Mitglieder des Jugendrats werben dafür, sich für die Jugendlichen in Stuttgart zu engagieren. Es lohne sich, sagen die beiden. Auch persönlich hätten sie sehr von der Arbeit profitiert.

Hedelfingen/Untertürkheim - Leonie Scherer kommt direkt von der Schule, vom Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium. Weil am Wochenende die Bewerbungsfrist für die nächsten Jugendratswahlen endet, knapst sie sich ein bisschen Zeit ab. Schule, Sport, Hausaufgaben. Der Tag ist noch voll genug. Aber ihr ist der Jugendrat so wichtig, dass sie die Lücke findet fürs Gespräch.

Leonie Scherer, 18, sieht das gleich beispielhaft: „Viele denken, man findet keine Zeit für den Jugendrat. Aber wenn man es will, dann geht es auch.

Zwei Jahre war sie nun aktiv im Jugendrat der Oberen Neckarvororte. Und Leonie Scherer, die in Luginsland wohnt, bedauert, dass es nicht noch einmal zwei weitere Jahre werden können. Sie steht vor dem Abitur, danach will sie Physik studieren, ins Ausland gehen.

Leonie Scherer war in Paris und Cardiff

Leonie Scherer, Sprecherin des Gremiums, weiß, „dass viele den Jugendrat nicht kennen. Deshalb sind wir kürzlich zum ersten Mal ins Wirtemberg-Gymnasium gegangen und haben das mit einer Power-Point-Präsentation vorgestellt“. Die Schüler seien interessiert gewesen. „Von denen hat zum Beispiel niemand gewusst, dass das Schüler-Abo für Busse und Bahn vor allem dem Jugendrat der Stadt zu verdanken ist.“ In Untertürkheim ist die Auffrischung des Karl-Benz-Platzes dem Jugendrat zu danken. Als kürzlich im Bezirksbeirat die Demontage der Skaterbahn ein Thema war, hat Leonie Scherer die Stimmung gedreht. Ihre „Botschaft“ in Sachen Jugendrat: „Hey Leute, hier geht was! Ihr könnt Euch einbringen! Wir sind aktiv! Was wir machen, ist sinnvoll!“

Ihre Erfahrungen will die 18-Jährige aber nicht auf eine Agenda reduzieren: gewollt, erreicht, liegen geblieben. „Das Engagement hat mir auch persönlich was gebracht. Die Stadt gibt ja Input. Seminare, Begegnungen. Ich war in Paris und Cardiff. Da kriegt man einen anderen Blick. Über den Jugendrat bin ich politisch interessierter geworden. Ich will wissen, in welchem Staat wir leben.“

Was ihr am Land, an der Gesellschaft besonders wichtig ist? „Soziale Gerechtigkeit. Wir haben zu viel Konkurrenzkampf und zu wenig Solidarität. Auch unsere Wirtschaft sollte nicht nur nach Eigeninteressen handeln, sondern ans Gemeinwohl denken.“ Sie wisse, was sie da sage. Man könne auch glücklich leben, ohne Millionär zu sein, meint sie. „Karriere allein ist nicht alles. Life-Balance ist besser. Sich engagieren, in Nichtregierungsorganisationen zum Beispiel, Familie, Freunde, Freizeit, Sport, nach links und rechts schauen im Leben. Darauf kommt es an.“ Ähnlich sieht das Christian Stoll: „Ich will, dass das Leben für alle gut und lebenswert ist. Auch für die Flüchtlinge. Akzeptanz und keine Ignoranz. Das ist mein Motto. Mir gefällt es, dass wir uns da im Jugendrat einig sind.“