Kaum ist sie eingeweiht worden, wird sie auch schon wieder eingestellt: Die U 15 fährt bald neue Wege. Foto: Achim Zweygarth

Die SSB bereitet den Bau der neuen Trasse für die Stadtbahnlinie U 12 vor. Für die Anwohner am Nordbahnhof bringt dies alten Ärger zurück.

Stuttgart-Nord - Der Neubau beginnt mit einem Abschied. Zunächst mit dem von Bäumen und Büschen an der Wolframstraße. Exakt 44 müssen nahe des Nordbahnhofs fallen. Die Freunde des lilafarbenen Barackenbaus am Fuße des Ufa-Palasts haben auch nicht mehr viel Zeit für ein letztes Lebewohl. Mehr als 50 Jahre lang wurde dort getrunken und gefeiert, zuletzt im Z-Club.

Auch dieser muss in den nächsten Wochen vorsorglich weichen, damit die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) im Verlauf der nächsten Monate mit den Bauarbeiten für die neue Stadtbahnlinie U 12 beginnen kann. Die soll im Jahr 2015 vom Haupt- zum Nordbahnhof und weiter Richtung Bad Cannstatt fahren. Von Endhaltestelle zu Endhaltestelle wird die neue U 12 Dürrlewang mit Remseck verbinden.

Allein dieser Abschnitt kostet 90 Millionen Euro

Eine Idee davon, wie aufwendig die Arbeiten sein werden, gibt der Preis: Allein der Abschnitt zwischen der Stadtbibliothek und der Haltestelle Milchhof wird 90 Millionen Euro kosten. Dabei haben die Straßenbahner bereits sechs Millionen Euro gespart, weil ein Teil der Strecke im Tunnel verlaufen sollte. Aber „wir haben eine oberirdische Lösung gefunden“, sagt der SSB-Chefplaner Volker Christiani.

Ober- oder unterirdisch: Im Bezirksbeirat Nord bekam Christiani keinen Beifall, als er im vergangenen Oktober seine Pläne erklärte. Der Anlass zur Kritik war aber nicht die neue Stadtbahnlinie selbst, sondern dass sie die noch gar nicht so alte U 15 ersetzen soll. Die wird künftig nicht mehr am Haupteingang des Pragfriedhofs halten. Außerdem entfällt sie für Schüler, die die Pragschule besuchen.

Schon damals machte Christiani den Lokalpolitikern keine Hoffnung auf eine andere Lösung. Dabei ist es geblieben: „Des einen Freud, des anderen Leid“, sagt er. Weil die neuen Verbindungen für etliche Berufspendler von Vorteil sind, müssen vergleichsweise wenige leiden. Fahrgäste aus den Stadtbezirken am nördlichen Rand Stuttgarts sparen auf dem Weg in die Innenstadt rund fünf Minuten Zeit. Deshalb „ist das in der Gesamtabwägung sehr sinnvoll“, sagt Christiani. So sah es auch der Gemeinderat.

Der Bau der neuen U 15 ist erst fünf Jahre her

Leiden werden die Anwohner der Strecke. „Eine Baustelle vor der Haustür ist natürlich nie angenehm“, sagt der SSB-Planer, „aber es wird sicher nicht so schlimm wie beim Umbau der U 15“. Deren Bau ist erst fünf Jahre her. Dass trotzdem erneut die Bagger anrücken, ist eine Folge der Hängepartie um Stuttgart 21.

Die Pläne für die U 12, die auch das neue Rosensteinviertel bedienen soll, sind bereits vor zehn Jahren gezeichnet worden, aber erst nach dem Volksentscheid konnte der Bau beginnen. Ein paar Monate zusätzlichen Verzug verursachte eben jene Änderungen von unter- zu oberirdischer Trasse. Diese Verzögerung fällt allerdings nicht mehr auf, denn ursprünglich hatten die Straßenbahner sogar gehofft, dass die neue Linie schon 2008 fahren könnte. Die U 15 war gewissermaßen nur eine Zwischenlösung. So viel ihrer Trasse wie möglich wird weiter verwendet werden.Der eigentliche Gleisbau beginnt erst 2013. Im laufenden Jahr werden die Arbeiter vor allem damit beschäftigt sein, etliche Leitungen zu verlegen, die der Trasse im Weg sind. Fahrgäste müssen sich während der Sommerferien 2013 auf Umwege einstellen. In denen „müssen wir die Stadtbahn ganz aus dem Nordbahnhof rausnehmen“, sagt Christiani, weil die Haltestellen Milchhof und Mittnachtstraße auf 80 Meter verlängert werden müssen.