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Laut Umfragen steht etwa die Hälfte der Bürger Stuttgart 21 kritisch bis ablehnend gegenüber. OB Wolfgang Schuster kämpft für einen Meinungsumschwung.

Stuttgart - Laut Umfragen steht etwa die Hälfte der Bürger Stuttgart21 kritisch bis ablehnend gegenüber. OB Wolfgang Schuster kämpft für einen Meinungsumschwung.

Herr Schuster, Stuttgart21 wird zwischen 2010 und 2019 zur größte Baustelle Deutschlands. Wie wird die Stadt - und wie werden die Bürger damit klarkommen?Wir werden von den größten Bauarbeiten nicht viel mitbekommen, da sie fast ausschließlich auf Bahngelände oder im Tunnel stattfinden. Die Beeinträchtigungen für die Bürger entstehen in erster Linie während des Umbaus der beiden Stadtbahnhaltestellen Türlenstraße und Staatsgalerie.

Viele Bürger sind skeptisch oder lehnen das Projekt komplett ab. Wie wollen Sie diese Menschen überzeugen?Wir waren auf einem guten Weg, als wir Ende der 90er Jahre die offene Bürgerbeteiligung gestartet haben. Damals wurde deutlich, welche Chancen sich dem Städtebau bieten. Dann kam es beim Gesamtprojekt zu zeitlichen Verzögerungen. In dieser Phase der Ungewissheit hat die Glaubwürdigkeit des Projekts leider Schaden genommen. Die Stimmung ist gekippt. Das wollen wir jetzt wieder mit aller Kraft ins Positive wenden.

Die Kritiker stoßen sich nach wie vor an den Milliardenkosten . . .Würde Stuttgart 21 nicht gebaut, würde das Geld eben an anderer Stelle in Deutschland ausgegeben. Davon hätten wir also gar nichts. Die kommunalen Finanzierungsanteile für Stuttgart 21 liegen im Übrigen längst auf einem separaten Konto. Wir machen deshalb keine Schulden.

Verstehen Sie die Bürger, die am alten Hauptbahnhof festhalten wollen?Das Hauptgebäude von Paul Bonatz und der markante Turm bleiben bei Stuttgart 21 erhalten und werden sogar aufgewertet. Trotzdem wird der Abbruch der Seitenflügel eine schmerzliche Angelegenheit. Auch ich hänge an diesem alten Bahnhof. Umso mehr müssen wir in den nächsten Monaten vermitteln, weshalb Stuttgart 21 notwendig ist und welche Perspektiven es für die Stadt eröffnet: Wir erhalten einen neuen Stadtteil, können den Rosensteinpark erweitern und endlich die Schneisen schließen, mit denen die Eisenbahn seit Jahrzehnten das innere Stadtgebiet durchtrennt.

Droht eine Spaltung der Bürgerschaft in Stuttgart-21-Befürworter und Stuttgart-21-Gegner?Ich nehme die Sorgen der Bürger ernst. Ich möchte aber davor warnen, aus Stuttgart 21 einen Glaubenskrieg zu machen. Es gibt sicherlich wichtigere und wertvollere Dinge im Leben als einen Bahnhof.