Wer die Früchte von den Bäumen in der Nähe der Hengstäcker ernten möchte, kannn sich bei Ingrid Schulte melden. Foto: Alexandra Kratz

Wer Obst von städtischen Bäumen ernten möchte, muss vorher Kontakt mit dem Gartenamt aufnehmen – oder mit der SPD-Bezirksbeirätin Ingrid Schulte.

Vaihingen - Manch einer nascht schon mal von den blau-violetten Früchten. Doch die junge Frau verzieht das Gesicht: „Die sind noch sauer“, sagt sie. „Kein Wunder“, meint Ingrid Schulte, denn ein paar Tage Sonne brauchen die Pflaumen noch. Doch dann wird es Zeit, sie zu ernten. Sonst fallen sie zu Boden, werden dort zertreten und verfaulen. „Das wäre zu schade“, findet die Möhringer SPD-Bezirksbeirätin.

Sie geht fast täglich an den Pflaumenbäumen auf den Feldern zwischen Vaihingen und Möhringen vorbei. Zwischen dem Probstsee und dem Überbau zum Hengstäckertunnel stehen mehr als 20 Zwetschgenbäume in einer Reihe. Sie gehören der Stadt. Aber die Stadt pflückt die Früchte nicht. In den vergangenen Jahren hat Schulte immer wieder beobachtet, dass Spaziergänger spontan versuchen, die Pflaumen zu ernten. Doch dann ziehen sie die Äste oft so weit runter, dass diese abbrechen. Das will die SPD-Bezirksbeirätin verhindern. In Absprache mit dem Garten-, Friedhofs und Forstamt hat sie für dieses Jahr eine Art von Patenschaft für die Bäume in der Nähe der Hengstäcker übernommen.

Immer wieder werden beim Pflücken Äste abgebrochen

Grundsätzlich ist es verboten, die Früchte von städtischen Bäumen zu ernten. So steht es in Paragraf § 3 Absatz 6 der Stuttgarter Grünflächensatzung. Allerdings nur, um einen Wildwuchs zu verhindern. Denn: „Grundsätzlich begrüßen wir den Wunsch von Bürgern, städtische Obstbäume zu ernten“, sagt Sven Hansen. Er ist der stellvertretende Leiter der Abteilung Stadtgrün und ergänzt: „Wir wollen aber, dass uns die Menschen vorher kontaktieren, damit wir einen Überblick haben.“ Das habe verschiedene Gründe. Zum einen seien einige städtische Flächen verpachtet, beispielsweise die Streuobstwiese Kressart in Sonnenberg. Zum anderen gebe es manchmal auch gute Gründe, dass Bäume nicht geerntet werden, zum Beispiel weil der Standort schlecht zu erreichen ist. Nicht zuletzt wolle man Schäden an den Bäumen und an den Grundstücken vermeiden. Denn es komme immer wieder vor, dass beim Pflücken Äste abgebrochen werden oder aber die Bürger mit dem Auto quer über eine Wiese fahren.

Auch eine Biene freut sich über eine Zwetschge.

„Natürlich wollen wir, dass das Obst von den Bäumen sinnvoll verwendet wird“, sagt Hansen. Das heiße aber nicht nur, dass der Mensch die Früchte ernte. Auch eine Biene oder ein Vogel freue sich über einen Apfel oder eine Zwetschge. Früher habe es auch ein städtisches Obstgut gegeben oder Obstbäume wurden versteigert. Aber das sei personalaufwendig gewesen, sagt Hansen. Derzeit arbeite das Garten-, Friedhofs- und Forstamt an einem neuen Konzept, um das Obst an den Mann oder die Frau zu bringen. Bis das fertig ist, müssen sich die Bürger mit den Mitarbeitern des Gartenamts absprechen. „Das machen auch viele Gruppen“, sagt Hansen. Meistens seien es Kindergärten oder Schulen. „Und wir freuen uns über solche Anfragen.“