Blauer Himmel, kraftvolle Musik von Blaas of Glory: Beim lautesten Winterurlaub in den Alpen winkt Ohrenpfeifen. Foto: Oettle

Lauter Spaß in Kärnten: die Fans rasen beim „Full Metal Mountain“-Festival Berghänge hinab. Europas erstes Heavy-Metal-Festival im Schnee sorgt für entspannte Stimmung im Dorf und auf der Piste.

Man stiefelt an die Ortsgrenze Tröpolachs, den Gondeln des „Millenium Express“ entgegen. Selbige sollen Körper samt Snowboard auf die Spitzen des österreichischen Skigebiets Nassfeld befördern. Von dort oben dröhnt eine tiefe, mitunter fauchende Stimme. Oh no! Der Yeti lebt in Kärnten. Plötzlich Schlagzeugstampfen. Gitarren heulen auf. Ein Bass knurrt. Der Schneemensch mag ja existieren, doch dass er auch noch eine Ein-Mann-Kapelle gründet - absurd! Also hoch, hinein in den „härtesten und lautesten Winterurlaub der Welt“. Mitten in den Bergen lassen es die Kerle an den Klampfen von Montag bis Samstag krachen. Das befeuert Lawinenängste, heizt aber zugleich die Stimmung an. „Full Metal Mountain“, Europas erstes Metal Festival im Schnee, bietet drei Bühnen, die sich via Lift oder eben auf den Brettern ansteuern lassen. Was da auf die Beine gestellt wurde, ist der Traum aller von Andrea Berg und Jürgen Drews geplagten Skifans. Ein Pärchen aus der Schweiz hat genau auf diese Kombination gewartet. Er (Vollbart und „Wacken“-Shirt): „Auf den Skiern habe ich ohnehin ganzjährig Metal im Kopfhörer - fährt sich einfach entspannter.“ Eigens für dieses Event hatte man die Wintersaison verlängert. Kein Wunder also, dass hier hauptsächlich schwarz Gekleidete durch die weiße Pracht stapfen. Insgesamt rasen 2000 Metalheads die Hänge hinab. Und mancher hüpft halt auch im Kängurukostüm umher, formt die Fäuste zu Pommesgabeln und headbangt bei den Lederhosen-Metallern von Tuxedoo in der ersten Reihe.

Der Veranstalter lässt durchblicken, dass Ansässige anfangs skeptisch waren: Was würden langhaarige Ledermantelträger mit Faible für Totenköpfe und Teufelshörner in den beschaulichen Dörfern wie Tröpolach anrichten? Wer sich in der Szene auskennt, der weiß: gar nichts. So furchteinflößend mancher Metal-Mann aussehen mag, so friedliebend ist er in der Regel auch. Entspannte Tage für die Ordnungshüter. Die besondere Atmosphäre durchdringt das gesamte Gebiet: Hotelangestellte tragen „Full Metal Mountain“-Shirts, beim Après-Ski in der Bärenhütte dröhnen Motörhead und Rage Against the Machine aus den Boxen. Für eingefleischte Hartmetaller ist das lockere Gesprächsuntermalung. Generell hört man viele Austriazismen, aber auch ein paar Niederländer und Skandinavier stoßen auf ihre Lieblingsmelodien an. Überhaupt scheint jede Nation einen Vertreter gesandt zu haben. Wie beim Grand Prix. Nur ohne Konkurrenz und mit charakterstarken Musikern. In 1900 Meter Höhe geht’s morgens um 11 Uhr los, also nach den ersten Abfahrten, dem zweiten Weizenbier oder dem dritten Jagertee. Abends, zum Abschluss eines Skitags, locken die Highlights zum Fuße des Berges. Direkt neben der Liftstation steht das „Full Metal Tent“. In diesem 3000-Mann-Zelt sorgen Größen wie Heaven Shall Burn, Sabaton, In Extremo und Accept für Ohrenpfeifen. Wer noch Power hat, betritt danach den unterirdischen Club The Cube und feiert Gruppen wie Russkaja oder Dog Eat Dog bis in die frühen Morgenstunden.