Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller kritisiert das CSU-regierte Bayern, das angesichts von Bürgerprotesten gegen Höchstspannungsleitungen ein Moratorium für den Bau großer Stromtrassen im Freistaat angekündigt hat. Foto: dpa

Der Südwesten braucht den Ökostrom aus dem Norden. Doch wie kommt der quer durch die Republik? Es braucht riesige Stromtrassen - und die Proteste dagegen sind programmiert.

Der Südwesten braucht den Ökostrom aus dem Norden. Doch wie kommt der quer durch die Republik? Es braucht riesige Stromtrassen - und die Proteste dagegen sind programmiert.

Stuttgart - Baden-Württemberg stellt sich gegen die Kritik Bayerns am geplanten Ausbau der deutschen Stromnetze. „Der Ausbau der Trassen ist ein bedingender Faktor der Energiewende“, sagte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller am Mittwoch in Stuttgart. Der Grünen-Politiker kritisierte das CSU-regierte Bayern, das angesichts von Bürgerprotesten gegen Höchstspannungsleitungen ein Moratorium für den Bau großer Stromtrassen im Freistaat angekündigt hat. „Bayerns Distanzierung von den bisherigen Netzausbauplänen schürt unnötig Zweifel und hilft niemandem“, sagte Untersteller.

Mit Blick auf die Energiewende sei es „gefährlich, jetzt an jeder möglichen Ecke bisherige Beschlüsse infrage zu stellen“. Auch Bayern müsse sich an gemeinsam getroffene Vereinbarungen halten. „Ich kann nur hoffen, dass Ministerpräsident (Horst) Seehofer mit dieser Art der Energiepolitik keinen Erfolg in Berlin, insbesondere innerhalb der großen Koalition, hat.“

Der Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur sei nach wie vor die geeignete Grundlage für die überfällige Modernisierung und den notwendigen Ausbau des deutschen Stromnetzes, betonte Untersteller. „Ihn jetzt ad hoc gänzlich infrage zu stellen, ist ein Hüftschuss aus einer bayerischen Luftpistole.“

Proteste gegen Stromtrassen sind programmiert

Dass es beim Bau der Stromtrassen auch in Baden-Württemberg Proteste geben wird, da sind sich die Netzbetreiber sicher. Zwar laufe die geplante Haupttrasse des „SuedLink“-Projekts weitgehend an Baden-Württemberg vorbei, hieß es beim verantwortlichen Netzbetreiber TransnetBW in Stuttgart. Dennoch gehe man von Bürgerprotesten aus, wenn die Pläne des Abschnitts von Norden bis nach Leingarten (Kreis Heilbronn) jetzt konkreter würden.

„SuedLink“ soll bis zum Jahr 2022 Windstrom von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen nach Bayern und Baden-Württemberg bringen - um hier die Stilllegung mehrerer Atomkraftwerke auszugleichen. Man rechne damit, dass sich auch hierzulande Bürgerinitiativen gründen, sagte eine Sprecherin. TransnetBW-Geschäftsführer Rainer Joswig sagte in Berlin: „Wir sprechen hier von der Hauptschlagader und dem Rückgrat der Energiewende.“

In Bayern gibt es gegen eine andere der drei geplanten neuen langen Höchstspannungstrassen aber bereits so massive Proteste, dass die CSU-Landesregierung nun ein Moratorium fordert. TransnetBW hat zuletzt in Baden-Württemberg auch schlechte Erfahrungen mit einem Projekt zum Netzausbau gemacht: Der Bau einer 380-Kilovolt-Leitung zwischen Bünzwangen und Goldshöfe an Schwäbisch Gmünd vorbei ruht nach massiven Protesten - trotz 15 Infoveranstaltungen.