Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie und erfahren Sie, was die Spaßkandidaten planen. Foto: privat/StN

Bei der OB-Wahl in Stuttgart kandidieren auch Spaßbewerber – schon 17 Bewerber für den OB-Sessel.

Stuttgart - Eines haben sich die Politiker 1996 bis hin zum Ministerpräsidenten Erwin Teufel vorgenommen: Solche Zustände wie bis zu der damaligen Stuttgarter OB-Wahl solle es künftig nicht mehr geben. Kein so aufgeblähtes Bewerberfeld, keine Spaßkandidaten und Selbstdarsteller ohne erkennbaren Rückhalt, die die Geduld der willigen Wähler auf die Folter spannen. Aus diesem Grund erhöhte der Gesetzgeber im Land die Hürden alsbald. Fortan mussten die Bewerber unter anderem je 250 Unterschriften von Unterstützern beibringen.

Als man für Unterschriften noch Türklinken putzen musste, mag das mühsam gewesen sein. Aber im Zeitalter von Internet und Facebook, in dem auch Spaßmacher eine große Bühne finden, ist die Waffe des Gesetzgebers stumpf geworden. Dort lässt sich trefflich um Unterschriften werben, die irgendwann zwischen Beginn und Ende der Bewerbungsfrist – in Stuttgart sind das diesmal der 21. Juli und der 10. September – beim Wahlamt vorgelegt werden müssen.

Dieser Aufgabe stellen sich diesmal bisher 17 Frauen und Männer, darunter allerdings auch die Bewerber der großen politischen Gruppierungen oder von Bürgerinitiativen, für die 250 Unterschriften kein Problem sind. Täglich können noch weitere Aspiranten hinzukommen.

38 Namen standen auf dem Stimmzettel bei der OB-Wahl 1996

1996 hatte der Kreiswahlausschuss am Ende über die Zulässigkeit von 47 Bewerbungen zu befinden. 38 Namen fanden sich auf dem Stimmzettel für den ersten Wahlgang. Einer von ihnen, der sich selbst die Berufsbezeichnung „Hofnarr“ verpasste, durchtrennte im Oktober 1996 mit einer Axt ein Bündel von Stromkabeln vor dem Rathaus und sorgte so für eine Mattscheibe bei den Zuschauern des Süddeutschen Rundfunks. Grund: Der SDR hatte nur die fünf aussichtsreichsten Bewerber zu einer Diskussion vor den Kameras gebeten, nicht aber Bausch. Das Stuttgarter Amtsgericht ahndete die Axthiebe mit einer Bewährungsstrafe.

Nichts deutet darauf hin, dass die heutigen Aspiranten ähnlich brachial vorgehen wollen. Doch die eine oder andere Person ist auch diesmal darunter, die Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Bewerbung weckt. Die Spaßkandidaten, Selbstdarsteller und Einzelkämpfer melden sich jetzt zurück, nachdem im Jahr 2004 nur sechs Kandidaten überhaupt angetreten waren, darunter der „Gastrosoph“ Bernd Heidelbauer und der Aktivist Henning Zierock.

Neben den drei Kandidaten in unserer Bildergalerie gibt es im Kandidatenfeld noch weitere Spaßvögel und Provozierer wie Wolfgang Schmid (52) aus Plieningen, der sich als „Lebenskünstler“ bezeichnet, die Macht von Staat und Beamten brechen und die Bevormundung der Bürger zurückschrauben möchte. Manche haben bisher erst ihre Bewerbung abgegeben, noch keine genauere Visitenkarte. Die Diskussion über Spaßkandidaten und die Zulassungsvoraussetzungen könnte jedenfalls wieder jäh aufflammen.