Sebastian Turner Foto: privat

Der parteilose Sebastian Turner will bei der Stuttgarter OB-Wahl für die CDU antreten.

Stuttgart/Berlin - Sebastian Turner will für die CDU in das Rennen um die OB-Wahl in der Landeshauptstadt ziehen. Der Name des Werbeprofis ("Wir können alles - außer Hochdeutsch"), der in Berlin lebt, wird an diesem Samstag vom CDU-Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann der parteiinternen Findungskommission präsentiert.

Turner bestätigte am Freitag gegenüber unserer Zeitung seine Bewerbung, die er lange abgewogen habe. Ihn reizten die Gestaltungsmöglichkeiten des Stuttgarter Oberbürgermeisters - speziell vor dem Hintergrund der starken Bürgerbeteiligung im Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21.

Turner besitzt kein CDU-Parteibuch, sein Vater war, ebenfalls parteilos, für die CDU Senator in Berlin. "Er hat einen starken Bezug zu Stuttgart, ist beim Thema Stuttgart 21 unbelastet, er stand bei mir ganz oben auf der Liste", sagt Stefan Kaufmann.

CDU-Basis soll OB-Kandidaten im März nominieren

Kaufmann hatte erst vor einer Woche alle 3200 CDU-Mitglieder in Stuttgart angeschrieben und um Vorschläge für die OB-Kandidatur gebeten, nachdem Amtsinhaber Wolfgang Schuster eine dritte Kandidatur abgesagt hatte. Die gesamte Basis soll den Kandidaten am 27. März nominieren können. Dieses Verfahren ist neu, zuvor entschieden Delegierte aus den Ortsverbänden die Personalie.

Mit Turner könne die CDU über ihre Kernwählerschaft hinaus die Bürger ansprechen, glaubt Kaufmann. Das Amt des Oberbürgermeisters sei "nicht nur ein Verwaltungs-, sondern auch eine Gestaltungsaufgabe", so Kaufmann, die zu Turner passe.

Der CDU-Gemeinderatsvorsitzende Alexander Kotz zeigte sich am Freitag "sehr angetan" von der Wahl. "Ich habe Sympathien für jemanden aus der Wirtschaft", so Kotz. Kaufmann habe das Rennen innerhalb der CDU nun eröffnet. Turner erfülle das Kriterium, der Partei neue Kreise öffnen zu können, der Kandidat gehe aber "unbestritten auch ein Wagnis ein". Er nehme an, "dass sich andere Kandidaten nun rasch melden werden", so Kotz. Dass Christoph Palmer, früher Kreisvorsitzender und Staatsminister im Kabinett von Erwin Teufel, dazugehören könnte, wird kolportiert. Palmer aber will nicht zurück in die Politik. Er habe sich komplett für die Wirtschaft entschieden, sagt der Ehrenvorsitzende.

Eisenmann schweigt über mögliche Kandidatur

Als mögliche Kandidatin wird auch die Kultur- und Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann gehandelt. Am Freitag äußerte sie sich nicht zu ihren Absichten, wohl aber zu dem von Kaufmann gewählten Verfahren. Turner sei "zweifelsohne ein ungewöhnlicher Vorschlag, genauso ungewöhnlich wie das Vorgehen des CDU-Kreisvorsitzenden", so Eisenmann. Die Mitglieder hätten nach dem Brief Kaufmanns erwarten dürfen, "Namen nicht aus den Medien erfahren zu müssen", so Eisenmann.

Turner, der sich kommenden Montag in der Partei vorstellen will, ist am 4.Juli 1966 in Clausthal-Zellerfeld zur Welt gekommen, aber in Stuttgart aufgewachsen. Sein Vater war Rektor der Uni Hohenheim. 1999 wurde Turner bekannt, weil die von ihm mit gegründete Werbeagentur Scholz& Friends vom Land den Zuschlag für die Imagekampagne des Landes erhielt.