kundenbetreuung, das, was in den vergangenen Monaten entstanden ist. Und Peter Beckert von der Firma Fahrzeugtechnikfirma Pemac packt das in zwei einfache Worte: „Betreutes Wohnen“. Nicht für Menschen, sondern für Autos. Zum Preis von 220 bis 260 Euro im Monat pro Stellplatz – abhängig von der Zahl der Fahrzeuge. Der Spatenstich für das Gebäude war am 8. April 2016, „die Bodenplatte wurde vor gut einem Jahr gegossen“, sagt Bierbrauer. 400 Tonnen Stahl, 3000 Kubikmeter Beton und 53 Kilometer Kabel bilden nun einen von außen unscheinbaren Kubus, der mit inneren Werten glänzen wird – mit Old- und Youngtimern.

Wer hinter diesem Gebäude steht? „Ein passionierter Schrauber und Sammler“, sagt Bierbrauer. Ein Mensch, der diese Idee schon viele Jahre im Kopf gehabt hätte. Den Namen verrät er nicht, nur so viel: „Der Investor hatte schon immer den Wunsch, seine Autos an einem Ort zu haben“. Und dieser Ort wird nach Worten Bierbrauers nun das erste Gebäude, das ausschließlich für den Zweck gebaut wurde, Autos sicher unterzustellen.

Jeder, der sein Fahrzeug liebt, ist willkommen – das nötige Kleingeld vorausgesetzt

Die räumliche Lage sei dabei sehr wichtig gewesen. Zum einen die prosperierende Region Stuttgart, zum anderen die optimale Straßenanbindung und auch die Nähe zum Flugplatz seien Kriterien gewesen. Also kann man davon ausgehen, dass so mancher Fahrzeugbesitzer von weiter entfernten Orten einschwebt, um hier sein „Heiligs Blechle“ zu streicheln oder über deutsche Straße respektive Autobahnen zu bewegen. Versnobt wolle man jedoch nicht sein, betont Bierbrauer. „Unser Haus steht jedem offen, der einen guten und sicheren Platz für sein Auto oder auch Motorrad sucht“, ergänzt er, „jeder, der sein Fahrzeug liebt, ist hier herzlich willkommen.

Frédéric Bierbrauer erklärt das Classic Car Refugium

Als Besucher wird man als erstes den Empfangsraum betreten. Grauer Sichtbeton dominiert hier wie im ganzen Gebäude, an den Wänden hängen Fotos von Autos, die im nächtlichen Stuttgart ins rechte Licht gerückt wurden. Der Rest der 1200 Quadratmeter Grundfläche sind das Reich von Beckert und seinem Team, das von Schraubenschlüsseln, Hebebühnen und Fahrzeuglack. Beckert ist mit der im Erdgeschoss untergebrachten Spezialwerkstatt sozusagen der Hausarzt, immer zur Stelle, wenn die meist in die Jahre gekommenen Modelle ein Wehwehchen haben oder eine Schönheitsoperation ansteht. Hier wird repariert, gewartet, getunt und veredelt – auch an Dauer-Arbeitsplätzen. „Es kann schon einmal über Monate gehen, bis ein Auto vollständig neu aufgebaut ist“, sagt Beckert. Dazu kommen Serviceangebote wie Hol- und Bringservice oder Wertgutachten.

Eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent verhindert rissige Gummis und Rost

Der Mittsechziger blickt auf eine lange Erfahrung im Automobilbereich zurück und hat mit einer Ausbildung zum Kfz-Mechaniker begonnen – „bei einem Lehrmeister, der ein Blech nur anschauen musste, dann war es gerade“. Damals – in Lörrach – sei auch die Liebe zu alten Autos entstanden, wenngleich er sich in seiner Karriere auch mit Sonderfahrzeugen beschäftigte, die 1000 Tonnen Nutzlast hatten. „Warum er sich dann nicht zur Ruhe oder wenigstens in den Sitz eines Oldtimers setzt und durch die Lande reist? „Erstens habe ich kein solches Fahrzeug, und zweitens wäre Nichtstun langweilig“, sagt der Liebhaber englischer Fahrzeuge.

Per Aufzug gelangen die Einsteller mit ihren „Classic Cars“ über eine seitliche und gesicherte Zufahrt neben der Werkstatt vom Erdgeschoss zu den Parkebenen. „Das ist nur mit Karte und PIN möglich“, erklärt Bierbrauer. Zudem habe jeder Stellplatzmieter ausschließlich Zugang zu der Etage, in der auch sein Fahrzeug abgestellt ist, erklärt er und drückt auf einen Knopf. Die Aufzugtür öffnet sich in einem der oberen Stockwerke, man blickt auf leere Stellplätze.

Größer dimensioniert als im Parkhaus um die Ecke, schließlich soll beim Einparken das Auto des Nachbarn nicht verkratzt werden. Drei Ebenen gibt es insgesamt, das bedeutet Platz für rund 160 Autos. Laternenparker würden sich freuen: Hier wird man nie die Scheiben freikratzen müssen. Zwischen zwölf und 20 Grad soll die Temperatur liegen. „Die Luftfeuchtigkeit wird im Bereich zwischen 40 und 60 Prozent gehalten“, sagt Beckert. Das sei das Optimum. Denn wenn es zu trocken ist, werden Gummis, Kabel und Leder brüchig, auch Ölverlust durch poröse Dichtungen sind möglich. Und wenn es zu feucht ist, frisst sich Rost durch die Metallteile, auch Schimmelbildung oder Modergeruch könnten die Folge sein. Und wer will das an seinem Porsche, Mercedes oder anderen edlen Fahrzeugen schon haben?

„Es gibt zwar bereits jetzt vor der Eröffnung mehr Anfragen als Stellmöglichkeiten“, sagt Bierbrauer. Aber noch seien nicht alle Stellplätze fest vergeben, ergänzt er. „Und wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“