Das 1964 fertig gestellte, denkmalgeschützte alte Gesundheitsamt gilt als herausragendes Beispiel für Verwaltungsbauten. Foto: Horst Rudel

Die Nürtinger Musik- und Jugendkunstschule muss sich mit dem geplanten Umzug gedulden. Die Sanierung und der Umbau des alten Gesundheitsamts wird später fertig. Den Schallschutz mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen, ist nicht leicht.

Nürtingen - Eigentlich hätte die Nürtinger Musik- und Jugendkunstschule bereits im Frühjahr ihr neues Domizil beziehen sollen. Der Umzug ins ehemalige Gesundheitsamt kann jetzt allerdings erst erheblich später erfolgen als geplant. Der Hauptgrund sind Auflagen, die für das 1964 fertig gestellte und denkmalgeschützte Gebäude in der Ersbergstraße gelten.

Blockheizkraftwerk versorgt Schule mit Energie

Um den Anforderungen des Musikunterrichts zu genügen, muss das alte Gesundheitsamt ertüchtigt werden. „Wenn man dort spielt, hört man das im ganzen Haus“, erklärt der Leiter der Musik- und Jugendkunstschule, Hans-Peter Bader. Um die Geräusche zu dämpfen, ist daher eine sogenannte „akustische Sanierung“ notwendig. Eine neue abgehängte Decke einziehen, die Türen aufrüsten – das sind zwei Schallschutzmaßnahmen, die in dem Gebäude anstehen. Die Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt hat sich länger hingezogen als gedacht. Circa ein Jahr hat es bis zur Zustimmung gedauert. Die Sanierung und der Umbau des früheren Gesundheitsamts „stellt die Planer vor eine große Herausforderung“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt Nürtingen.

Die Kosten für die Arbeiten an dem Gebäude sind vom städtischen Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft Nürtingen (GWN) vor mehr als einem Jahr grob auf circa 600 000 Euro geschätzt worden. Dieser Rahmen lässt sich wohl nicht mehr einhalten. Derzeit ist die GWN dabei, aufgrund der veränderten Situation vom Architekturbüro Weinbrenner/Single/Arabzadeh die Kosten neu berechnen zu lassen. Diese Aufstellung soll im GWN-Betriebsausschuss im Dezember präsentiert werden. Noch im selben Monat soll der Gemeinderat einen Baubeschluss fassen. In welcher Größenordnung sich die absehbaren Mehrkosten bewegen, lässt sich derzeit nicht sagen. Ein Umzug der Musikschule hält Hans-Peter Bader in circa einem Jahr für realistisch. Die Jugendkunstschule könnte ihr neues Domizil vielleicht etwas früher beziehen, so der Leiter der Einrichtung.

Im Kunstschulgebäude sollen Flüchtlinge wohnen

Außer der Musik- und Jugendkunstschule soll auch die Nürtinger Stadtkapelle Räumlichkeiten im dann umgebauten alten Gesundheitsamt für ihre Zwecke nutzen. Pläne für die künftige Nutzung des Jugendkunstschulgebäudes in der Sigmaringer Straße gibt es bereits. Im Untergeschoss des Hauses ist ein Blockheizkraftwerk eingebaut worden, das über ein Nahwärmenetz das Max-Planck-Gymnasium und weitere Gebäude in der Umgebung mit Energie versorgen soll. Angedacht ist, dass in dem derzeit noch von der Jugendkunstschule genutzten Haus künftig anerkannte Flüchtlinge untergebracht werden. Das derzeitige Gebäude der Musikschule soll einmal ein Teil des geplanten Bildungszentrums am Schlossberg werden.