Ramsau am Dachstein ist eine Hochburg der Langläufer. Hier trifft man auf flotte Spitzensportler und entspannte Gastgeber.

Ramsau - „Linker Arm schwingt vor, rechtes Bein zieht mit - dann der rechte Arm und das linke Bein . . .“ Das klingt völlig banal und sieht bei Achim Walcher und Maria Theurl einfach und elegant aus. Beim Langlauf-Neuling dagegen klappt gar nichts. Die Beine entwickeln auf den ungewohnt schmalen und wackligen Skiern ein unkontrollierbares Eigenleben, und bei der Koordination scheint die Verbindung zwischen Kleinhirn und Extremitäten irgendwie gestört zu sein. Das Trainerpaar lacht und lobt. „Das war gar nicht schlecht, am Anfang tut sich jeder schwer mit dem Gleichgewicht“. Sie haben gut lachen, schließlich bestritten die Ex-Profis schon Weltcup-Rennen auf den schmalen Brettern.

„Langlaufen lernen in sechs Stunden“ ver-spricht der Tourismusverband Ramsau, und dessen Geschäftsführer Elias Walser ist überzeugt, dass jeder das auch schaffen kann. An den Trainern scheitert es auf keinen Fall. Sie strahlen die Botschaft „Langlauf ist gesund und macht Spaß“ aus. Wobei Langlauf nicht gleich Langlauf ist, denn die Zeiten endlosen Geradeausgleitens sind passé. Heute wird gecruised und geskatet, tapfer gekraxelt und flott abgefahren. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Skating- und Klassik-Stil. Skating ist die sportlichere Variante, bei der sich der Läufer schnell und kraftvoll im Schlittschuhschritt bewegt. Wer eher in Ruhe die Natur genießen will, wählt den klassischen Paral-lelschritt und die gespurte Loipe. Die Wahl muss man treffen, bevor man die Ausrüstung kauft oder leiht, denn während Skater lange Stöcke, hohe Stiefel und kurze, glatte Ski haben, tragen Klassiker lange Ski mit Schuppen, kürzere Stöcke und nur knöchelhohe Schuhe.

Keine Hotelbunker verschandeln die Landschaft

Die nötige Übung freilich kann man nicht kaufen. Deshalb trainieren die Anfänger zunächst einmal fleißig im Langlaufstadion von Ramsau. Loipe vor, Loipe zurück. Ohne Stöcke, mit Stöcken, einbeinig und im Dreivierteltakt. Nach zwei Stunden friert keiner mehr, und die Neulinge dürfen raus auf die Piste. Was für ein Wintertraum: Eingerahmt von Bergen und flankiert vom majestätischen Dachsteinmassiv liegt die breite Hochebene der Ramsau den Langläufern nun zu Füßen. Keine vielstöckigen Hotelbunker verschandeln die Landschaft, nirgendwo ballt sich Beton. Häuser, Höfe und Hotels liegen locker in der Landschaft verstreut, weiß gepuderte Wälder begleiten die Langläufer. Mit einem Loipennetz von 220 Kilometer Länge zwischen 1100 und 2700 Meter Höhe bietet Ramsau perfekte Bedingungen für alle Alters- und Könnensklassen. Weil die Deckschicht nicht immer pünktlich vom Himmel fällt, wird vorgesorgt. Rund 5000 Kubikmeter Schnee übersommern an einem schattigen Plätzchen, gut abgedeckt mit Hackschnitzeln und Folie.

„Das reicht locker, um pünktlich zum 1. November die ersten Langlaufkilometer zu spuren“, sagt Elias Walser. Sobald es kalt genug ist, werfen die Ramsauer außerdem ihre riesige Beschneiungsanlage an und produzieren bis zu 50 000 Kubikmeter Schnee. Der gibt dem Langlaufstadion eine stabile Grundlage und dient dazu, sonnige oder stark frequentierte Loipenabschnitte auszubessern. Die Kalorien, die auf der Strecke abgearbeitet werden, können übrigens in einer der heimeligen Jausen entlang der Loipen wieder aufgefüllt werden. Hier gibt es steirische Schmankerln wie Hirschwürstchen und Käs-Nocken, Bauernkrapfen und Kletzenbrot. Dazu serviert die Wirtin Marillensaft oder Zirbenschnaps. Im Gruberhof gibt’s zu den Gerichten auch noch Geschichte(n). „Diese Bibel wurde im Heu versteckt, damit sie die Missionare nicht fanden“.

Stolz zeigt Hofbesitzerin Christine Prugger den Gästen ihre Lutherbibel von 1772. Sie stammt von ihren Vorfahren, die wie viele Protestanten in abgelegene Hochtäler flüchteten, um hier ihren Glauben zu leben. Nach der Stärkung lockt die glitzernde Piste. Der Anfängertrupp bewegt sich jetzt schon viel souveräner. Arme und Beine finden ihren Takt. Sogar den Kinder-Funpark bewältigen alle unfallfrei. Über Wellen und Schanzen, im Slalom und im Hindernisparcours lernen die Kleinen hier spielerisch den Umgang mit Langlaufskiern. Maria Theurl und ihr Mann haben diesen und den Nordic X-Park für Jugendliche konzipiert, um den Langlauf-Sport zu fördern. Am nächsten Morgen machen sich viele der insgesamt 600 Muskeln, die beim Langlaufen beansprucht werden, bemerkbar. Doch schon wartet die nächste Herausforderung: Atemberaubend in jeder Hinsicht ist der Besuch auf dem Dachsteingletscher.

Auf 2700 Metern liegt mit die längste Gletscherloipe der Welt vor grandioser Felskulisse. Wer ohne Ski kommt, wagt sich auf die Hängebrücke und die Treppe ins Nichts, die 500 Meter über schroffen Felsen schwebt. Nicht so viel Adrenalin produziert der Besuch im Gletscher. Tief ins ewige Eis gehauen wartet der Eispalast mit leuchtenden Skulpturen - eiskalte Fakten zum Gletscherschwund inklusive.

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Infos zur Steiermark

Anreise
Mit dem Auto: A 8 München, Salzburg, A 10 Richtung Villach, Ausfahrt Nr. 63 Eben, B 320 bis Schladming, Ramsau.

Mit dem Zug: Mit dem EC zweimal täglich direkt von Stuttgart bis Schladming oder mit IC/ICE via München und Salzburg. Von Schladming per Hotel-Shuttle, Taxi oder Linienbus nach Ramsau.

Unterkunft
Hotel Ramsauer Alm, Tel. 00 43 / 3 68 78 13 06, www.ramsaueralm.at , DZ/F ab 51 Euro,

Hotel Kielhuberhof, Tel. 00 43 / 3 68 78 17 50, www.kielhuberhof.com , DZ/HP ab 67 Euro,

Hotel Annelies, Tel. 00 43 / 36 87 81 77 50, www.hotel-annelies.at , DZ/F ab 72 Euro.

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall sollten Sie eine Jause besuchen und dort steirische Spezialitäten probieren.

Auf keinen Fall sollten Sie sich mit Langläufern messen, die ohne Anstrengung an Ihnen vorbeiziehen. Die sind nicht sportlicher, sie üben nur schon länger!

Allgemeine Informationen
Langlaufschulen: Fit & Fun, Tel. 00 43 / 664 231 0 231, www.langlauf.co.at ,

Langlaufschule Ramsau, Tel. 00 43 / 3 68 78 14 30, www.skischule-ramsau.at

Langlaufschule Sport Pitzer, Tel. 00 43 / 3 68 78 25 08, www.pitzer.at