Oberstaatsanwalt Jens Rommel wird sich künftig um die Aufklärung von Verbrechen aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft kümmern. Foto: dpa

Der 43-jährige Oberstaatsanwalt aus Ravensburg, Jens Rommel, wird neuer Chef der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg.

Ludwigsburg/Ravensburg - Der Ravensburger Oberstaatsanwalt Jens Rommel wird neuer Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg. Der 43-Jährige wird noch im Oktober die Nachfolge von Kurt Schrimm antreten, der Ende September nach 15 Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Das teilte Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) am Dienstag in Stuttgart mit. „Auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs können dank der akribischen Arbeit immer noch Verbrechen aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aufgeklärt und verfolgt werden“, sagte Stickelberger. Die Zentrale Stelle hatte am 1. Dezember 1958 ihre Arbeit aufgenommen und seither Tausende von Vorermittlungsverfahren eingeleitet.

Erfahrungen beim Bundesgerichtshof gesammelt

Stickelberger verwies auf die Erfahrungen, die Rommel unter anderem beim Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof und zuletzt als stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft Ravensburg gesammelt hatte. „Während einer knapp dreijährigen Tätigkeit als Ressortbeobachter bei der Europäischen Union in Brüssel hat Jens Rommel auch sein großes diplomatisches Geschick und seine hervorragenden Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis gestellt.“ Für die Leitung der auch international bekannten und angesehenen Stelle in Ludwigsburg sei er damit eine Idealbesetzung. Rommel ist in Ellwangen (Ostalbkreis) geboren und in Ravensburg aufgewachsen.

Heute ist die gemeinsame Einrichtung der Landesjustizverwaltungen im In- und Ausland ein Begriff für die juristische Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Verbrechen. Seit ihrer Gründung hat die Zentrale Stelle 7569 Vorermittlungsverfahren eingeleitet etwa gegen KZ-Aufseher. In vielen Fällen handelte es sich um Sammelverfahren mit einer großen Zahl Beschuldigter oder einer Vielzahl von Straftaten.

7557 dieser Verfahren wurden an die Staatsanwaltschaften abgegeben, die über eine Anklage entscheiden. Zwölf Vorermittlungsverfahren sind derzeit anhängig. Die Zentrale Stelle hat mehr als 117 515 Überprüfungs- und Rechtshilfevorgänge sowie Auskünfte bearbeitet. Die Zentralkartei enthält über 1,7 Millionen Karteikarten, gegliedert nach Personen, Tatorten und Einheiten (Stand 31. Dezember 2014).

Vorgänger Schrimm fasste Josef Schwammberger

Rommels Vorgänger Schrimm stand der Ludwigsburger Behörde seit dem Jahr 2000 vor. Einer seiner Höhepunkt waren die Ermittlungen im Fall des SS-Oberscharführers Josef Schwammberger. Ihn hatte das Landgericht Stuttgart 1992 wegen Mordes und Beihilfe zum Mord an über 650 Menschen zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Schwammberger starb 2004 in Haft. Schrimm hatte in diesem Fall nahezu alleine ermittelt und den bis zuletzt uneinsichtigen Nazi-Verbrecher nach seiner Festnahme 1987 in Deutschland vernommen.

„Auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs können dank der akribischen Arbeit immer noch Verbrechen aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aufgeklärt und verfolgt werden“, sagte Stickelberger. Die Zentrale Stelle hatte am 1. Dezember 1958 ihre Arbeit aufgenommen und seither Tausende von Vorermittlungsverfahren eingeleitet.