Protest und Gegenprotest: Gegner des Bildungsplans demonstrieren am 11. Oktober 2015 gegen die „Sexualisierung“ ihrer Kinder, die Gegenseite fordert, „Vielfalt“ zuzulassen. Foto: dpa

Am 23. Januar will das Bündnis „Demo für alle“ in der Liederhalle die Auseinandersetzung gegen die „emanzipatorische Sexualpädagogik“ im Land weiterführen. Die Schwulenbewegung protestiert: Die Stadt hätte dafür den Mozartsaal nicht hergeben dürfen, meint sie.

Stuttgart - Zwischen der Schwulenbewegung und den konservativen Gesellschaftskritikern, die schon gegen den Bildungsplan für Baden-Württembergs Schulen auf die Straße gingen, gibt es neuen Ärger. Anlass ist ein „Symposium“ am 23. Januar im Mozartsaal der Liederhalle.

Es wird vom Bündnis „Demo für alle“ geplant, das gegen „die Sexualisierung unserer Kinder“ zu Felde zieht. Prompt wehrt sich die Interessengemeinschaft Christoper Street Day mit einem Brief an OB Fritz Kuhn (Grüne). Sie beklagt, dass in städtischen Räumen sexuelle Vielfalt zur Bedrohung von anderen Menschen stilisiert werden dürfe. Kuhn habe in einem Grußwort zur Schwulenparade 2015 Vielfalt als Bereicherung bezeichnet und das Schüren von Angst abgelehnt. Daher müsse er sich von der Vermietung distanzieren, die Stadt außerdem die Vermietungsrichtlinien in Einklang bringen mit der gelebten Vielfalt. Versammlungs- und Meinungsfreiheit seien zwar hohe Güter, die Stadt müsse aber nicht Tür und Tor öffnen für plumpen Populismus und falsche Thesen. Das Bündnis habe schon mehrfach unter dem Deckmantel des Schutzes von Ehe und Familie „gegen Vielfalt, Gleichberechtigung und Aufklärung gehetzt“.

Dagegen nimmt der Veranstalter für sich in Anspruch, dass er mit vier Gästen den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen durch eine emanzipatorische Sexualpädagogik ausleuchten und mögliche Folgen öffentlich erörtern will. Erwartet werden der Evolutionsbiologe Axel Meyer, der Sexualwissenschaftler Jakob Pastötter, der Neurowissenschaftler Raphael Bonelli und die Rechtsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.

Vom OB gibt es keine Reaktion. Er ist im Urlaub. Ein Sprecher der Stadt erklärte, den Saal habe die städtische Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart vermietet, nachdem mit Polizei und Staatsschutz geklärt war, dass das Bündnis nicht verboten ist. Die städtische Tochter sei wie die Stadtverwaltung zu politischer Neutralität verpflichtet.