Oberbürgermeister Christoph Traub bei seiner Antrittsrede Foto: Norbert J. Leven

Als Filderstädter Eigengewächs muss der neue OB Christoph Traub den richtigen Abstand zwischen Nähe und Distanziertheit finden, meint unser Redakteur Norbert J. Leven.

Filderstadt - Der erste wichtige Termin, die förmliche Amtseinführung in der Filharmonie, liegt hinter Christoph Traub, Nun kann er beginnen, der zeitintensive, konfliktbeladene Arbeitsalltag des Oberbürgermeisters der nach Einwohnern zweitgrößten Stadt im Landkreis Esslingen. Viele Bürgerinnen und Bürger sind gespannt darauf, wie der denn so sein wird, der Neue.

Eines haben die circa 700 Besucher der dreistündigen Festsitzung des Gemeinderats am Montag bereits feststellen können: Traub, der Christdemokrat, war in seiner Antrittsrede stellenweise sozialdemokratisch angehaucht und wirkte dabei (oder gerade deshalb?) souverän und staatsmännisch; Eigenschaften, die man gemeinhin mit einem OB verbindet. Davon benötigt der frischgebackene Rathauschef eine besonders große Portion, damit er auf dem rutschigen Parkett der Kommunalpolitik künftig nicht ins Schlittern gerät.

Von vielen Seiten wird Traub von sofort an mit Begehrlichkeiten konfrontiert werden. Die Erwartungshaltung ist umso größer, als Traub ja „einer von uns“ ist. Gerade weil der OB in Filderstadt aufgewachsen, tief verwurzelt, mit unzähligen Menschen per Du und kommunalpolitisch äußerst erfahren ist, muss er jeden Anschein vermeiden, dass eine Filderstädter Amigo-Connection das Ruder übernommen hat. Von Traub wird also vor allem erwartet, den richtigen Abstand zwischen freundschaftlicher Nähe und amtsnotwendiger Distanz zu finden. Dabei ist es jedoch nicht unbedingt erforderlich, bei offiziellen Anlässen vom vertrauten Du ins förmliche Sie zu verfallen.

Als langjähriger Stadtrat weiß Christoph Traub natürlich – zumindest ansatzweise – was nun an Arbeit auf ihn einprasseln wird. Eines aber wird sich grundlegend mit seinem Wechsel auf die Verwaltungsbank verändern: Als Kommunalpolitiker konnte er Fragen und Forderungen stellen. Von einem Oberbürgermeister werden hingegen in erster Linie Antworten und Taten erwartet.