Die Odenwaldschule im hessischen Heppenheim Foto: dpa

Erneut steht die Odenwaldschule im Zentrum eines Skandals: Ein Lehrer soll kinderpornografische Materialen besessen haben. Das Landratsamt will Antworten - und stellt der Schulleitung ein Ultimatum.

Erneut steht die Odenwaldschule im Zentrum eines Skandals: Ein Lehrer soll kinderpornografische Materialen besessen haben. Das Landratsamt will Antworten - und stellt der Schulleitung ein Ultimatum.

Heppenheim - Wegen des Kinderporno-Verdachts gegen einen Lehrer sieht sich die hessische Odenwaldschule mit einem Ultimatum konfrontiert. Gegen die Schule gibt es Vorwürfe, sie habe versucht, den Verdacht gegen den Pädagogen zu verschleiern. Wenn die Schule nicht bis zum Freitag einen Fragenkatalog zu dem Fall beantwortet, solle es ein Krisengespräch geben, sagte Matthias Schimpf (Grüne) als stellvertretender Landrat des Kreises Bergstraße am Donnerstag.

Der Landkreis ist die für das Internat zuständige Aufsichtsbehörde. Die Wohnung des Lehrers war wegen des möglichen Besitzes von Kinderpornos am 9. April durchsucht worden, die Schule hat dem Pädagogen gekündigt.

Die Darstellung des Falls von Schulleiter Siegfried Däschler-Seiler sei „hart an der Grenze der Unverschämtheit“, sagte Matthias Schimpf. Däschler-Seiler hatte sich im Hessischen Rundfunk gegen den Vorwurf gewehrt, den Verdacht verschleiert zu haben.

Missbrauchsskandal nach Jahren aufgedeckt

An dem Reform-Internat waren vor Jahrzehnten mindestens 132 Schüler von Lehrern sexuell missbraucht worden. Dieser alte Skandal kam erst viele Jahre später an die Öffentlichkeit. Auch das staatliche Schulamt in Heppenheim übte Kritik an der Schulleitung. Das Amt habe nach Hinweisen von Schülern vergangenes Jahr keine Informationen über die Beobachtung des Pädagogen erhalten. „Der Schulleiter ist aber berichtspflichtig“, hieß es.

Laut der Schule geriet der Pädagoge im vergangenen Sommer ins Visier, weil Schüler ihn als „manchmal merkwürdig und komisch“ beschrieben. Die Wohnung des inzwischen entlassenen 32-Jährigen war dann 2014 wegen des möglichen Besitzes von Kinderpornos von der Polizei durchsucht worden. Die Auswertung des sichergestellten Materials kann nach Angaben der Staatsanwaltschaft Darmstadt etwa sechs Monate dauern. Der Verdächtigte schweige.

Das Ultimatum des Landkreises Bergstraße läuft am Freitag um 12 Uhr ab. Die Odenwaldschule teilte mit, sie arbeite an den Antworten auf die gestellten Fragen.