Schwarze Tafelbilder erinnern an Klassenzimmer und die Kirchenmalerei. Foto: Horst Rudel

Am Freitag präsentiert der scheidende Kunststipendiat Jens Braun seinen neuen Katalog. Der Abend klingt bei einer Party mit Musik vom Plattenteller, arabischen Häppchen und einer Buch-Lounge aus.

Nürtingen - Die An- und die Abwesenheit von Dingen ist eines der zentralen Themen, mit denen sich Jens Braun beschäftigt. Am Freitag, 27. Januar, wird der Kunststipendiat der Stadt Nürtingen beim Kunstverein in der Galgenbergstraße 9 seinen Katalog „Geste und Ablauf“ vorstellen. Gleichzeitig endet die Ausstellung mit dem gleichnamigen Titel in den Galerieräumen, die den Abschluss von Jens Brauns zweijährigem Stipendium markiert.

Tafelbilder erinnern an einen sakralen Kontext

Besonders deutlich wird die Auseinandersetzung mit dem Thema An- und Abwesenheit in der Serie „Rückenbilder“. „Hier wird die Malerei auf der Rückseite – genauer gesagt der ,Durchdruck‘ der Vorderseite und der stets unbeachteten Seite eines Gemäldes – zum eigentlichen Kunstwerk“, erläutert die Stuttgarter Kunsthistorikerin und Kuratorin Anna Maria Katz.

Jens Braun liebt den spielerischen Umgang mit Materialien. „Ob er Schnörkel in Öl auf Leinwand malt oder als Spuren in Zucker einschreibt, ob er die Rückseite der Leinwand präsentiert oder auf Tafelbildern Wischspuren hinterlässt: ihm geht es stets – und manchmal mit einem Augenzwinkern – um die An- und Abwesenheit“, so Anna Maria Katz. Die Tafelbilder – drei hochformatige mit Tafellack überzogene Holzplatten erinnern mit ihren hellen verwischten Spuren an Tafelbilder, wie sie in jedem Klassenzimmer vorkommen. Durch ihre Anordnung in der Dreier-Formation gleichen sie aber auch einem Altargemälde und können so als Verweis auf einen sakralen Kontext verstanden werden, erklärt Anna Maria Katz.

Neuer Stipendiat Sang Yong Lee ist in den Startlöchern

Die Buch-Release-Party am Freitag mit der Vorstellung des neuen Kunst-Katalogs, an dem der Fotograf Jochen Klein und die Designerin Miriam Mez mitgewirkt haben, beginnt um 19.30 Uhr. Der Abend wird ausklingen mit einer Party, bei der es Musik vom Plattenteller und arabische Häppchen gibt sowie eine Buch-Lounge, die Alexander Hubrig gestaltet hat.

Für Jens Braun endet damit das Atelier-Stipendium. Sein Nachfolger, Sang Yong Lee, steht derweil bereits in den Startlöchern. Der Kultur-, Schul- und Sozialausschuss der Stadt Nürtingen folgte Mitte Oktober der Entscheidung einer Jury und vergab das Atelierstipendium an den 40-Jährigen. Lee erhielt bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen und beeindruckte mit Einzel- und Gruppenausstellungen wie zum Beispiel auf der art Karlsruhe oder in seiner Heimat Südkorea.

Alle zwei Jahre wieder

Ziel
Alle zwei Jahre schreibt die Stadt Nürtingen in Verbindung mit dem Kunstverein und der Freien Kunstakademie Nürtingen ein Stipendium zur kostenlosen Nutzung eines Ateliers aus. Das Stipendium soll einen nachhaltigen Beitrag für die künstlerische Biografie leisten. Es wird erwartet, dass die Stipendiaten eine dem Aufenthalt in Nürtingen zugehörige Werkgruppe erarbeiten.

Kriterien
Um das Stipendium bewerben können sich professionell arbeitende bildende Künstlerinnen und Künstler mit Wohnsitz in den Landkreisen der Kulturregion Stuttgart, die nicht mehr in der Ausbildung sind. Den Stipendiaten sollte während des Stipendiums kein vergleichbares Atelier zusätzlich zur Verfügung stehen und der Arbeitsschwerpunkt sollte deshalb in Nürtingen sein.