Hier entsteht das Gewerbegebiet Großer Forst. Beim Bodentransfer hat ein bodenkundliches Fachbüro unter anderem ein Auge darauf, dass die Erde im Großbettlinger Gatter durch schwere Fahrzeuge nicht zu sehr verdichtet wird. Foto: Horst Rudel

Der wertvolle Boden des künftigen Gewerbegebiets wird abgetragen und in das Großbettlinger Gatter gebracht. Durch den Transfer soll die Qualität der dortigen Böden verbessert werden. Experten begleiten die Maßnahme.

Nürtingen - Fruchtbar ist der Boden im künftigen Gewerbegebiet Großer Forst in Nürtingen. So fruchtbar, dass er zu schade ist für die Erddeponie. Um den Humus zu erhalten, tragen Bagger derzeit den Oberboden ab. Die oberste Schicht wird zum einige hundert Meter entfernten Gebiet Großbettlinger Gatter transportiert. Insgesamt werden so etwa 6700 Kubikmeter Erde bewegt. Der lehmige Löss aus dem Großen Forst soll die Qualität im lössärmeren und somit deutlich weniger fruchtbaren Großbettlinger Gatter verbessern.

Gesetz schreibt schonenden Umgang mit Böden vor

Der Gewerbezweckverband Wirtschaftsraum Nürtingen wandelt den bisher landwirtschaftlich genutzten Großen Forst gemeinsam in ein Gewerbegebiet um. Mit dem Bodentransfer versuchen die Verbandsgemeinden den gesetzlichen Bestimmungen gerecht zu werden, wonach auf einen sparsamen und schonenden Umgang mit Böden zu achten ist. Laut dem Landesbodenschutzgesetz sind Belastungen auf das nach den Umständen unvermeidbare Maß zu beschränken. Damit der Abtrag und das Ausbringen des Bodens Erfolg hat, werden die Arbeiten laut dem Landratsamt von einem bodenkundlichen Fachbüro begleitet. Nach einer Gründüngung ist der neue Ackerboden dann für den Anbau bereit. Wie hoch die Kosten für die Verfrachtung des Bodens sind, lasse sich erst sagen, nachdem die Maßnahme abgeschlossen ist, erklärt der Geschäftsführer des Gewerbezweckverbands, Stefan Schneider.

Vor rund einem halben Jahr präsentierte der Zweckverband die ersten beiden Firmen, die sich im Großen Forst ansiedeln werden. Diesem Tag vorangegangen war allerdings ein jahrelanger und mit harten Bandagen geführter Kampf um das Gebiet. Im Jahr 2000 hatten sich Nürtingen, Beuren, Frickenhausen, Großbettlingen, Kohlberg, Neuffen, Oberboihingen, Unterensingen und Wolfschlugen im Gewerbezweckverband Wirtschaftsraum Nürtingen zusammengetan. Der Große Forst sollte Platz für großflächigeres Gewerbe bieten.

Langer Kampf um die Erhaltung wertvoller Äcker

Vor acht Jahren wurde bekannt, dass die Firma Hugo Boss dort ein Logistikzentrum plant. Gegen das Vorhaben erhob sich in der Nürtinger Bevölkerung eine Protestwelle. Kritiker warnten vor einer Verschandelung der Landschaft durch ein Großlager. Der Schutz der wertvollen Ackerflächen war ein weiteres wichtiges Argument auf Seiten der Bebauungsgegner.

Herbst 2008 sprang der Metzinger Modekonzern ab. Zwei Jahre später kassierte der Verwaltungsgerichtshof den Bebauungsplan wegen eines Verfahrensfehlers. Einem zweiten Anlauf des Zweckverbands zur Umwandlung des Großen Forsts war schließlich doch noch Erfolg beschieden. Der Widerstand ist abgeebbt.